Sonntag, 21. Dezember 2014

HVO Cunewalde - NHV 23:31 (10:16)

Bescherung in Bautzen

NHV Concordia Delitzsch klettert nach starkem Auftritt in der Oberlausitz auf Platz 3 Kaum sind endlich mal (fast) alle Spieler an Bord, läuft es wieder rund bei den Sachsenliga-Männern des NHV Concordia Delitzsch. Dank eines souveränen und nie gefährdeten Auswärtssieges beim abstiegsgefährdeten kletterten die Concorden am Sonntag sogar auf Tabellenrang 3. Da Cunewalde über keine eigene sachsenligataugliche Halle verfügt, tragen die Oberlausitzer ihre Heimspiele im benachbarten Bautzen aus. Aber dies ist nicht der einzige Grund dafür, dass bei den zahlreich mitgereisten Delitzscher Fans schon früh Heimspielatmosphäre herrschte. Die nach einem Besuch des sehenswerten Bautzener Weihnachtsmarktes bereits stimmungsfrohe Delitzscher Anhängerschar trieb ihre Mannschaft eifrig trommelnd und auf allerlei weitere Art lärmend zu wahren Höchstleistungen. Nachdem die Delitzscher zu Monatsbeginn von einer Grippewelle heimgesucht wurden und sich so vor zwei Wochen noch mit einer um den 44-jährigen und seit fast sechs Jahren trainingsabstinenten Wladimir Maltsev ergänzten Rumpftruppe zum Heimsieg gegen Döbeln quälten, standen dem Trainerduo Schneider/Möhle in dieser Woche endlich mal wieder fast alle Spieler für ein geregeltes Training zur Verfügung. Das Ergebnis war zunächst vor allem in der Abwehr gut erkennbar, denn diese kam gegen Cunewalde ausgesprochen gut ins Spiel und trat so auf, wie es sein soll: kompakt und aggressiv. Cunewalde wurde so ein ums andere Mal zu einfachen Ballverlusten gezwungen und suchte notgedrungen Torabschlüsse aus schier aussichtsloser Position, die immer wieder leichte Beute des einmal mehr stark spielenden Max Neuhäuser im NHV-Tor wurden. Seinen Vorderleuten gelangen aus einer stabilen Deckung heraus etliche leichte Tore über die 1. und 2. Welle, wenngleich man daraus vor allem in der Anfangsphase mit etwas weniger technischen Fehlern im Angriff noch mehr Kapital hätte schlagen können. Dass die Concorden dennoch nach einer guten Viertelstunde bereits 9:4 in Front lagen, war denn auch nur zum Teil dem starken Delitzscher Spiel und nicht zuletzt der blutleeren Darbietung der Hausherren geschuldet. Ein stärkerer Gegner hätte wohl auch mehr aus den Delitzscher Schwierigkeiten im Positionsangriff gemacht. Immer wieder ließen die NHV-Männer die nötige Bewegung vermissen und waren dann auf Einzelaktionen gegen die offensive Abwehr der Gastgeber angewiesen. Dank der guten Abwehr- und Torhüterleistung ging es trotzdem mit einer komfortablen 16:10-Führung in die Halbzeit. Die zweite Hälfte begann ähnlich gut wie die erste. Die Delitzscher Abwehr trieb ihre Gastgeber weiter in einfache Fehler, während die NHV-Angreifer mit leichten Gegenstoßtoren glänzten. Zehn Minuten vor Schluss führte Delitzsch mit zwölf Toren (28:16), was NHV-Coach Michael Schneider zum Anlass nahm, ordentlich durchzuwechseln und allen Spielern Einsatzzeiten zu geben. Um die klare Führung wissend, fehlte in der Schlussphase in Angriff und Abwehr jedoch erkennbar das eine oder andere Prozent Einsatz, so dass Cunewalde noch etwas Ergebniskosmetik betreiben konnte. Am ungefährdeten Auswärtssieg im letzten Spiel des Jahres 2014 änderte das freilich nichts. Nicht nur die Delitzscher Fans waren rundherum zufrieden, auch Co- Trainer Martin Möhle hatte wenig auszusetzen: „Am Ende steht heute ein in dieser Höhe vollkommen verdienter und nie gefährdeter Sieg. Wir waren von Beginn an in der Abwehr hellwach und konnten Cunewalde somit immer wieder zu Abspielfehlern oder schweren Torabschlüssen zwingen. Damit konnten wir uns im Angriffsspiel auch einige Fehler mehr als gewohnt leisten. Nach einer nicht ganz einfachen Phase haben wir in den letzten Wochen wieder unser eigentliches Gesicht gezeigt und überzeugende Siege einfahren können. Jetzt haben alle etwas Zeit zur Regeneration und dann werden wir im neuen Jahr an die zuletzt gezeigten Leistungen anknüpfen.“ Weiter geht es für die NHV-Männer erst am 18. Januar. Gastgeber ist dann der im Mittelfeld (8:12 Punkte) rangierende HVH Kamenz.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Der alte Zauber ist zurück

