Im Trainingslager wird geschwitzt. Reichlich sogar. Das ist auch bei den Delitzscher Oberliga-Handballern nicht anders, die das vergangene Wochenende im Vogtland verbrachten, um sich die notwendige Ausdauer und Härte für ihr erstes Spiel in der Mitteldeutschen Oberliga zu holen.
Nach etlichen Stunden auf der Laufbahn und im Kraftraum dürften die Schützlinge von Coach Wladimir Maltsev am Samstagnachmittag auch zum ersten Mal richtig Handball spielen. Zwar lief im Spiel gegen die Bundesligareserve des EHV Aue noch längst nicht alles rund, nach Einschätzung aller Beobachter stand am Ende der 60 Minuten dennoch ein Sieg für den NHV zu Buche. Da es für beide Mannschaften hauptsächlich darum ging, nach Wochen ohne Ballkontakt wieder die notwendigen handballspezifischen Grundlagen zu legen, war das Ergebnis Nebensache und so wurde darauf verzichtet, die Tore zu zählen.
Maltsev war von den Darbietungen seiner neuen Mannschaft durchaus angetan: "Fürs erste Spiel war das schon ganz ordentlich. Man sieht natürlich, dass die Mannschaft mit dem Ball bisher wenig zu tun hatte. Aber wir konnten Aue über die gesamte Spieldauer mit unserem schnellen Spiel nach vorne unter Druck setzen. In der Abwehr haben wir drei Varianten ausprobiert und alle haben funktioniert. Nun müssen wir daran arbeiten, die Abstimmung in der Abwehr zu verbessern."
Am Samstagabend fielen beim gemeinsamen Grillen wichtige Personalentscheidungen. Als neuer Kapitän wurde von Maltsev der wiedergenesene Torjäger Jan Jungandreas (28) bestimmt. Weitaus demokratischer ging im Anschluss die Wahl des neuen Mannschaftsrates über die Bühne. Dieser besteht ab sofort aus Lucas Mittag (21) sowie den Routiniers Danny Trodler (30) und Felix Randt (29).
Das für Donnerstagabend geplante Testspiel gegen die aus der letzten Sachsenliga-Saison bekannte SG Leipzig/Zwenkau wird verschoben und findet am 9.August um 20 Uhr im KSZ statt. Ein echter Gradmesser dürfte der vom HC Einheit Plauen veranstaltete Spitzen-Cup am Samstag werden. Neben dem Gastgeber treffen die Delitzscher dort auch auf den zukünftigen Ligakontrahenten SV Plauen-Oberlosa sowie den Drittligisten HSC Coburg 2000 II.
"Wir müssen im Angriff als Mannschaft zusammenfinden"
Im gemeinsamen Interview äußern sich Trainer Wladimir Maltsev und der neue Kapitän Jan Jungandreas unter anderem über den aktuellen Stand der Vorbereitung und geben einen Ausblick auf die neue Saison in der Mitteldeutschen Oberliga.
Herr Maltsev, die Mannschaft kommt gerade aus dem Trainingslager. Wie ist Ihr Eindruck? Haben alle gut mitgezogen?
Maltsev: Mein Eindruck von der Mannschaft ist sehr positiv. Alle haben sich ordentlich reingehangen und mit guter Laune, aber auch Leidenschaft trainiert.
Gibt es noch Baustellen? Woran wird in den verbleibenden fünf Wochen bis zum Saisonstart schwerpunktmäßig gearbeitet?
Maltsev: Baustellen gibt es natürlich immer, erst recht in dieser Phase der Vorbereitung. Wir müssen im Angriff als Mannschaft zusammenfinden und in der Abwehr unsere beste Formation finden und festigen, aber auch Varianten üben. In den nächsten Trainings- und Testspielen werden wir vor allem daran arbeiten, aus einer gesicherten Abwehr heraus eine schnelle erste und zweite Welle zu perfektionieren. Schritt für Schritt werden wir dann auch den Fokus auf den Angriff richten, um dort das Zusammenspiel zu verbessern.
