Erst das Vergnügen, dann die Arbeit. So ungefähr lassen sich die vergangenen Wochen bei den Handballern des NHV Concordia Delitzsch zusammenfassen. Zunächst ließen es sich die Loberstädter nicht nehmen, den Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga feuchtfröhlich zu feiern. Unmittelbar im Anschluss begann allerdings schon die Arbeit. Vereinschef Axel Schüler und seine Vorstandskollegen rotieren nahezu rund um die Uhr, um die neue Saison vorzubereiten. Wie in jeder Sommerpause wird kräftig am Kader gebastelt. Zu den bereits feststehenden Abgängen Marcel Ulrich, Enrico Henoch und Clemens Liebezeit gesellten sich in den Tagen nach den Aufstiegsfeierlichkeiten Matthias Strehle, Thomas Grafe, Julius Hartmann, Ivo Doberenz sowie Co-Trainer Martin Möhle, die sich allesamt Sachsenligist HSG Neudorf/Döbeln angeschlossen haben, der künftig vom ehemaligen NHV-Coach Michael Schneider betreut wird.
Bei den Concorden tut sich dadurch eine Lücke auf, die größer ist als geplant. Die zu schließen, ist derzeit eine der Hauptaufgaben des Vorstands. Erste Erfolge sind bereits zu vermelden, zwei Neuzugänge stehen inzwischen fest. Der erste heißt Jonas Meiner, ist der jüngere Bruder von Sascha Meiner, der zu Delitzscher Bundesligazeiten jahrelang die linke Außenbahn beackerte. Auf dieser Position ist auch der fast 20- jährige Jonas zu Hause, der in der Jugend beachtliche Erfolge feiern konnte, wobei die Krönung im vergangenen Jahr die Deutsche Meisterschaft mit der A-Jugend des SC DHfK Leipzig gewesen sein dürfte. „Mich beeindruckt, mit welcher Leidenschaft beim NHV gearbeitet wird. Ich will leistungsorientierten Handball spielen. Deshalb bin ich an den Verein herangetreten“, erzählt Meiner.
Und auch der zweite Neuzugang entstammt der letztjährigen DHfK- Meistermannschaft. Daniel Sowada ist allerdings ein gutes Jahr jünger als Meiner und kann deshalb im diesjährigen Finale gegen den SC Magdeburg (Hinspiel am Sonntag in der Arena Leipzig) den Meistertitel sogar verteidigen. Parallel dazu sammelte Sowada in der gerade abgelaufenen Sachsenliga-Saison Erfahrungen in der Zwenkauer Männermannschaft und war unter anderem am Sieg der Randleipziger gegen Delitzsch beteiligt. Mit weiteren potenziellen Neuzugängen ist der Verein im Gespräch. Vor allem am Kreis klafft nach den Abgängen von Ulrich und Grafe eine Lücke. Vorstandschef Axel Schüler: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine wettbewerbsfähige Mannschaft ins Rennen schicken werden. Aber natürlich können wir auch nur so viel Aufwand betreiben, wie es unsere Möglichkeiten hergeben. Über die mit dem Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga gewachsene Aufmerksamkeit und breiter werdende Unterstützerschaft freuen wir uns in diesem Zusammenhang ganz besonders. Man spürt, dass der Funke auch im Umfeld überspringt.“
Für große Freude und Erleichterung sorgte derweil Linkshänder Lucas Mittag, der sich trotz hoch dotierter Angebote anderer Vereine dafür entschied, dem NHV treu zu bleiben. Bei einem weiteren Leistungsträger besteht zumindest noch die Chance, dass er auch in der kommenden Saison das NHV-Trikot überstreift. Malte Unkell stand wegen eines geplanten Medizinstudiums eigentlich schon fast als Abgang fest. Daraus wurde allerdings nichts. Nun hat Unkell sich für ein Studium in Ungarn beworben. Sollte das klappen, ist er weg. Andernfalls wird er zunächst ein Praktikum im Delitzscher Kreiskrankenhaus absolvieren und eine weitere Saison als Concorde auf Torejagd gehen. „Ich möchte sehr gern weiter für Delitzsch spielen, aber sollte ich die Chance in Ungarn bekommen, muss ich sie nutzen“, sagt Unkell. Der Bescheid aus Ungarn wird Mitte Juli erwartet.
Neuigkeiten gibt es auch in Sachen Spielstätte: So wie es aussieht werden die 14 Oberliga-Heimspiele (in der Sachsenliga waren es nur elf) zukünftig nicht mehr in der Artur-Becker-Halle ausgetragen, sondern im schicken Kultur- und Sportzentrum. NHV-Vize Steffen Menzel: „Bei unseren bislang seltenen Gastspielen im KSZ war das Feedback immer dasselbe. Sowohl die Sportler als auch unsere Zuschauer wollen ins KSZ. Und natürlich können wir hier auch unseren Sponsoren eine ganz andere Plattform bieten.“ Das trifft sich gut, denn die moderne Halle ist im Vergleich zur Becker-Halle mit ihrem – nett formuliert – morbiden Charme auch merklich teurer.
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 27.Mai 2016