Wladimir Maltsev erzählt von einer magischen Handball-Nacht im Kultur- und Sportzentrum Die Sensation war erst vier Stunden vor Anpfiff perfekt, dann stand die Rückkehr von Wladimir Maltsev, 44, aufs Handball- Parkett fest. Fünfeinhalb Jahre nach dem Ende seiner Karriere blieben der Concordia-Legende also exakt 240 Minuten Vorbereitungszeit, um sich auf die Delitzscher Sachsenliga-Partie gegen Neudorf/Döbeln einzustellen (wir berichteten). Was dann passierte, dürfte für immer im Gedächtnis haften bleiben - nicht nur wegen Maltsev, sondern wegen der unfassbaren Energieleistung der Mannschaft, die mit lediglich acht verbliebenen Feldspielern den Gegner aus den Angeln hob. So richtig Fahrt nahm die Partie auf, als der Altmeister zur Tat schritt. "Alle waren unter Schock, die Zuschauer, die Mannschaft und ich. Unglaublich, wie uns die Halle angetrieben hat", beschrieb der in unzähligen Schlachten gestählte Maltsev die unbändigen Ereignisse. Dabei war er sich des Höllenritts im Vorfeld wohl bewusst, Zweifel nagten am Gemüt des russischen Bären. "Ich dachte, es wird schlimmer. Wir haben schließlich nie zusammen trainiert. Natürlich gab es ein paar Missverständnisse." Weil es die immer gibt, sahen allen Beteiligten darüber hinweg. Schließlich können Details manchmal furchtbar uninteressant sein, überstrahlt vom großen Ganzen. "Ich kann einfach nur Danke sagen, dass Wladi sich in dieses Fegefeuer geworfen hat", bekannte etwa NHV- Trainer Michael Schneider. Wie Maltsev mit dem Feuer spielte, das können wohl nur wenige. Die eleganten Bewegungen, das Auge für freie Räume und Mitspieler. Und natürlich - die Tore: Als "Malya", keine fünf Minuten auf dem Parkett, zwei Gegenspieler vernaschte und das 8:5 markierte, schien alles wie früher. "Körper und Kopf haben nichts vergessen", erzählte Maltsev. Und so wurde die Krankheitswelle zur Antriebswelle für Spieler und Fans, die an diesem Abend fast das Kultur- und Sportzentrum aus seinem Fundament brüllten, trommelten und klatschten. Junior Malte Unkell, 20, dem sensationelle 13 Treffer gelangen, staunte Bauklötze über den älteren Herren an seiner Seite: "Er hat seine ganze Erfahrung ausgespielt." Maltsev fand Lücken, wo eigentlich keine waren, reckte nach seinem zweiten Tor gar die Faust gen Himmel. Dass er im zweiten Durchgang kürzer treten musste, war nur logisch. "Ich habe ohne Kondition gespielt." Schon während der Erwärmung atmete der 44- Jährige mehrfach ganz tief durch. Und dann war da noch ein Handball- spezifisches Problem. Wenn er alle zwei Wochen mal zum Spielgerät greift, dann ohne Klister - jenes Harz also, dass ab einem gewissen Niveau zur Grundausstattung gehört. Ohne Vorbereitung und entsprechende Hornhaut aber reißt der Klebstoff die zarte Haut von den Fingern, so dass Maltsev die Begegnung mit offenen Wunden zu Ende brachte. Und wie! Nur einer erlebte an diesem Abend ein kleines Debakel, zumindest was die persönlich Statistik angeht. Torschützenkönig Jan Jungandreas erzielte exakt null Tore. Das hatte zwei Gründe. Zum einen musste der 27-Jährige nach langer Zeit mal wieder auf halbrechts spielen, zum anderen kam er nach intensiver Behandlung seiner Gegenspieler nur auf eine halbe Stunde Einsatzzeit und verließ das Parkett mit blutender Nase.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 9.Dezember 2014

Samstag, 6. Dezember 2014

NHV - HSG Neudorf/Döbeln 26:23 (12:9)

Der Weltverschwörung zum Trotz

Das war die vielleicht großartigste Leistung einer großartigen Mannschaft. Vor etwa 400 völlig losgelösten Zuschauern im Kultur- und Sportzentrum konnte selbst die Handballwelt- Verschwörung den NHV Concordia Delitzsch am Samstagabend nicht aufhalten. Mit 26:23 (12:9) erlegten die Mannen um Trainer Michael Schneider die HSG Neudorf/Döbeln und übernahmen Tabellenplatz vier der Sachsenliga. Dabei war die Personalnot derart groß, dass völlig aus dem Nichts Concordia-Ikone Wladimir Maltsev seine triumphale Rückkehr feierte. Dem Comeback des Jahrzehnts ging allerdings eine mehr als fragwürdige Ouvertüre voraus. Noch am Freitag versuchte der NHV aus Mangel an Spielern die Partie abzusagen. Staffelleiter Helmut Hertel lehnte ab, ließ telefonisch nach Vereinsangaben verlauten: "Dann spielt ihr eben in Unterzahl." Um die Pikanterie mit Zuckerguss zu überziehen, muss man wissen, dass Hertel Mitglied des SV Plauen-Oberlosa ist. Ebenjener SVP bekleidet momentan das Amt des Spitzenreiters der Sachsenliga. Noch Minuten nach Spielschluss bestieg Michael Schneider angesichts dieser Umstände die verbale Palme: "Es war eine bodenlose Frechheit, unter welchen Umständen wir ins Spiel geschickt wurden." Und so gab sich Maltsev, der 2009 seine Karriere beendet hatte, die Ehre. Als der inzwischen 44-Jährige in der 17. Minute das Linoleum betrat, schepperte das KSZ wie dereinst in Liga zwei. "Das war spektakulär. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich noch einmal spiele", sagte Maltsev. Die geschmeidige Legende fügte sich unerwartet gut ins Spiel ein, überzeugte als Vollstrecker und Vorbereiter. Einer der Nutznießer war Malte Unkell (20), der mal eben die Hälfte aller NHV- Buden warf. "Eigentlich lief alles gegen uns. Wir konnten nur volle Kanone spielen", bekannte der Junior hinterher und hatte Recht. Die mannschaftliche Geschlossenheit machte an diesem Abend den Unterschied. Die einzige Idee der Gäste hieß über weite Strecken Alexander Bairich. Den wurfgewaltigen Spielmacher bekamen die Concorden selten in den Griff. Ganz anders erging es auf der Gegenseite Torjäger Jan Jungandreas. Der wurde von der ersten Sekunde an gejagt. Mitte der ersten Halbzeit hatten die HSG-Häscher ihr Ziel erreicht und die Nase des Linksaußen zu Brei geschlagen. In Durchgang zwei kam er noch einmal zurück, nur um zehn Minuten vor dem Ende endgültig ausgeschaltet zu werden. In der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse endgültig. In Minute 52 kassierten die Hausherren beim Stand von 20:20 eine umstrittene doppelte Unterzahl. Das schien der K.o.-Schlag zu sein. Doch statt zusammenzuklappen wie ein Schilfrohr im Orkan, führten die Delitzscher zwei Minuten später mit 21:20. Ausgerechnet Defensivminister Frank Bönke, selbst erst vor ein paar Wochen aus dem Ruhemodus geholt, traf. Danach übernahm Küken Unkell Verantwortung und zimmerte wie selbstverständlich noch schnell zwei Siebenmeter in die Maschen. Selbst sein sonst so besonnener Trainer gab sich kurz dem Überschwang hin: "Das war nicht alltäglich von Malte." Der Rest der Begegnung ging im Jubel eines einmaligen Abends unter. Apropos einmalig, kommen Sie noch einmal zurück, Herr Maltsev? "Nur, wenn noch mal eine Grippewelle kommt."
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 8.Dezember 2014

Samstag, 29. November 2014

NHV - LHV Hoyerswerda 29:24 (16:10)

Spannend bis zum Schlusspfiff

Besser kann man einen Handballabend in der Artur-Becker-Halle nicht inszenieren. Was die NHV- Jungs um Trainer Michael Schneider auf die Platte zauberten, ist aller Ehren und vor allem jeden Cent Eintrittsgeld wert. Frank Bönke, der reaktivierte NHV-Geschäftsstellenleiter, brachte es auf den Punkt: "Super Stimmung, super Spiel von der ganzen Mannschaft, hat einfach Spaß gemacht!" In der Handball-Sachsenliga traf die Concordia auf den Tabellenzeiten LHV Hoyerswerda. In einer spannungsgeladenen, jederzeit attraktiven Partie schickten die Gastgeber die Lausitzer ohne Punkte auf die Heimfahrt. Wenn das Wochenende für sie ganz schlecht läuft, verlieren sie am Ende sogar Platz zwei und damit auch den Anschluss an die Spitze. Sicher hatten sie sich das anders vorgestellt. Für die Delitzscher hingegen war die Freude nach dem Abpfiff riesengroß, sie ließen sich von den Zuschauern hochleben. Die wiederum standen voll hinter ihrer Mannschaft, auch dann, als es zwischendurch mal nicht so lief. Anfang der zweiten Halbzeit hatten die Concorden den Spielfaden verloren, mussten gar den 17:17-Ausgleich hinnehmen. Von Anfang an legten die Gastgeber ein immenses Tempo vor, zeigten keinerlei Respekt und spielten offenbar so, wie es der Trainer vorgab - nämlich erfolgreich. Dass die gesamte Partie genau so ablief, wie sie Michael Schneider vorher geplant hatte, bestätigte dieser mit einem augenzwinkernden: "Natürlich." Die erste Führung erzielte Danny Trodler beim 3:2. Zuvor hatte bereits Jan Jungandreas zweimal getroffen - einmal von der Außenposition, einmal unnachahmlich bei einem Konter. Lucas Mittag, zunächst etwas glücklos bei seinen Abschlüssen, fasste ab der zwölften Minute mehr Selbstvertrauen. Sein erster Treffer markierte das 5:3. Den ersten von insgesamt sechs Siebenmetern holte Marcus Leuendorf heraus. Jungandreas ließ Eric Zeithamel, später auch nicht Maximilian Kastner im LHV-Tor, die Spur einer Chance. Mit am Ende zwölf Toren war Jungandreas der beste Werfer. Mit einem Doppelschlag von Trodler setzten sich die Gastgeber auf 10:7 ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte Max Neuhäuser im NHV-Tor dem Rückraumkanonier der Gäste, Lukasz Stadtko, bereits den Nerv gezogen. Der Delitzscher zeigte sich in bestechender Form. In der Schlussphase kam für ihn Stephan Sarközi, und er stand ihm in nichts nach. In der Abwehr schonten sich die Concorden nicht, griffen zu, was an ihnen vorbei wollte. Clemens Liebezeit störte den Spielaufbau der Gäste weit vor der eigenen Deckung. Den Lausitzern drohte das Spiel total aus der Hand zu gleiten. Mit einer Auszeit versuchte der LHV-Coach, sein Team wieder einzunorden, kurz vorher hatte er den Torwart gewechselt. Es gelang ihm mäßig. Stattdessen setzten die Concorden ihren Vormarsch fort. Beim 16:10 ging es in die Kabine. Es schien, als sei die Partie gelaufen. Doch es war wie im richtigen Leben: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. "Wir wollten es spannend machen", scherzte Micha Schneider später. Nein, so war es natürlich nicht gedacht, dass die Gäste beim 17:17 in der 41. Minute den Ausgleich erzielen und dann in einer Handballschlacht den Gastgebern alles abverlangen. Dass die Concorden zwischenzeitlich im Angriff glückloser und in der Abwehr weniger kompromisslos agierten, führte Schneider auf die Einwechsler zurück, ohne ihnen auch nur ein Quentchen schuld daran zu geben. Zwei-Minuten-Strafen dezimierten das Team. In dieser Phase wechselte Schneider seine Akteure, und "die kamen in einer unglücklichen Phase ins Spiel", wie er meinte. Das Konzept konnte nicht mehr umgesetzt werden. Die Gäste nutzten die Chance, kamen bis zum 20:20 ran, ehe die Concorden ab der 50. Minute den Turbo anwarfen. Für Jan Jungandeas war es die Bestätigung seiner Aussage: "Wir sind die bessere Mannschaft."
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 1.Dezember 2014

Sonntag, 23. November 2014

SV Koweg Görlitz - NHV 23:33 (10:18)

