Optimisten würden sagen: "Es kann nicht mehr schlimmer kommen." Pessimisten hingegen eher: "Gegen wen wollen sie denn gewinnen, wenn nicht gegen Kamenz?" Realisten stellen nach der siebten Niederlage im siebten Sachsenligaspiel des NHV Concordia Delitzsch nüchtern fest: Die Loberstädter vereinen die schlechteste Offensive mit der schlechtesten Defensive, stehen am Tabellenende und haben drei Punkte Rückstand auf den vor ihnen platzierten ZHC Grubenlampe. Bei noch 15 ausstehenden Partien scheint der Zug gen Klassenerhalt also dennoch längst nicht abgefahren zu sein.
Nur sind die nächsten Gegner nicht gerade von Pappe und für den NHV in seiner momentanen Verfassung wohl kaum zu schlagen. Am kommenden Sonntag geht es im Becker-Karton gegen Plauen (Tabellenzweiter) dann zu Ligaprimus Hoyerswerda, ehe der HSV Dresden (4.) in der einstigen Handballhochburg Delitzsch vorbeischaut. Das sind auch für Trainer Matthias Albrecht "die absoluten Staffelfavoriten", der gleichzeitig auf den Außenseitereffekt hofft. "Wir können völlig befreit aufspielen, von uns erwartet in diesen Spielen eigentlich keiner etwas."
Und dennoch: Alles andere als drei klare Niederlagen kämen einer Sensation gleich, gerade wenn man die Leistung der Concorden vor zwei Tagen in Kamenz bedenkt. 19:31 (11:17) hieß es dort nach 60 Minuten. "Wir haben in der ersten Halbzeit allein zwölf eins-gegen-eins Konter und vier Siebenmeter nicht verwandelt", beklagt Albrecht die desaströse Chancenverwertung der Seinen. So liefen die Gäste, anstatt selbst das Zepter zu übernehmen, meist einem Rückstand hinterher. Klar, die Mannschaft ist mehr als unerfahren, im Durchschnitt keine 18 Jahre, aber selbst Albrecht sagt: "Die Möglichkeiten, die wir gegen Kamenz vergeben haben - das war teilweise schon Unvermögen."
Immerhin etwas Positives konnte der Coach auch dieser Partie abgewinnen. "Der Abwehrverbund hat ordentlich gearbeitet, für Ballgewinne gesorgt, aus denen wir leider nichts gemacht haben." Auch was die Konkurenz im Abstiegskampf angeht, sieht Albrecht neben dem Vorletzten Grubenlampe durchaus noch andere Wackelkandidaten. "Da können noch viele einbrechen, Zwönitz hat zum Beispiel schon stark nachgelassen." Ja, zur Zeit muss man eben Optimist sein als Delitzscher Handballfreund. Weitere Unterstützung ist übrigens in Sichtweite. Robin John und Bastian Eckert werden noch im November 17 Jahre alt. Für den Nachwuchs der Krabbelgruppe der Sachsenliga ist also gesorgt.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 9.November 2010
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