In einem Spiel mit zwei völlig verschiedenen Halbzeiten haben die Delitzscher Handballer den Sachsenliga-Spitzenreiter HVO Cunewalde entthront. Der NHV Concordia gewann nach einer beeindruckenden Leistungssteigerung in den letzten 20 Minuten verdient mit 27:20 (9:13). Da die direkten Aufstiegskonkurrenten Hoyerswerda, Radeburg und Dresden Federn lassen mussten, grüßen die Loberstädter nun erstmals in dieser Saison von der Tabellenspitze. Getrübt wurde der Erfolg durch eine Verletzung des Torschützen vom Dienst, Jan Jungandreas, der bis November auszufallen droht.
Der Delitzscher Abwehrverbund wurde seinem Namen zunächst nicht gerecht, denn jeder kämpfte für sich allein und das meist auch noch viel zu passiv. Die Cunewalder Angreifer wurden nicht hinreichend aggressiv angegangen. Die Gäste bedankten sich artig und erzielten reihenweise einfache Tore aus dem Rückraum. Doch auch der Angriff der Gastgeber blieb hinter den eigenen Ansprüchen zunächst weit zurück. Aus unerklärlichen Gründen produzierten die Herren in blau-weiß einfache Fehler am Fließband. Acht technische Regelfehler sprechen eine deutliche Sprache.
In der zweiten Hälfte sollte alles besser werden. Umso größer war der Schock, als der mit vier Toren bis dahin beste Delitzscher Torschütze Jan Jungandreas sich wenige Minuten nach Wiederanpfiff beim Stand von 10:14 nach einer Abwehraktion mit erkennbaren Schmerzen an den rechten hinteren Oberschenkel griff und den weiteren Verlauf der Partie mit Verdacht auf Muskelfaserriss als Zuschauer verfolgen musste. Sollte sich die erste Diagnose bestätigen, droht dem Delitzscher Topscorer eine mehrwöchige Zwangspause. Ohne ihren besten Torschützen gerieten die Gastgeber zunächst weiter in Rückstand. Beim Stand von 10:15 mag der eine oder andere schon ein Debakel befürchtet haben. Doch es kam anders. Der sprichwörtliche Ruck ging durch die Mannschaft, die nun endlich als solche auftrat. In der Abwehr arbeitete jeder auch für den Nebenmann. Torhüter Gábor Pulay glänzte.
Im Angriff lief der Ball nun wesentlich flüssiger. Die Delitzscher spielten druckvoll und vor allem (fast) fehlerfrei. Vor allem Matthias Strehle blühte geradezu auf. Der 28-Jährige warf Tore wie am Fließband, erzielte zunächst den Ausgleichstreffer zum 17:17 und traf elf Minuten vor Schluss sogar zur ersten Delitzscher Führung. Die Delitzscher spielten sich in einen Rausch und konnten den Vorsprung in den letzten zehn Minuten dank eines guten Umkehrspiels und konsequenter Chancenverwertung noch deutlich ausbauen. Co-Trainer Martin Möhle meinte: "Die erste Halbzeit sollte uns eine Warnung sein, denn es wird nicht immer gelingen, ein Spiel noch so deutlich zu drehen. Da muss sich jeder selbst an die Nase packen." Der NHV hat nun bis zur Partie bei EHV Aue II drei Wochen spielfrei.
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 29.September 2015
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