Samstag, 21. Dezember 2019

NHV - HG 85 Köthen 29:22 (13:11)

Schöne Bescherung: NHV holt Tabellenführung zurück

Das womöglich schönste Geschenk bereiteten die Oberliga- Handballer des NHV Concordia Delitzsch sich selbst. Sie besiegten am Samstag in der letzten Partie des Jahres die HG 85 Köthen klar mit 29:22 (13:11) und eroberten sich so die Tabellenführung zurück. Die Nordsachsen haben nun 22:6 Punkte. Der große Meisterschaftsfavorit HC Burgenland, der bereits vor einer Woche den Rückrundenauftakt bestritt, liegt mit 21:7 Zählern auf Rang zwei.
„Jetzt werden wir ein schönes Weihnachtsfest feiern“, kommentierte zufrieden Maximilian Amtsberg, Rückraumschütze des Hinrundenmeisters und Spitzenreiters. „Nun können wir ein bisschen runterkommen, das haben wir uns verdient“, ergänzte Benedikt Schmidt, der Top-Torjäger Frank Grohmann glänzend vertrat, überragender Spieler auf dem Parkett war und zehn Treffer erzielte. Dabei verwandelte er alle seine fünf Siebenmeter.
Grohmann hatte sich beim Abschlusstraining am Freitag leicht verletzt, wurde geschont und nur zu zwei Strafwürfen eingewechselt. Trainer Jan Jungandreas zeigte sich ebenfalls zufrieden. „Es war eine tolle Mannschaftsleitung.“ Weihnachten werde dank des Erfolgs ein schönes Fest. „Sonst hätte ich mir anhören müssen, dass wir nur Zweiter sind“, sagte er schmunzelnd.
Dem NHV war vom Anpfiff weg anzumerken, dass er die 19:24-Pleite aus dem vorherigen Heimspiel gegen Pirna wieder gutmachen wollte. „Wir hatten uns vorgenommen, zu zeigen, dass wir in eigener Halle stark sind“, sagte Amtsberg. Und legte selbst los wie die Feuerwehr. Die ersten drei Tore des Abends gingen auf sein Konto, er brachte die Concorden mit 3:0 in Führung.
„Er hat das umgesetzt, worüber wir die vergangenen zwei Wochen geredet haben, er ist in 1:1-Situationen gegangen“, freute sich Jungandreas über die Leistung des 20-Jährigen, der im ersten Abschnitt alle überragte und sieben Treffer erzielte.
Die Gäste aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld zeigten aber eine gute Moral und kämpften sich heran. Zum Seitenwechsel lagen sie mit 11:13 hinten. Nach dem Pausentee blieb die Partie weiter spannend und Köthen kam in der 42. Minute durch einen Treffer von Steven Just zum 16:16-Ausgleich. „Danach haben wir zu viele Fehler gemacht“, ärgerte sich Gäste-Coach Bodo Kreutzmann. Die vom NHV gnadenlos ausgenutzt wurden.
Trotz Unterzahl nach einer Zeitstrafe gegen Amtsberg gingen die Delitzscher durch drei Tore von Steve Baumgärtel (2) und Schmidt mit 19:16 in Front. Dann kassierte Köthens Tom Groll eine Zwei-Minuten- Hinausstellung, Torwart Christian Kanzler erhielt wegen Meckerns parallel eine Zwangspause. Das nutzten die Gastgeber zur Vorentscheidung, zogen davon und brachten den Vorsprung, der zwischenzeitlich neun Tore betrug, gekonnt und sicher über die Runden. „Der Delitzscher Sieg geht vollkommen in Ordnung“, gestand Kreutzmann, dessen Team mit 15:13 Punkten auf Rang sechs liegt. „Uns fehlte im zweiten Teil der zweiten Halbzeit die Zuordnung“, begründete Keeper Kanzler die Schlappe. „Wir haben vor allem in der Abwehr gut gestanden“, meinte NHV-Rechtsaußen Schmidt.
Beschenkt wurden auch die Fans – mit Freibier. 100 Liter spendierte Mannschaftsmanager Marko Bergelt, da die Anhänger seit Saisonbeginn rund 3000 Euro für den Nachwuchs locker gemacht hatten.
Einen Weihnachtswunsch äußerte noch Jungandreas. „Wir sind auf einem guten Weg und ich hoffe, dass das Team sich Stück für Stück so weiterentwickelt.“
Die erste Probe aufs Exempel wird es am 11. Januar in der Heimpartie gegen den SV Plauen-Oberlosa geben.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 23.Dezember

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Delitzscher Freudentänze

Es ist die Überraschung in der Mitteldeutschen Oberliga. Die Handballer des NHV Concordia Delitzsch haben die Hinrunde mit 20:6 Punkten als Spitzenreiter abgeschlossen. Kein Wunder, dass die Konkurrenz in den Nordsachsen einen der Favoriten auf den Platz ganz oben sieht. „Delitzsch hat einen super Kader, auch in der Breite“, meint Ines Seidler, Trainerin des USV Halle. Ähnlich urteilt Igor Ardan, Coach des Tabellendritten HSV Bad Blankenburg. Der NHV habe „eine starke Mannschaft und ist für mich der große Favorit auf die Meisterschaft“.
Zufrieden mit der Herbstmeisterschaft ist natürlich auch Jan Jungandreas, der gemeinsam mit Maik Kroke die Concorden trainiert. „Wir können auf das Erreichte stolz sein“, sagt Jungandreas und kündigt für die am 21. Dezember mit dem Heimspiel gegen Köthen beginnende Rückrunde an: „Wir wollen natürlich jedes Spiel gewinnen.“ Mannschaftskapitän Felix Herholc ergänzt, das Team wolle möglichst alle Heimpartien für sich entscheiden „und auswärts mitnehmen, was mitzunehmen ist“. Es wäre toll, wenn am Ende ein Medaillenplatz herausspringen würde. „Das wäre dann unser Geschenk zum zehnten Geburtstag des Vereins.“
Über einen möglichen Aufstieg in die dritte Liga mögen beide nicht sprechen. „Das ist noch kein Thema, das wäre zu früh“, winkt Jungandreas ab.
Die Gründe für den unerwarteten Aufschwung am Lober sind vielfältig. Zum einen ist es den Verantwortlichen gelungen, den Kader zu verstärken und gleichzeitig zu verjüngen. Rückkehrer Steve Baumgärtel ist zwar schon 35, aber fit wie ein 20-Jähriger und Denker und Lenker der Mannschaft. Maximilian Amtsberg (20), Moritz Brodowski (19) und Niklas Zierau (19) haben ihr Können mehr als angedeutet, aber noch Potenzial nach oben. Bislang ist Delitzsch auch, mit Ausnahme von Oliver Wendlandt, von länger dauernden Verletzungen verschont geblieben. Im Gegensatz zum Vize- Herbstmeister HC Burgenland, der mehrere Stammspieler über Monate hinweg ersetzen muss.
Zudem scheint die Mischung zu stimmen. „Die Integration der neuen Spieler ging schneller als gedacht“, freut sich Jungandreas. „Sie machen sich super“, hat Herholc beobachtet, „auch wenn sie natürlich noch Zeit brauchen.“ Sie wollten sich „Woche für Woche verbessern“, ergänzt Jungandreas. Ihm und Kroke ist es gelungen, mit einer offensiveren Deckung schnellen und attraktiven Handball zu implantieren. Die 5:1- Formation funktioniert meistens gut. Nun soll ein zweites Abwehrsystem einstudiert werden. Ferner sollen Neuzugang Marius Harig (21) und Jan Derk Janßen (25) weiter herangeführt werden. „Jan braucht nach zwei Kreuzbandrissen Zeit“, weiß Jungandreas. „Wir hoffen aber, dass er das schnell schafft und Niklas Prautzsch mehr entlasten kann.“ Harig werde seinen Weg gehen. „Er trainiert gut und wird auch mehr Spielzeiten in Angriff und Abwehr bekommen.“
Das alles hat aber nur deshalb gut geklappt, „weil beim Training immer mindestens 14 Spieler da sind“, begründet Herholc. So könne die Abwehr die Zusammenarbeit verbessern, im Angriff sei die Chance vorhanden, neue Spielzüge einzustudieren. In der vergangenen Saison seien dagegen häufig „nur sechs, acht Spieler“ beim Training gewesen. Das intensive Üben hat dazu geführt, dass etwa Torwart Marian Voigt „sich toll entwickelt hat und zu einer echten Stütze geworden ist“, wie Jungandreas feststellt. „Das freut mich sehr für Marian“, sagt Herholc, auch wenn seine Einsatzzeiten etwas geringer geworden sind als 2018/19, als er weitgehend Alleinunterhalter im Delitzscher Kasten war. Aber er weiß: Ein gutes Team braucht zwei Top-Torhüter. Voigt hat übrigens gerade seinen Vertrag um ein Jahr bis Ende der Saison 2020/21 verlängert.
Erfolgreichster Hinrunden-Torschütze des NHV war Frank Grohmann mit 95 Treffern, gefolgt von Amtsberg (51), Baumgärtel (48) und Prautzsch (40). Grohmann ist der beste Siebenmeterschütze der Liga. Von 46 Versuchen verwandelte er 43. Bei den Zeitstrafen führt Brodowski die Concorden- Hitliste mit 14 Hinausstellungen an. Dahinter folgen Martin Müller (12), Wendlandt und Baumgärtel (je 8).
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 18.Dezember 2019

Samstag, 7. Dezember 2019

NHV - SG Pirna/Heidenau 19:24 (10:11)

Herbstmeisterschaft trotz Heimpleite
 
Die Stimmung war gedämpft. Anstatt voller Freude die Herbstmeisterschaft zu feiern, liefen die Spieler und Fans des Handball-Oberligisten NHV Concordia Delitzsch am Samstagabend mit langen Mienen herum. Nach der 19:24-Heimniederlage gegen die SG Pirna/Heidenau schien der inoffizielle Titel verspielt zu sein. Torhüter Felix Herholc tröstete sein Team und sich: „Wir stehen zurecht auf Platz zwei.“
Allerdings hatten die enttäuschten Delitzscher die Rechnung ohne den HSV Apolda gemacht. Denn dessen Begegnung gegen NHV-Verfolger HC Burgenland wurde erst eine Stunde später angepfiffen. Und die Thüringer siegten überraschend mit 20:16. Der Dritte, der HSV Bad Blankenburg, zog bei Einheit Plauen mit 25:28 den Kürzeren. Da also das Spitzentrio im Gleichschritt verloren hat, ändert sich an der Tabellenspitze nichts. Die Concorden sind mit 20:6 Punkten Erster, es folgen Burgenland (19:7) und Bad Blankenburg (18:8).
Das Ende der jüngsten Delitzscher Siegesserie kam überraschend, belegte aber die These, dass in der Oberliga jeder jeden schlagen kann. Die Gäste leiden unter erheblichem Verletzungspech, waren als Außenseiter angereist. Der Start vor lediglich 300 Zuschauern schien das zu bestätigen. Maximilian Amtsberg brachte die Nordsachsen in Führung, Frank Grohmann und Steve Baumgärtel bauten den Vorsprung aus. Doch Pirna schlug zurück, kam heran und lag zur Pause 11:10 vorn.
„Wir hätten mit mehr Feuer aus der Kabine kommen müssen“, haderte Routinier Thomas Hollstein, der für den verletzten Kreisläufer Oliver Wendlandt erneut im Kader stand. Doch die schon zuvor fahrige Spielweise – es gab zu viele technische Fehler, unsaubere Pässe und wenig platzierte Würfe – setzte sich nicht nur fort, sondern verstärkte sich. Pirna zog davon und ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. „Wir hatten uns gut vorbereitet“, freute sich SG-Trainer Dusan Milicevic. Sein bester Werfer, Thomas Schneider, ergänzte. „Es ist uns gut gelungen, die starken Delitzscher aus dem Spiel zu nehmen.“
Da gab es zwischenzeitlich Manndeckung gegen Baumgärtel und Amtsberg, auch Grohmann hatte die Abwehr (Jungandreas: „Wir haben gegen sie nicht die richtigen Lösungen gefunden“) gut im Griff. Das Duell der Torjäger entschied Schneider mit zehn Buden deutlich für sich. Damit liegt er mit jetzt 94 Treffern nur noch einen Zähler hinter der Nummer eins Grohmann, der sechsmal traf und ungewohnt viele Fehlwürfe zu verzeichnen hatte. „Heute hat keiner unserer Spieler seine Normalform erreicht“, haderte Herholc. „Wir haben einfach miserabel gespielt“, fasste es Hollstein kurz und bündig zusammen. „Wir sind ziemlich enttäuscht“, gestand Moritz Brodowski. „Der NHV hat einen schlechten Tag erwischt“, tröstete Milicevic seinen Delitzscher Kollegen Jungandreas, der unumwunden eine „verdiente Niederlage“ einräumte.
Sein Team hat jetzt zwei Wochen Pause. Zum Rückrundenauftakt erwarten die Concorden am 21. Dezember daheim die HG Köthen. „Mit einem Erfolg wollen wir die richtige Antwort auf die heutige Pleite geben“, kündigte Herholc an. Und sich womöglich die Tabellenführung zurückholen. Denn bereits nächste Woche tritt Vize-Halbzeitmeister und Titelfavorit Burgenland in Aue an und kann mit einem Erfolg an Delitzsch vorbeiziehen – zumindest für eine Woche.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 9.Dezember 2019

Sonntag, 1. Dezember 2019

USV Halle - NHV 25:35 (9:17)

Im Stile eines Spitzenteams

Wer sich auf die Spitze eines Eisberges begibt, muss bekanntlich mit eisigen Winden rechnen. Doch trotz des benachbarten Eisdomes war davon für den NHV Concordia Delitzsch am Sonntag in der Universitätssporthalle der Saalestadt Halle nichts zu spüren. Der gastgebende USV brachte allerhöchstens ein laues Lüftchen zustande. So gewannen die Nordsachsen die Partie in der mitteldeutschen Handball-Oberliga klar und deutlich mit 35:25 (17:9) und behaupteten sich an der vor einer Woche errungenen Tabellenspitze.
Die Begegnung werde im Kopf entschieden, hatte Steve Baumgärtel vorher gemutmaßt. Es würde sich also zeigen, ob das mit vielen jungen Spielern durchsetzte Team mit dem ersten Platz klarkommen oder verkrampfen würde. "Die Kopfsache ist uns klar gelungen", freute sich der Delitzscher Routinier. "Man hat der Mannschaft angemerkt, dass sie viel Selbstvertrauen hat", sagte ein sichtlich zufriedener Trainer Jan Jungandreas. USV-Torhüter Franz Flemming, der einst das Concorden-Trikot trug, räumte ein, dass der NHV "in allen Mannschaftsteilen überlegen war und überragend gespielt" habe. "Für uns war das heute nichts", räumte der enttäuschte Keeper ein, um fair "Glückwünsche nach Delitzsch" nachzuschieben.
Dabei begann die Auseinandersetzung für den NHV alles andere als optimal. Baumgärtel erhielt schon in der dritten Minute von den das gesamte Spiel konsequent durchgreifenden Schiedsrichterinnen Diana Böhler und Claudie Felgentreu eine Zwei-Minuten-Strafe, wenig später kassierte Frank Grohmann die rote Karte. So kam er nur auf einen Treffer. Gleichwohl führt der 29-Jährige die Torschützenliste der Oberliga mit nun 89 Treffern immer noch an, gefolgt von Martin Danowski (86) vom HC Einheit Plauen und Torsten Schneider (84) vom nächsten NHV-Gegner SG Pirna/Heidenau.
All diese widrigen Umstände prallten an den Gästen ab. "Das hat uns nicht aus der Fassung gebracht", kommentierte Jungandreas. Der sah ein im Stile einer Spitzenmannschaft auftretendes Concordia-Team, das mit 6:0 in Führung ging. Dem USV gelang erst in der elften Minute der erste Treffer. Das lag vor allem daran, dass Halle gegen die starke Delitzscher Deckung auf Granit biss und sich den Schneid abkaufen ließ. Und wenn doch mal ein Wurf durchkam, dann stand mit Marian Voigt ein Teufelskerl zwischen den Pfosten, der nicht zu überwinden war. "Er war in der Anfangsphase ein großer Faktor", lobte der Coach.
Sein Team lieferte auch danach eine Gala-Vorstellung ab und baute den Vorsprung bis zum Seitenwechsel auf 17:9 aus. Das setzte sich nach dem Seitenwechsel fort, der Vorsprung wurde ausgebaut und war in keiner Sekunde auch nur annähernd in Gefahr. Jungandreas und sein Co-Trainer Maik Kroke konnten es sich leisten, vermehrt die jungen Spieler einzusetzen. Auch sie ließen sich von den Hallensern nicht irritieren. Herausragend war dabei Maximilian Amtsberg, vor Saisonbeginn aus der Thüringenliga dazugestoßen. Der 20-Jährige war nie zu stoppen und erzielte elf Tore. Auch der frühe Grohmann-Ausfall wurde locker weggesteckt. Da machte sich der im Gegensatz zur vergangenen Spielzeit deutlich breitere Kader bemerkbar. Benedikt Schmidt kam so frühzeitig auf seiner Rechtsaußen-Position zum Zuge. "Er hat heute ein klasse Spiel gemacht", urteilte Jungandreas. Der 29-Jährige war nie zu stoppen, bei Schnellangriffen stets vorn und warf zehn Tore. "Das hat heute Spaß gemacht", sagte er nach dem Abpfiff und sprach von einer speziell in der ersten Halbzeit "tollen Leistung" und "überzeugenden Deckung".
Den Gipfel zu erklimmen und oben zu bleiben, sind eben Prüfsteine des Könnens und des Kopfes.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 3.Dezember 2019