Sonntag, 22. November 2009

TV Hüttenberg - Concordia 27:26 (14:12)

Der Spielverlauf
Den leicht besseren Start erwischten die Delitzscher. Bis zur 12. Spielminute legten sie stets einen Treffer vor, der immer wieder von Hüttenberg egalisiert werden konnte. Folgend unterliefen den Concorden etliche technische Fehler, allein sechs zählte Coach Jungandreas in der ersten Halbzeit. Dass der Gastgeber kein größeres Kapital daraus schlagen konnte, war zum einen Torhüter Gabor Pulay zu verdanken, der immerhin zwei freie Konterwürfe parieren konnte. Einen noch größeren Beitrag jedoch leistete Hüttenberg selbst, das ebenfalls die Bälle reihenweise herschenkte. Trotz alledem stand der TV besser in der Deckung, Concordia kam nur selten zu einem erfolgsversprechenden Abschluss. Dass den Sachsen im ersten Spielabschnitt dennoch 12 und Hüttenberg nur 14 Tore gelangen, war aus der Sicht von Blau-Weiß als äußerst schmeichelhaft zu bewerten.
In der zweiten Halbzeit schien Uwe Jungandreas seinen Schützlingen einige deutliche Worte mit auf dem Weg gegeben zu haben. Nicht nur dass Ballgewinne in direkte Tore umgewandelt worden, René Boese tat sich hier hervor, sondern auch das Positionsspiel funktionierte endlich. Baumgärtel und Jacob rissen das Spiel förmlich an sich, attackierten endlich wie erforderlich das Tor, schufen Lücken für die Nebenleute. Folgerichtig erzielte Delitzsch trotz Unterzahl vier Treffer in Serie und ging in Führung. Lange hielt die Führung nicht, doch war die Partie fortan völlig offen. Als Concordia abermals knapp in Front lag (23:24) und Hüttenbergs Jezewski eine Zweiminutenstrafe erhielt, hätte man sich rückblickend betrachtet absetzen müssen. Anstatt sofort den Weg zum Tor zu suchen blieb man zu passiv, was mit einem Ballverlust, einem Fehlwurf und zwei Toren für den TV bestraft wurde.
Alles in allem steuerte die Partie gnadenlos auf ein Unentschieden hin, denn keines der beiden Teams hatte den Sieg mehr verdient als das andere. Doch da die Begriffe Gerechtigkeit und Sport bekanntlich nur selten zusammenpassen, sollten auch diese 60 Handballminuten ein anderes Ende erfahren.

Die Deckung
Concordia-Coach Jungandreas setzte über das gesamte Spiel über auf eine 5:1-Abwehr mit Uli Streitenberger als vorgezogene Spitze. Jener konzentrierte sich auf Hüttenbergs Rückraumass Tomasz Jezewski, der bekanntermaßen aus allen Lagen treffen und genauso gut die Bälle verteilen kann. Jenes Teilziel, Jezewski aus dem Spiel zu nehmen, ist Concordia sehr gut gelungen. Dennoch hatte man Probleme mit der schnellen Spielweise des Gastgebers. Scholz und Laudt im Rückraum sorgten für viel Druck, die entscheidenden Lücken aber riss der wendige Kreisläufer Christian Stelzenbach. Zwar erzielte dieser nur einen Treffer, doch rannte er Alexander Pietzsch, der wie immer das Deckungszentrum ausfüllte, förmlich einen Knoten in die Beine. Folgerichtig muss man trotz aller Leistungsbereitschaft konstatieren, dass Pietzsch ein wenig zu langsam für eine derartige Form der Abwehr ist. Nicht besser lief es in den Minuten, als Cristian Telehuz zum Einsatz kam. Zwar schien Stelzenbach den Zweimeter-Hünen in Ehrfurcht aus dem Weg zu gehen, dennoch ging das schnelle Spiel des TV auch am Rumänen vorbei.
In Anbetracht der Umstände konnte man in der Halbzeitpause eine Umstellung auf eine 6:0-Deckung erwarten, in der Pietzsch und Telehuz ihre körperlichen Voraussetzungen besser zur Geltung bringen würden. Dies geschah aber nicht, Jungandreas vertraute weiterhin der 5:1. Da die Probleme blieben, kassierte Delitzsch im zweiten Durchgang 13 Treffer, fast alle aus dem Positionsspiel. Ob das ein zufriedenstellender Wert ist, kann hinterfragt werden. Im Vergleich zu den vergangenen beiden Partien gegen Frankfurt und Wuppertal (jeweils 17 Gegentore in der zweiten Halbzeit) wird Jungandreas dennoch einen Fortschritt sehen.
Große Probleme auf der Halbposition hatte zwischenzeitlich Steve Baumgärtel, der seinen direkten Gegenspieler – zumeist war es Laudt – das ein oder andere mal ziehen lassen musste. Diese Nachlässigkeiten begründen sich aber relativ einfach, dem Halbrechten fehlt einfach die Luft, stellt er doch in der Offensive die zentrale Figur dar. Deshalb war die Entscheidung von Jungandreas auch richtig Daniel Warmuth in der Deckung für Baumgärtel zu bringen. Dieser verschaffte ihm die nötigen Pausen.

