Haben die Concorden aus Delitzsch am Samstagabend einen Punkt gewonnen oder einen verloren? „Ich glaube, das werde ich erst in den nächsten Tagen beurteilen können“, äußerte sich nach der Partie gegen den HC Aschersleben der NHV- Trainer Wladimir Maltsev. Das klingt aufrichtig. Und wie es eigentlich jeder Coach machen sollte, stellt er sich auch vor sein Team, das in dieser Partie wohl nicht die optimale Leistungen abrufen konnte. „Wir sind dennoch auf einem richtigen Weg. Die Mannschaft wird bald deutlicher ihre Stärken erkennen und auch daran glauben.“ Gegen die Gäste aus Sachsen-Anhalt kamen die Delitzscher nicht über ein 27:27 (14:14) hinaus, mussten gar zufrieden sein, dass es am Ende so ausging.
Das Glück des Tüchtigen war auf Seiten der Concorden. „Wir haben den Kampf angenommen und durchgestanden“, bemerkte Maltsev. Seine Jungs hatten alle drei zurückliegenden Auswärtsbegegnungen, wenn auch knapp, verloren. Insofern ist dieser Teilerfolg vor allem etwas Seelenschmalz, kann hoffentlich das Selbstbewusstsein stärken.
Das Spiel entwickelte sich nicht so wie es sich die Gastgeber gewünscht hatten. Sie liefen von Anfang an einem Rückstand hinterher, hatten zunächst nicht den Biss in der Abwehr wie er nötig gewesen wäre, um die Ascherslebener um den Rückraumstrategen Clemens Grafenhorst (acht Tore) wirkungsvoll einzuschränken. Vorn wollten es die Concorden besonders gut machen, scheiterten dort aber nicht selten am aggressiv flexiblen 6:0-Riegel der Gäste, aber auch an sich selbst. Die eigene Nervosität konnten die Concorden anfangs nicht ablegen, später wurde es deutlich besser. Mit seinem ersten Wurf aufs Tor Mitte der ersten Halbzeit machte Jan Jungandreas nach seiner Verletzungspause wieder auf sich aufmerksam. Er steuerte im Verlauf der Partie insgesamt sieben Tore bei, verwandelte alle drei Siebenmeter sicher. Psychologisch wichtig war vielleicht das 8:9, Concordia behielt den Anschluss. Allerdings gelang es Aschersleben in der 20. Minute, mit drei Toren (12:9) davonzuziehen. Jungandreas traf drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff zum 13:13, das war erstmals der Ausgleich. Auch für das 14:14 war der NHV-Kapitän zuständig. Zuvor hatte sich vor allem Franz Flemming im NHV-Tor mehrfach auszeichnen können. Für die Statistik: 13 Paraden wurden gezählt.
In der zweiten Halbzeit gingen die Concorden in Führung, blieben es aber nicht. Fünf Minuten vor Schluss lagen sie mit drei Toren zurück. Maltsev nahm natürlich eine Auszeit, wollte seine Jungs nochmals wach rütteln, ihnen Mut zusprechen. Es müssen die richtigen Worte gewesen sein. Der frischgebackene Papa Danny Trodler spielte wie entfesselt, warf in der Schlussphase vier seiner insgesamt sieben Tore. Er traf zwar sicher, doch vorher hatten sich andere an Jan Stein versucht. Die Würfe waren zu unplatziert, prallten am Körper des Alligator-Torwartes einfach ab. Die Mannschaft um HCA-Trainer Dmitri Filippow wollte sich keineswegs geschlagen geben, kämpfte ebenso verbissen um jeden Ball wie es die Delitzscher taten. Als eine Minute vor dem Schlusspfiff Niklas Prautzsch ein Zuspiel der Ascherslebener abfing, damit einen Konter ermöglichte und Clemens Schlegel von Danny Trodler perfekt bedient wurde, war das geschafft, was sich die zahlreichen Zuschauer erhofften: Wenigstens ein Punkt gerettet.
Beim 27:27 bliebt es auch, als die Gäste in den Restsekunden noch einen Angriff vortrugen. Die Schiris erkannten auf Stürmerfoul und beendeten die Partie. Dass das Spiel zwischenzeitlich nicht ganz so ansehnlich wirkte, mag an manchen zweifelhaften Entscheidungen der Unparteiischen gelegen haben. Insgesamt wurden 30 Strafminuten ausgesprochen, zwölf für die Concorden, 16 für die Gäste. Alles in allem: Es war eine spannende, hart umkämpfte Begegnung.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 12.Dezember 2016
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