Politik der kleinen (Fort)Schritte
Weit von den Demontagen der ersten beiden Spiele entfernt, aber auch noch ein Stück vom ersten Saisonsieg. Der NHV Concordia Delitzsch verlor gestern Nachmittag vor 189 Zuschauern in der Artur-Becker-Halle 24:30 (10:14) gegen die HSG Neudorf/Döbeln und bleibt damit Tabellenletzter der Handball-Sachsenliga.
Trotz der am Ende deutlichen Niederlage war Trainer Matthias Albrecht nicht unzufrieden mit der Leistung der Mannschaft und sieht seine Rasselbande (Altersdurchschnitt 17 1/2 Jahre!) auf einem gute Weg: "Es geht voran, wenn auch in kleinen Schritten. Uns fehlt vor allem noch die Konstanz über 60 Minuten." Da hatte der Handballlehrer in der Tat Recht. Eine Viertelstunde lang hielten seine Jungs das Spiel offen, dann enteilten die Gäste innerhalb weniger Minuten auf 17:12 und gaben ihre Führung nicht mehr her. Die Concorden arbeiteten sich zwar immer wieder etwas heran, nur um im nächsten Moment erneut aus dem Rhythmus zu kommen.
In solchen Phasen zeigte sich gegen die ausgefuchsten Döbelner, dass den Loberstädtern eine oder auch zwei ordnende Hände fehlten. Dabei saß jemand, der für diese Rolle bestens geeignet wäre, auf der Tribüne. Alex Pietzsch, gestählt in zahlreichen Handballschlachten in Liga eins und zwei, betrachtete das Geschehen von den Zuschauerrängen aus. Ein Comeback schloss der 33-jährige indes aus. "Ich alleine würde den Jungs kaum weiterhelfen. Da bräuchte es schon noch zwei, drei erfahrene Spieler, die sie weiter an den Männerbereich heranführen."
Damit meinte Pietzsch wahrscheinlich vor allen Dingen die notwendige körperliche Härte und Robustheit - für die Gäste ein Schlüssel zum Erfolg. Vielen Angriffen des NHV mangelte es außerdem an Durchschlagskraft, um den Tabellenfünften ernsthaft in Gefahr zu bringen. Unser großes Manko bleibt das Tempospiel. Wir kommen zu selten zu schnellen Treffern", sagte Albrecht und ergänzte: "Auch im Positionsangriff machen wir noch zu viele technische Fehler und die werden von solch einem Gegner sofort bestraft."
Zufrieden war der Coach mit der kämpferischen Leistung seiner Mannschaft und "über weite Strecken" mit der Abwehr. Doch auch die Defensive offenbarte Schwächen, sonst hätten die Hausherren wohl kaum 30 Gegentore kassiert. Speziell die Tempogegenstöße der Döbelner vermochte sie nur selten zu unterbinden, oft bewahrten die beiden Torhüter Philipp Zimmer und Max Neuhäuser das Team vor einem noch höheren Rückstand. Und ihre Vorderleute dankten es ihnen mit unbändigen Willen und großem Einsatz. Selbst als die Delitzscher 15 Minuten vor Schluß schon deutlich mit sechs Toren ins Hintertreffen geraten waren, zerrten sie weiter an den Ketten, kamen noch einmal auf 19:22 heran. Das gefiel auch dem Trainer: "Wir haben 60 Minuten kämpferisch alles gegeben." Jetzt fehlt dem NHV, neben der Erfahrung, nur noch ein Erfolgserlebnis.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 4.Oktober 2010
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