Die Torhüter
Einen auffallend geringen Einfluss auf dieses Spiel hatten die Torhüter. Sie hatten kaum Gelegenheit sich auszuzeichnen, denn entweder konnten sowohl Hüttenberg, als auch Delitzsch einen sicheren Wurf abgeben, der nur schwer zu halten war oder der Angriff endete in einem technischen Fehler bzw. in einem (am Tor vorbeirauschendem) Fehlwurf. Gabor Pulay, der zwei freie Konter des Gastgebers abwehren konnte sowie einen Siebenmeter parierte, kam auf 11 Paraden. Hüttenbergs Ritschel bekam nur viermal die Hand an den Ball, der in der 35. Minute eingewechselte Redwitz konnte sich immerhin fünf mal auszeichnen, wobei er einen Siebenmeter von Riehn hielt, der aber im Nachwurf einnetzte.

Der Angriff
Das Offensivspiel war im ersten Durchgang als ziemlich enttäuschend zu bezeichnen. Es fehlte der Druck zum Tor, es wurden keine Lücken gerissen. Unter Zeitdruck musste man letztlich oftmals auf einen Notwurf zurückgreifen, der überraschenderweise doch hin und wieder den Weg ins gegnerische Tor fand. Fast dramatisch erschien die hohe Anzahl an technischen Fehlern, die Hüttenberg allerdings – nicht gerade in der Manier eines Tabellenführers – nur selten ausnutzte.
In Halbzeit zwei änderte sich das Geschehen gewaltig. Baumgärtel und Jacob rissen die Partie an sich, übten einen großen Druck auf die gegnerische Deckung aus. So entstanden immer wieder Lücken, die größtenteils auch genutzt wurden. Wenig überraschend ist, dass eben Baumgärtel und Jacob Concordias erfolgreichste Torschützen waren. Sie sind auf ihren Positionen momentan von keinem anderen Concorden zu ersetzen. Baumgärtel spielte im Angriff komplett durch, Jacob erhielt nur wenige Minuten eine kleine Pause. Till Riehn und Philipp Seitle zeigten sich engagiert, doch im Abschluss agierten sie oft glücklos. Eine Ausnahme stellte dabei ein völlig missratener Pass an den Kreis zu Oehlrich dar, der dank des schlafenden TV-Torhüters seinen Weg direkt ins Tor fand.
Einen rabenschwarzen Tag erwischte aber auch jener Thomas Oehlrich, der lediglich eine seiner wenigen Chancen nutzen konnte. Gewohnt treffsicher präsentierte sich René Boese, der 5 seiner 7 Würfe im Gehäuse unterbrachte.