Jungandreas: Das klingt nach weniger Laufbahn und Schinderei im Kraftraum. Prima! (lacht)
Herr Jungandreas, sie haben in ihrer Karriere schon viele Trainer erlebt. Was ist das Besondere am Trainer Maltsev?
Jungandreas: Wladi habe ich als Jugendlicher von der Tribüne im KSZ aus bewundert und dann noch selbst mit ihm zusammen gespielt. Er hat im Handball alles erlebt und eine riesige Erfahrung. Davon kann jeder aus unserem Team nur profitieren. Man muss gut zuhören, dann lernt man auch mit 28 noch viel.
Herr Maltsev, sie haben Jan zum neuen Mannschaftskapitän bestimmt. Warum gerade ihn?
Maltsev: Wie Jan schon sagte, wir kennen uns ewig und in dieser Situation brauche ich nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch im Umfeld Unterstützung. Dafür ist Jan meine erste Wahl.
Herr Jungandreas, kam die Entscheidung für Sie überraschend? Welche Akzente wollen Sie setzen?
Jungandreas: Wladi hatte mir schon im Vorfeld mitgeteilt, dass er mich als Kapitän haben möchte. Deswegen kam das im Trainingslager nicht überraschend. Vor allem möchte ich als Vorbild beim Kampf um den Klassenerhalt vorangehen und gerade unseren jungen Spielern in kritischen Situationen während der Saison helfen.
In der vergangenen Saison mussten Sie wegen einer Schulterverletzung ab Dezember zuschauen und konnten erst im letzten Saisonspiel für einen Siebenmeter aufs Spielfeld zurückkehren. Sind Sie nun wieder fit und ganz der Alte?
Jungandreas: Ein wenig fehlt natürlich noch. Ich brauche wieder Spielpraxis und Vertrauen, dass meine Schulter meine Spielweise aushält. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Zumindest habe ich den Eindruck, dass es von Trainingseinheit zu Trainingseinheit immer besser wird. Glücklicherweise habe ich im Training die Möglichkeit, im Eins-gegen-Eins gegen Olli Wendlandt den ultimativen Ernstfall zu üben (Anm.: Der NHV-Neuzugang misst 2,05 Meter und bringt 125 Kilo auf die Waage).
Die Mannschaft hat auf insgesamt sechs Positionen ein neues Gesicht bekommen. Was ist drin in der ersten Saison in Mitteldeutschen Oberliga?
Maltsev: Ich gehe davon aus, dass wir als Aufsteiger in dieser starken und ausgeglichenen Liga zu allererst darum kämpfen werden, nicht wieder abzusteigen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir auf Gegner treffen, die über große Erfahrung in dieser Liga verfügen, ganz zu schweigen von den beiden starken Drittliga-Absteigern Halle und Bad Blankenburg. Ich bin guter Dinge, dass wir in der Lage sind, auf diesem Niveau mitzuhalten, aber die nötige Erfahrung werden wir von Spiel zu Spiel erarbeiten müssen.
Jungandreas: Genau. Der Klassenerhalt ist das oberste Ziel. Die Liga ist, mit Ausnahme von Halle und Bad Blankenburg, wahnsinnig ausgeglichen. Aber wir müssen auf uns schauen, ein Team werden, Spaß am Handball haben und so unsere Fans begeistern. Dann bin ich optimistisch, dass wir in der 4.Liga bleiben.
Nach dem Wechsel von Clemens Liebezeit nach Döbeln ist die Rechtsaußen-Position verwaist. Werden sich Jan Jungandreas und Lucas Mittag als die einzigen beiden Linkshänder im Team abwechseln oder ist noch ein weiterer Neuzugang geplant?
Maltsev: Bei uns ist die Tür für einen Linkshänder immer offen. Jan will ja auch seine kleinen Pausen haben (lacht).
Jungandreas: Ein weiterer Linkshänder wäre schon gut, um Lucas und mich zu entlasten. Leider wachsen die nicht auf den Bäumen.
Bericht und Interview Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 3.August 2016
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