Es war der Abend der Improvisation. Vor Beginn der Partie stellte Team-Manager Marko Bergelt in der Delitzscher Mehrzweckhalle eigenhändig die Auswechselbänke für die beiden Mannschaften auf. Danach schleppte er Stühle für die Zuschauer, die sich das erste und einzige Vorbereitungsspiel des heimischen Handball-Oberligisten NHV Concordia gegen den Drittligisten Elbflorenz Dresden II anschauen wollten. In der Punktrunde erledigen viele fleißige Helfer im Hintergrund diese Aufgaben. Auch das Delitzscher Trainer-Team Jan Jungandreas und Maik Kroke musste bei der Aufstellung unkonventionell handeln: Frank Grohmann, Tobias Karl, Martin Müller, Niklas Prautzsch, Jonas Meiner und Oliver Wendlandt konnten nicht mitmachen, Jan Derk Janßen befindet sich nach seinem Kreuzbandriss weiter im Aufbautraining und Neuzugang Jerome Molzberger steht erst ab September zur Verfügung. Umso erstaunlicher, dass die zehnköpfige Concorden-Rumpftruppe gut mithielt und dem vormaligen Oberliga-Meister nur mit 24:26 (11:12) unterlag.
„Die Begegnung hat Spaß gemacht“, zeigte sich Coach Kroke denn auch zufrieden. Weniger Vergnügen hatte er jedoch an der Anfangsphase. „Da waren wir zu nervös“, bemängelte er. So verliefen die ersten 20 Minuten relativ einseitig. Der Ex-Delitzscher Oskar Emanuel, der auch im Kader des in der zweiten Bundesliga spielenden ersten Dresdner Teams steht, scheiterte mit seinem ersten Wurf zwar am Pfosten, erzielte kurz danach aber die 1:0-Führung für die Gäste.
Der NHV hatte in dieser Phase Probleme im Zusammenspiel und vergab auch beste Torgelegenheiten. Die Abwehr zeigte sich ebenfalls ungeordnet – bis Jungandreas eingriff. Er rief Neuzugang Niklas Zierau zu sich, gab Hinweise. Fortan packte der frühere Magdeburger noch energischer zu. „Jawohl“, rief Jungandreas lobend, nachdem Zierau eine Offensivaktion von Elbflorenz unterbunden hatte, wodurch er der gesamten Defensive Stabilität verlieh. Und auch der Angriff kam endlich auf Touren. Den 5:11- Rückstand verkürzten die Gastgeber bis zum Seitenwechsel auf 11:12. Kreisläufer Moritz Brodowski netzte dreimal ein, wurde von seinen Mitspielern auch gekonnt angespielt. Jetzt gelang, was zuvor nicht geklappt hatte.
Der zweite Durchgang schien sich zu einer Parallele der ersten Halbzeit zu entwickeln. Die Gäste zogen auf 15:11 davon. Doch dann kam Maximilian Amtsberg auf Touren. Der Torschützenkönig der Thüringen-Liga der vergangenen Saison (244 Treffer) bewies seine Vollstreckerqualitäten. Alle seine fünf Tore warf er nach dem Pausentee – kein Wunder, zuvor wurde er nur in der Abwehr eingesetzt, um dort Erfahrung zu sammeln. So kam der NHV nicht nur wieder heran, sondern ging beim 19:18 sogar in Führung. Das blieb allerdings ein einmaliges Ereignis, am Ende setzte sich Elbflorenz knapp durch. Pech hatte Delitzsch, weil das Ausgleichstor von Brodowski zum 25:25 aberkannt wurde, da zuvor die Auszeitkarte auf den Tisch des Kampfgerichts gelegt worden war.
„Wir sind in der zweiten Halbzeit immer besser geworden“, kommentierte Kroke. Er habe eine starke kämpferische Leistung gesehen. „Wir haben es gut gemacht.“ Gegen einen Gast, der am vergangenen Wochenende den Delitzscher Liga-Kontrahenten Freiberg mit 23:10 überrollt hatte. Das stimme durchaus zuversichtlich für den Punktspielauftakt am 31. August bei den heimstarken Köthenern, meinte Kroke. Zumal dann sicherlich auch der eine oder andere Spieler dabei sein wird, der jetzt ausgefallen war. Oben drauf kommt, dass „die alten und jungen Delitzscher Spieler gut zusammengearbeitet haben“, wie Oskar Emanuel festgestellt hat.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 22.August 2019
NHV: Herholc, Voigt; Brodowski (5), Baumgärtel (1), Amtsberg (5), Teresniak, Sowada (4), Schmidt (6), Zierau (1), Günther (2)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen