Am Sonnabend haben die SG DHfK/NHV Delitzsch und der Zwickauer HC Grubenlampe das Wort Abwehrschlacht neu definiert. Die Partie in der Handball-Sachsenliga endete nach 60 hochintensiven Minuten 13:13 (7:6).
"Eine so torarme Partie habe ich in dieser Klasse noch nicht erlebt", sagte SG-Trainer Michael Schneider nach dem Gefecht. Tatsächlich bedürfte es wohl intensiver Archivstudien, um eine ähnliche Angriffsflaute aus den Untiefen des Statistik-Ozeans zu angeln. Dabei wartete Schneider mit zwei personellen Überraschungen auf. Sowohl der angeschlagene Jan Jungandreas als auch Kapitän Matthias Juknat (der zuletzt in Glauchau die Rote Karte gesehen hatte) waren an Deck. Das schien die Gäste anfangs allerdings wenig zu jucken. Nach zehn Minuten hieß es 0:3, der Favorit setzte die Segel auf Siegeskurs und der Delitzscher Kahn hatte früh bedrohliche Schlagseite. "Vorne fehlte uns das befreite Spiel. Wir sind zu selten dahin gegangen, wo es wehtut", meinte Kreisläufer Marcel Ulrich.
Immerhin fing sich die Besatzung der MS Concordia Mitte der ersten Halbzeit. Je länger die Partie dauerte, desto mehr bestimmten die Hausherren den Kurs gegen den Tabellendritten. Dabei stand früh fest, dass die Seeschlacht in der Abwehr entschieden würde. Offensiv schien auf beiden Seiten niemand so recht das Ruder in die Hand nehmen zu wollen. "Wir haben wiederholt im Angriff undiszipliniert gespielt, nur punktuell die Lücken im Zweikampf gesucht", zauderte Schneider. Das konnte der SG aber zunächst herzlich egal sein. In Minute 28 ging die Mannschaft erstmalig in Führung, nahm den knappen Pausen-Vorsprung mit unter Deck, sprich in die Katakomben der Beckerhalle.
Doch im zweiten Durchgang schienen des Trainers Worte schmerzliche Gewissheit zu werden. Endlose 17 Minuten zog Delitzsch keine Beute in Form von Toren an Land. 12:8 führten die Gäste (48.) bereits und den Hausherren stand das Wasser in ihrem leckgeschlagenen Pott schon bis zur Nasenspitze. Riesenchancen landeten am Pfosten oder in den krakenhaften Armen des ZHC-Torhüters. Aber die Mannschaft kämpfte, packte sich wie einst Baron von Münchhausen am eigenen Schopf und machte das schon beinahe auf Grund gelaufene Schiff wieder hochseetauglich - vor allen Dingen dank überragender Deckungsarbeit und einem starken Schlussmann Stephan Sarközy. "Abwehr und Torhüter haben optimal umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben, nur schade, dass wir das vorn nicht ummünzen konnten", sagte Schneider.
Sie münzten immerhin ein schon verloren geglaubtes Spiel noch in ein Unentschieden um, was denn auch den Coach, zumindest teilweise, beseelte: "Wenn man den Verlauf der zweiten Hälfte betrachtet, müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein." Waren sie aber irgendwie alle nicht. Klar, wer über Offensivwaffen wie Jan Jungandreas, Jacob Schlichter oder Matthias Strehle verfügt, den können 13 Tore nicht beglücken. "Nüchtern betrachtet, ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", befand Kreisläufer Eric Thomas. Kollege Ulrich ärgerte sich über "die vielen falschen Entscheidungen im falschen Moment". Wer ein echter Freibeuter der Sieben Weltmeere ist, gibt sich eben nicht mit "halben" Siegen zufrieden.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 1.November 2011
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