Die Schiedsrichter
Über 58 Minuten und 30 Sekunden betrachtet waren die Schiedsrichter die besten Akteure auf dem Feld. Im Gegensatz zu den agierenden Mannschaften machten sie kaum Fehler, pfiffen unauffällig und kamen mit wenig Zeitstrafen aus.

Die letzen 90 Sekunden
Was diesem Bericht noch fehlt ist das Ende. Das Ende, dass der Sympathisant des Delitzscher Handballs nicht gern lesen wird, doch aber dazugehört. Nachdem sich Concordia durch die Tore von Baumgärtel und Boese wieder auf 26:26 herangekämpft hatte, bekam Hüttenberg bei 58 Minuten und 34 Sekunden auf der Uhr einen Siebenmeter zugesprochen, Oehlrich erhielt zudem eine Zeitstrafe. Jezweski verwandelt für die Gastgeber, Pulay wirf den Ball zum Mittelkreis. Da dort allerdings niemand steht, trudelt der Ball in die Hälfte der Hüttenberger, was für die Schiedsrichter Grund genug ist, um sofort Zeitspiel anzuzeigen. Die Situation schnell erfasst, schnappt sich Uli Streitenberger den Ball und dribbelt auf die Hüttenberger Deckung zu, die sich noch nicht formiert hatte. Concordias Blondschopf wird letztlich von drei Abwehrspielern des TV gebremst, von denen zwei deutlich im Kreis stehen. Der hier dringendst erforderliche Siebenmeterpfiff blieb jedoch aus, was letztlich den kleinen Unterschied im Spiel zweier gleichstarker Mannschaften ausmachte. Hüttenberg gelang so wieder in Ballbesitz und spielte die Uhr – auch dank einer weiteren Zeitstrafe gegen Telehuz – clever herunter. Endergebnis: 26:27.
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Statistiken
Hüttenberg: Ritschel (4 Paraden), Redwitz (5/1 Paraden); Stelzenbach (1), Langenbach (4), Laudt (6), A.Lex (2), S.Lex (2/2), Scholz (5), Rigterink, Billek, Bepler (n.e.), Jezewski (4/2), Faulenbach, Stock (3).
Concordia: Pulay (11/1 Paraden), S.Müller (n.e.); Streitenberger (2), Meiner, Oehlrich (1), Akatsuka, Jacob (5), Riehn (5/2), Seitle (2), Baumgärtel (6), Boese (5), Warmuth, Pietzsch, Telehuz.
Zeitstrafen: Hüttenberg 5x2 Minuten (2x2 Minuten Jezewski, 1x2 Minuten Stelzenbach, Rigterink und Scholz); Concordia 4x2 Minuten (2x2 Minuten Oehlrich, 1x2 Minuten Pietzsch und Telehuz).
Rote Karten: keine.
Siebenmeter: Hüttenberg 6/4 (S.Lex scheitert an Pulay, Jezewski wirft über das Tor); Concordia 3/2 (Riehn scheitert an Redwitz, trifft aber im Nachwurf).
Zuschauer: 3800 in der Rittal-Arena in Wetzlar (ausverkauft).

6 Kommentare:

  1. Huch! Gerade wollte ich die Stats reinschreiben... Danke! :D :D :D

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  2. He Christoph,

    super Bericht!

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  3. @ Matthias
    Die Paraden habe ich nur für dich gezählt! :)

    @ Antje
    Danke! ;)

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  4. Hast du sehr schön geschrieben, Christoph.
    Ab jetzt Besuchs- und Schreibpflicht bei jedem Spiel.
    Die Reisekostenabrechnungen bitte einreichen bei Concordia Delitzsch, z.H. Sven S. ;-)

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  5. Dann muss er aber auch dafür Sorgen, dass meine Mannschaft die Spiele ohne mich gewinnt und mich für meine fehlenden Arbeitsstunden entlohnen. :)

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