Samstag, 12. September 2015

NHV - TSV 1862 Radeburg 27:27 (12:15)

"Das haben wir in der Vorbereitung schon besser hinbekommen"

Es war ein würdiger Einstieg in die neue Handball-Saison der Sachsenliga, auch wenn das Ergebnis dem einen oder anderen nicht schmecken dürfte. Der NHV Concordia Delitzsch empfing am Sonnabend im Kultur- und Sportzentrum den TSV Radeburg. Nach 60 Spielminuten hieß es 27:27 (12:15).
Es war die erwartet schwere, aber auch unangenehme Begegnung. Bekanntermaßen hat der NHV für diese Saison den Aufstieg fest eingeplant. Für Trainer Michael Schneider war es keinesfalls das Schicksalsspiel, von dem seine weitere Karriere abhängt, auch wenn man teilweise das Gefühl haben musste. In der Mannschaftszone bewegte er sich wie ein eingesperrter Tiger, raufte sich teils die Haare, wollte manchmal gar nicht hinschauen, was da auf dem Parkett geschah. In den Auszeiten gab er gestenreiche Erklärungen ab, um sein Team anzustacheln, um es auf den richtigen Weg zu bringen. Die Worte schienen nicht immer dort anzukommen. Dabei war sein Team eigentlich auf der Höhe der zu lösenden Aufgaben, stand sich dabei allerdings auch, so traurig es klingt, teils selbst im Weg. Die Partie hätten die Gastgeber durchaus für sich entscheiden können, wenn sie zum Beispiel den wuchtigen Radeburger Spielern Robert Düsel und Steve Marschall nicht so viel Raum gegeben hätten. Die beiden waren vor allem am Kreis kaum zu halten, selbst wenn sich gleich drei Spieler an sie hängten.
"Da fehlte einfach noch die Feinabstimmung in der Abwehr, wir hatten da noch unsere Schwierigkeiten", konstatierte Urgestein Marcel Ulrich, dem sein Rücken wieder Grenzen aufzeigte, nach der Partie. "Wir müssen da enger zusammenstehen. Tja, und unsere Chancenverwertung war heute auch nicht die Beste. Unsere Ballverluste bei den Zuspielen brachten Radeburg immer wieder in Vorteil. Das haben wir in der Vorbereitung schon besser hinbekommen. Aber wir haben trotzdem einen Punkt geholt. Auf die Mannschaftsleistung lässt sich auf jeden Fall aufbauen." Für Malte Unkell war es eine "gefühlte Niederlage". Aus seiner Sicht "haben wir es verpasst, eine komfortable Führung herzustellen. Die Chancen waren da."
Stimmt, eigentlich spielten beide Mannschaften auf gleichem Niveau, profitierten vielfach von den Fehlern des anderen. Die Delitzscher liefen aber auch fast im gesamten Spiel einem Rückstand hinterher, glichen zwar zwischendurch aus, um dann aber wieder, aus eigener Schuld, ins Hintertreffen zu geraten. Es hätte schon gereicht, die Siebenmeter zu verwandeln, um das Ergebnis zu kippen. Gabor Pulay im Tor des NHV verhinderte zudem mehrfach einen größeren Rückstand.
Für die Zuschauer war es eine Partie, die an Spannung nichts zu wünschen übrig ließ. Bis zur Schlusssekunde wurde gehofft, dass es doch noch mit dem Sieg klappt. So sehr sich Matthias Strehle am Ende beim letzten Freiwurf der Partie auch streckte, an der Radeburger Mauer kam er nicht vorbei. Das Ergebnis stand danach felsenfest. Die Radeburger feierten, als hätten sie zwei, statt des einen Punktes mitgenommen.
Warum wohl? In der Sachsenliga-Konkurrenz ist übrigens der Vizemeister des Vorjahres, LHV Hoyerswerda, auch nicht über ein Unentschieden gegen HC Elbflorenz II (25:25) hinaus gekommen. Als kleiner Trost muss das reichen.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 14.September 2015

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen