Das Wetter war hervorragend, die Laune noch besser. Am Dienstagabend haben die Sachsenliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch mit dem Training begonnen. Und dabei gab es alles was das Herz begehrt: Trainer Michael Schneider schwor die Mannschaft auf die Mission Aufstieg ein, trat anschließend höchstselbst beim Fußballspiel "alt" gegen "jung" vor die Pille, ehe es direkt zur ersten ernstzunehmenden Einheit überging. "Jetzt sollen sich alle ein wenig beschnuppern, Spaß haben. Aber es gibt kein großes Vorgeplänkel, dazu ist die Vorbereitung zu kurz", umriss Schneider die Programminhalte. Die "Kürze" der Vorbereitung liegt dabei im Auge des Betrachters, schließlich startet die Saison erst Mitte September. Doch zurück zur Laune, der prächtigen. Spätestens mit dem Anpfiff der fußballähnlichen Aktivität begannen die verbalen Scharmützel. Stephan Sarközi gab den Vorsänger, ätzte schon nach zwei Sekunden: "Ihr bewegt euch viel zu wenig." Dabei bewegten sich die Herren durchaus, vergaßen dabei nur häufig das Spielgerät oder mussten sich mit Pässen auseinandersetzen, die selbst einen Lothar Matthäus in Topform überfordert hätten. Der lange verletzte Jens Groeschel verzichtete angesichts des maladen Gebeins auf den wilden Kick, drehte dafür unermüdlich seine Runden um den Platz. Äußerlich jedenfalls scheint der 35-Jährige topfit zu sein, wirkt wie eine Mischung aus Ursus und dem unglaublichen Hulk. "Steinis" lapidarer Kommentar zu seiner beeindruckenden Statur: "Wenn ich schon nicht schnell bin ..." Schnell dagegen war Marcel Ulrich - zumindest auf dem Motorrad. Der Kreisläufer kam einige Minuten zu spät und versuchte durch Vollgas aufzuholen, was nicht mehr aufzuholen war. Gänzlich fern blieben dem Auftakt Kapitän Marcus Leuendorf, Enrico Henoch, Matthias Strehle, Danny Trodler und Ivo Doberenz (ausgerechnet der nach Traineraussage beste Fußballer) die mit Arbeits- und Urlaubsverpflichtungen haderten. Noch einmal dabei war dagegen Georg Mendisch, bevor er sich von Berufswegen nach Münden verabschiedet. "Der ist bestimmt nur wegen dem Fußball da und wird sich wundern, wenn wir nachher richtig loslegen", sagte Schneider. Die aus fußballerischer Sicht beste Co- Produktion stellten dann Julius Hartmann und Martin Möhle her. Nach einer Bilderbuchflanke des Spielmachers stieg der Co-Trainer gefühlte anderthalb Meter in die Luft und schädelte das Leder zum 1:0 für die Oldies zwischen das Gebälk. Über den Ausgang der Partie wurde allerdings Stillschweigen vereinbart. Immerhin lagerte neben dem Grün zur Erfrischung die obligatorische Kiste Bier, auf der übrigens zwei Fläschchen Clausthaler ohne Umdrehungen thronten - zu denen sich allerdings niemand offiziell bekennen wollte. Vom Spielfeldrand verfolgte schließlich die komplette NHV-Vorstandsetage die ersten Schritte der Vorbereitung. Fast schon ein bisschen wehmütig blickte Frank Bönke in Richtung der einstigen Kollegen. Doch nach dem Ende seiner Laufbahn konzentriert er sich jetzt voll auf sein Dasein als Geschäftsstellenleiter des Vereins.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 3.Juli 2014
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