Handball kann so schön sein, Handball kann aber auch furchtbar hässlich sein. Der souveräne 28:23 (15:13)- Sonntagssieg der SG DHfK NHV Delitzsch gegen den HSV Pulsnitz fällt in letztere Kategorie, was hauptsächlich am schmutzig-brutalen Spiel der Gäste lag.
Nun hatte von vornherein niemand erwartet, dass die Pulsnitzer Pfefferkuchen und andere Gastgeschenke in der Halle verteilen würden. Dass ihnen außer Pfefferspray aber nahezu jedes Mittel recht war, die Delitzscher Angriffe aufzuhalten, kam dann doch etwas überraschend. Offenbar auch für die Schiedsrichter, die den HSV im ersten Abschnitt munter drauflos schlagen ließen, nicht eine Zweiminuten-Strafe verteilten. "Wir haben uns von der überharten Spielweise in der ersten Halbzeit beeindrucken lassen. Die Angriffe nicht beendet, uns in Einzelaktionen verzettelt", sagte SG-Trainer Michael Schneider nach dem Gefecht. Tatsächlich hatte Pulsnitz spielerisch kaum etwas entgegenzusetzen. Während der NHV von Anfang an aufs Tempo drückte, wirkten die Gästeangriffe seltsam langsam, fast schon zeitlupenhaft. Doch diese Taktik funktionierte in den Anfangsminuten ganz manierlich, schläferte die Defensive der Hausherren erfolgreich ein. Schneider tobte am Spielfeldrand. Erst die Einwechslung von Kapitän Matthias Juknat, der unerwarteterweise von der Bank kam, sorgte für einen kurzen Hallo- wach-Effekt. Nach 18 Minuten stand es 12:8, schien Pulsnitz schon zu verzweifeln. Da brach erneut Lethargie über die SG-Defensive herein, die die Mannschaft mit in die Kabine nahm.
Dort dürfte Schneider Wände, Boden und Trommelfell der Seinen erschüttert haben. Diverse Stammspieler verdammte er im zweiten Durchgang nahezu komplett zum Zuschauen. "Bei einigen hat mich die Einstellung gestört, körperlich und geistig", begründete Schneider. Und er lag mit seiner Entscheidung goldrichtig. Nach Wiederanpfiff gelang Pulsnitz eine geschlagene Viertelstunde lang kein Tor. Abwehr und Schlussmann Stephan Sarközi (ebenfalls eingewechselt) hielten plötzlich dicht. Offensiv blieb Delitzsch trotzdem einiges schuldig. "Im Abschluss hat es in der zweiten Halbzeit geklemmt", bekannte Schneider. Für Lichtblicke sorgte Rechtsaußen Robert Fuhrmann, sonst arg im Schatten von Jan Jungandreas, bekam Fuhrmann viele Minuten, bewies mit vier Treffern Torgefahr. Auf der anderen Seite wirbelte Jacob Schlichter in Halbzeit zwei nur kurz. Trotzdem mussten seinem Gegenspieler Ronny Schöne nach der Partie die Beine entknotet werden. Mit fairen Mitteln wusste sich Schöne nie zu helfen und flog völlig zu recht kurz vor Schluss vom Feld.
Am Ende blieb eine weitere Schneider-Erkenntnis: "Schlecht gespielt, trotzdem mit fünf Toren gewonnen". Mannschaftsleiter Sören Raab ergänzte: "Da kommen noch ganz andere Schlachten auf uns zu." Die haben dann hoffentlich wieder mehr mit schönem Handball zu tun.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 4.Oktober 2011
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