Die Plauener Handball-Festung ist gefallen. Nach 31 Monaten Unbesiegbarkeit zwingen jene Gesichter den bärenstarken Sachsenliga-Aufsteiger in die Knie, die anno dazumal schon das Kunststück vollbracht hatten. Ulrich, Jungandreas & Co alias der NHV Delitzsch gewinnt am Sonnabend die Abwehrschlacht 24:21 (11:8) gegen SV Plauen-Oberlosa. Die Loberstädter, fein eingehüllt in der weißen Weste, bleiben damit unangefochten Spitzenreiter der Sachsenliga.
"Angenehm ist das nicht", sagt NHV-Trainer Michael Schneider, "aber wir müssen mit dem Druck umgehen können, wenn wir aufsteigen wollen." Gleich 625 laut krakeelende Hälse heizten am Sonnabend in der Festung Kurt-Helbig-Sporthalle in Plauen den Kessel an, darunter auch gut 70 Delitzscher. Schließlich haben die Teams der Sachsenliga per Dekret bestimmt, wer als Favourit gebrandmarkt wird. Den "Schwarzen Peter" nennt es Schneider. Und mit dem scheint der Trainer ganz gut umgehen zu können. Nach vier Spielen bleibt das NHV-Nest weiter blitzeblank. Kuckuckseier sind auch nirgendwo zu finden, blaue Wunder bleiben aus. Und so frohlockt der Coach, wie schon vor der Partie, äußerst gelassen, spricht von einer geschlossenen Mannschaftsleistung und verabschiedet sich in den wohlverdienten Sonntag. "Wir haben das cool und sicher runtergespielt", zwitschert der NHV-(Meister?)-Koch.
Es ist die von ihm prognostizierte Abwehrschlacht gewesen. "Das beweist allein der Halbzeitstand", stimmt Rico Michel, Teammanager des Plauen-Oberlosa ein, "sehr bissig und agressiv." Mit lediglich 19 Toren Magerkost für jene, die ein Schützenfest erwartet hatten. "Aber eine klasse Auszeichnung für die Torhüter auf beiden Seiten", singt Michel weiter, "die Delitzscher waren dann in den entscheidenden Momenten einfach cleverer, routinierter." Dabei fallen immer wieder die Namen Ulrich, Jungandreas, Leuendorf und Uematsu. "Shin ist ein unheimlich spielstarker Mann, der in den entscheidenden Phasen die Ruhe behält. Gerade, weil wir keinen richtigen Rückraum-Shooter haben", lobt NHV-Coach Schneider.
Den roten Faden, die konsequente Deckungsarbeit, ließen die Delitzscher das komplette Spiel nicht aus den Händen gleiten. Zeitweise zogen sie sogar auf fünf Treffer davon. "Da können wir den Sack zumachen", findet der Trainer dann doch noch ein Haar im Süppchen, "unsere Kontermöglichkeiten haben wir da aber nicht genutzt." Selbst eine doppelte Unterzahl sollte den Kessel nicht zum Überschwappen bringen. Im Gegenteil, der Druck scheint den NHV in eine solide Gussform zu pressen.
Womit wir wieder am Anfang wären. "Fünf, sechs Monate müssen wir das aushalten", prognostiziert Schneider. Bekanntermaßen entstehen nur unter Druck Diamanten. Und manch ein Spieler hat schon das gewisse Alter dazu.
Alexander Bley, Leipziger Volkszeitung vom 14.Oktober 2013
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