Hoffnungsvoll und mit einer großen Anzahl Fans im Rücken reisten die Oberliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch nach Köthen. Das erste Auswärtsspiel der noch jungen Saison sollte die nächsten Punkte einbringen. Daraus wurde nichts – ein grandios haltender Christian Kanzler im Tor der Gastgeber brachte die NHV-Akteure schier zur Verzweiflung. 25:31 ging die Partie verloren. „Christian Kanzler im Köthener Tor hat heute den entscheidenden Unterschied ausgemacht. Wenn man im Angriff so oft scheitert wie wir heute, ist es schwer, ein Spiel zu gewinnen“, sagte NHV-Kapitän Jan Jungandreas: „Außerdem hatten wir vor allem in der zweiten Halbzeit wenig Zugriff in der Abwehr. 18 Gegentore sind da einfach zu viel.“ Der Köthener Hüter glänzte mit 19 Paraden, darunter vier gehaltenen Siebenmetern – und entschied das Kanzlerduell eindeutig zu seinen Gunsten.
„Hier mit minus Sechs zu verlieren, ist einfach zu viel. Aber wenn man vier Siebenmeter vergibt und sieben Mal im Eins gegen Eins verwirft, kann man in Köthen nicht gewinnen“, meinte Trainer Wladimir Maltsev und anerkannte: „Christian Kanzler hat natürlich sensationell gehalten.“ Aber auch mit eigenen Abwehrleistung könne man nicht zufrieden sein. Man müsse sich da mehr gegenseitig helfen und für seinen Geschmack habe auch Aggressivität gefehlt. Maltsev: „Köthen hat mit seinem erfahrenen Rückraum immer wieder variabel gespielt hat und unsere verschiedenen Deckungssysteme so unter Druck gesetzt. Mit der kämpferischen Einstellung meiner Mannschaft bin ich trotzdem zufrieden.“
Beide Teams konnten personell nahezu aus dem Vollen schöpfen, so dass beste Voraussetzungen für eine spannende Partie gegeben waren. Den ersten Treffer markierte Geburtstagskind Lucas Mittag. Was zu diesem Zeitpunkt keiner ahnte, es sollte für die Gäste die erste und einzige Führung im Spiel bleiben.
Die Abwehr um Hüter Kanzler war sofort hellwach, Oliver Wendlandt am Kreis wurde seitens der Köthener intensiv bearbeitet. Bereits nach zehn Minuten kassierte er die zweite Zeitstrafe, was dem Delitzscher Spiel nicht bekam. Maltsev stellte die Mannschaft um, trotzdem führte Köthen in der 18. Minute mit 9:6.
Bereits zu diesem Zeitpunkt offenbarten sich zwei große Unterschiede im Spiel, Köthen hatte den besseren Torhüter und der Delitzscher Angriff strotzte vor Fehlwürfen. Selbst klarste Chancen, freie Würfe nach Kontern, wurden nicht genutzt.
Die Concordia-Abwehr konnte sich dann in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit steigern und auch Köthen zu Fehlern zwingen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff, es stand 13:12, hatte Sascha Meiner die Chance, den Ausgleich zu erzielen. Der Siebenmeter fand, wie weitere drei, den Weg nicht in das gegnerische Tor.
Für die zweite Halbzeit erwartete der Delitzscher Anhang vor allem eine Steigerung im Angriff, denn noch war alles in diesem Spiel möglich. Nach Wiederanpfiff konnte sich erst einmal keine Mannschaft absetzen, es stand in der 40. Minute 19:18. Immer deutlicher wurde jedoch, dass die vielen vergebenen Delitzscher Chancen immer schwerer zu kompensieren waren. Nur vier Minuten später lag Köthen mit 22:18 vorn und es wurde immer schwerer für den NHV, den Abstand nicht zu groß werden zu lassen. In dieser Phase spielte Oskar Emanuel seine Stärken im Angriff aus, seine am Ende fünf Tore reichten jedoch nicht aus, um eine Wende im Spiel herbeizuführen.
Bei Köthen war es jetzt insbesondere Lukas Alter, der von links außen jeden Wurf verwerten konnte (7 Tore). In der 57. Minute, Spielstand 27:24, erhielt der Delitzscher Abwehrchef Wendlandt die rote Karte (dritte Zeitstrafe) und damit ging auch die letzte Stabilität in der Abwehr verloren. So hatten die Gastgeber wenig Mühe, das Spiel sicher zu beherrschen. Am kommenden Samstag muss eine Steigerung her, denn dann kommt der starke Aufsteiger Einheit Plauen in die Mehrzweckhalle.
Hartmut Sommerfeldt / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 18.September 2017
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