Per Turbo zum Ziel
Erst in der 2. Hälfte zünden die Handballer vom
Lober die Rakete. Da aber richtig. Im Feuerwerk des NHV Concordia Delitzsch
geht der HSG Neudorf/Döbeln buchstäblich baden. Mit 32:21 Toren (16:15) schießt
der Tabellenzweite der Sachsenliga am Sonnabend die Gäste aus der Halle. Gut
200 rieben sich entzückt die Augen.
Enrico Henoch dämpfte die am Ende aufkommende
Euphorie. "Ob es nun elf Tore sein müssen, mit denen wir gewinnen, ich
weiß nicht, das ist mir ein en Tick zu hoch", sprach der Aufbauspieler,
der in er zweiten Halbzeit Julius Hartmann abgelöst hatte. In der lief es
prima. Auch dank einiger Umstellungen, die Trainer Michael Schneider nach der
Pause vornahm. Schließlich konnten in der ersten Hälfte zwei Döbelner tun und
lassen, was sie wollten. Alexander Bairich und Steve Böttcher trieben die
Loberstädter fast in den Wahnsinn, hielten ihr Team lange im Spiel. Und wenn
sich die Delitzscher doch in der Tat mal absetzen konnten, wie kurz vor der
Halbzeit, vertändelten sie diese gleich wieder. Nach dem 15:12 verlor Matthias
Strehle zweimal den klebrigen Ball oder fand nicht den richtigen Abnehmer. Ergo
war Döbeln wieder dran. "Da waren wir schläfrig, nicht konsequent",
fasste Schneider die erste Hälfte zusammen.
Sein Weckruf zur Pause wirkte Wunder. Henoch
übernahm den Aufbau, Lucas Mittag tauchte vermehrt außen auf, machte mit Georg
Mendisch und Marcus Leuendorf ordentlich Ballett. Damit kamen die Gäste
irgendwann überhaupt nicht mehr klar. "Wir haben in der 2. Hälfte nur
sechs Gegentreffer kassiert, da können wir ja nicht so viel verkehrt gemacht
haben", analysierte Coach Schneider messerscharf.
In der Tat, der Motor schnurrte wie ein
Kätzchen, lief zu Hochtouren auf. Als Leuendorf zur 22:20-Führung traf, zündete
endlich der Turbo. Selbst eine Auszeit vom HSG-Trainer Marcus Uhlig konnte den
Lauf nicht bremsen. Bis zum 30. Treffer der Loberstädter sollte gar nichts mehr
gehen. Was durchkam, parierte Steve Müller, der Max Neuhäuser nach der ersten
Hälfte ersetzt hatte. Frank Bönke lauerte wie eine diebische Elster auf die
Pässe der Kontrahenten. Die schnappte er sich dann und flog auf und davon. Ein
ums andere Mal schön anzusehen, auch die Treffsicherheit, die Leuendorf an den
Tag legte. Einen großen Anteil an dieser Hatz hatte neben der kugelsicheren
Abwehr aber in der Tat NHV- Aufbaumännchen Henoch, der
mit seinen Zuckerpässen selbst bei den Döbelnern die Münder aufgehen ließ.
Trotz aller Ehre brach der 31- Jährige eine Lanze
für Hartmann. "Julius und ich unterscheiden uns im Spielstil. Außerdem
konnte ich während der ersten Hälfte die Partie analysieren." Und eben
weil die Abwehr stand, konnte die Welle rollen. Selbst Marcel Ulrich wuchtete
seinen Astralkörper am gegnerischen Kreis jugendgleich in Szene, trug sich
viermal in die Torschützenliste ein. Die komplettierte im übrigen NHV-Tor-
Hexer Müller. Mit seiner Wurfbogenlampe über das gesamte Spielfeld sprach er
mit dem 32:21 das Handball-amen. "In der 2. Halbzeit treffen wir das Tor
nicht mehr", ärgerte sich HSG-Trainer Uhlig, "ab der 40. Minute war
es auch einfach eine Kraftfrage." Wohl dem, der frei von der Leber weg
wechseln konnte: Michael Schneider hatte in der Tat mehr Trümpfe im Ärmel als
sein Gegenüber. "So können wir auch mal ein kleines Tief
überbrücken", sprach NHV-Trainer Schneider.
Alexander Bley, Leipziger Volkszeitung vom 3.März 2014
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