Delitzsch. Nachdem sich das Finanz-Chaos beim Handball-Zweitligisten Concordia Delitzsch unter Missfallen des Vorstandes den Weg an die Öffentlichkeit gesucht hatte, kompensierten die Jungs von Trainer Uwe Jungandreas die internen Reibereien zunächst mit einem sportlich beachtlichen 34:34-Remis gegen Frankfurt-Rhein-Main. Von einer „leichten Entspannung“ ist nun die Rede. Heißt wohl im Klartext: Die Querelen sind noch lange nicht ausgesessen. Nun schickt der unbarmherzige Spielplan die angeschlagenen Nordsachsen an diesem Sonntag auch noch ausgerechnet zum amtierenden Spitzenreiter TV Hüttenberg. Ab 18 Uhr fliegt das Leder in der Wetzlarer Rittal-Arena. Die Handball-Hochburg Delitzsch will sich beweisen – trotz oder gerade wegen der Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Tage.Der Trainer hat derzeit wohl das schwierigste Amt inne. Denn für Uwe Jungandreas ist die problematische Situation zwischen Vorstand und dem Kader des Zweitligisten eine Gradwanderung. Er steht zwischen den Fronten, kann sich in die Lage beider Partien versetzen. „Wir durchleben sehr komplizierte Zeiten. Aber ich weiß auch, dass hier alle intensivst versuchen, das Geschäft am Leben zu halten. Keiner schmeißt einfach hin. Das spricht für den Klub“, sagt Jungandreas. Der Bundesliga-Handball gehöre laut Coach mittlerweile zur Identität der Stad Delitzsch. Diese Stellung habe sich Concordia über viele Jahre hinweg erarbeitet. „Bislang ist es immer weitergegangen“, fügt Kapitän Thomas Oehlrich hinzu. Beide setzten nun darauf, den wirtschaftlichen Defiziten mit sportlichen Erfolgen entgegenzuwirken.Dass ausgerechnet jetzt die Partie gegen den Tabellenführer ansteht, ist dabei gar nicht das größte Problem. „Gegen den Spitzenreiter zu spielen, ist immer schwer“, kommentiert Jungandreas sachlich. Weitaus mehr Kopfzerbrechen bereite ihm momentan die Personalsituation seiner Truppe. Denn die Blau-Weißen wurden in dieser Woche zu allem überflüssigen Übel auch noch von einer Erkältungswelle eingeholt. „Martin Müller wird definitiv ausfallen“, erklärt der Coach. Till Riehn hingegen scheint bis zum Anpfiff am Sonntag wieder fit zu sein. Allerdings steht hinter dem Einsatz von Philipp Seitle noch ein großes Fragezeichen.Der Trainer macht unmissverständlich klar: „Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir uns steigern.“ Dabei nimmt er vor allem seine Nummer eins im Tor in die Kritik. „Gabor Pulay hat uns zu Beginn der Saison einige ganz wichtige Punkte gesichert. In den vergangenen Spielen hat er jedoch geschwächelt. Nun muss er diese Phase endlich abhaken“, sagt der 47-jährige Handball-Lehrer. Er ist sich sicher, dass „die Partie über die Defensive entschieden wird.“ Den Jungs müsse klar werden, dass allein über den Angriff nicht viel auszurichten sei.„Die große Stärke von Hüttenberg ist die Eingespieltheit. Schließlich spielt der Kader seit vier Jahren fast komplett in dieser Konstellation zusammen“, analysiert Jungandreas. Ein (kleines) Plus verzeichnet die Statistik aber auch für die Delitzscher Gäste: Denn der Gegner ist nach zuletzt zwei derben Niederlagen ebenfalls angeschlagen. Bleibt eigentlich nur die Frage: Wer steht schneller wieder auf?
Daniel Kaiser, Leipziger Volkszeitung vom 21. November 2009
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