Im fünften Versuch den Görlitzer Fluch besiegt

Langsam aber sicher arbeiten sich die Männer des NHV Concordia Delitzsch wieder heraus aus dem grauen Niemandsland der Sachsenliga- Tabelle. Am Sonntagabend gelang ihnen sogar ein besonderes „Kunststück“. Zum ersten Mal überhaupt in der zugegebenermaßen noch recht jungen Geschichte des NHV siegte das noch immer ersatzgeschwächte Team von Coach Michael Schneider in der östlichsten Stadt Deutschlands beim SV Koweg Görlitz. Alle bisherigen vier Versuche endeten zuvor erfolglos, so dass sich die Görlitzer aus Delitzscher Perspektive das Prädikat „Angstgegner“ durchaus verdient hatten. Zwar rangieren die Delitzscher Handballherren auch nach diesem Erfolg unverändert auf Platz 5, sie bleiben aber auf Schlagdistanz zu den Mitfavoriten Hoyerswerda und Radeburg. Einzig der SV Plauen-Oberlosa hat sich mit 16:0 Punkten bereits etwas abgesetzt. Sehr zur Freude der weitgereisten Delitzscher Fans kamen die NHV- Männer von der ersten Minute an sehr gut in die Partie. Dabei gab es gleich zu Beginn einen kleinen Schock zu verkraften, als NHV-Keeper Steve Müller bei seiner ersten Aktion den Ball mit dem Fuß parierte, dabei umknickte und den Rest des Spiels mit anschwellendem Sprunggelenk von der Bank aus verfolgen musste. Doch auch dies brachte keinen Bruch in das Delitzscher Spiel. Die 6:0-Deckung stand von Beginn an sehr kompakt und ging mit der nötigen Aggressivität zu Werke. Die Gastgeber wurden so immer wieder in leichte Fehler gedrängt und zu schwierigen Torabschlüssen gezwungen, die für den glänzend aufgelegten Max Neuhäuser im Delitzscher Tor in den meisten Fällen eine leichte Beute waren. Und auch in das eine oder andere einfache Gegenstoßtor wussten die Delitzscher die unerwarteten Fehler ihrer Gastgeber umzumünzen. Im Positionsangriff kamen die Concorden sehr gut mit der offensiven Deckung der Görlitzer klar. Überhaupt gab es diesmal am NHV-Spiel wenig herumzumeckern. Der Ball lief gut und die Delitzscher entwickelten viel Druck auf die Görlitzer Schnittstelle, so dass sie immer wieder zu klaren Wurfchancen kamen, die in den meisten Fällen auch genutzt wurden. Zwar hätte die Halbzeitführung bei einer etwas besseren Chancenverwertung noch höher ausfallen können – aber auch das klare 18:10 dürfte die Erwartungen der kühnsten Optimisten auf Seiten der Delitzscher deutlich übertroffen haben. Die Geschichte der 2. Halbzeit ist schnell erzählt. Der NHV kam wiederum gut ins Spiel. Die Abwehr stand hervorragend. Vor allem im Positionsangriff hatte Koweg kaum freie Torgelegenheiten. Durch gutes Verschieben und ein weiterhin aggressives Abwehrverhalten mussten sich die Gastgeber immer wieder schwere Würfe nehmen, von denen Max Neuhäuser im Delitzscher Tor einen nach dem anderen zu entschärfen wusste. Ergaben sich für die Concorden Möglichkeiten zu einfachen Toren über die 1. Welle, wurden diese in aller Regel genutzt. Ansonsten spielten die Delitzscher im Wissen um ihre hohe Führung im Positionsangriff erfreulich geduldig und nutzen die sich ergebenden Chancen mit beeindruckender Konsequenz. Die Görlitzer wurden so mit bis zu 11 Toren auf Distanz gehalten. Am Ende steht ein nie gefährdeter Auswärtssieg beim bisherigen Angstgegner und die bedauerliche Erkenntnis, dass die meisten der bisherigen sechs Punktverluste in Anbetracht des eigentlichen Leistungsvermögens wohl ziemlich unnötig waren. Co-Trainer Martin Möhle zeigte sich nach Spielende rundum zufrieden: „Wir haben heute von der ersten Minute an gezeigt, dass wir diesen Sieg unbedingt haben wollen. Die Abwehr stand über 60 Minuten sehr aggressiv und kompakt. Somit musste Koweg sehr viel investieren und biss sich des öfteren die Zähne aus. Max Neuhäuser lieferte in Verbindung mit unserer Abwehr eine herausragende Leistung ab. Im Angriff spielten wir über weite Strecken des Spiels druckvoll und sehr geduldig. Alles in allem war das eine mannschaftlich geschlossene Leistung, wie man sie sich vorstellt und wünscht. Diese gilt es jetzt in der kommenden Woche zu konservieren, damit wir gegen Hoyerswerda ebenso couragiert auftreten und die nächsten zwei Punkte holen.“ Am Samstag gastiert um 18:30 der zweitplatzierte LHV Hoyerswerda in der Delitzscher Artur-Becker-Halle. Der Oberliga-Absteiger hat als Saisonziel klar und unmissverständlich den sofortigen Wiederaufstieg ausgegeben, kassierte aber am Wochenende in eigener Halle gegen den Tabellenführer SV Plauen-Oberlosa seine erste Saisonniederlage. Die Delitzscher Zuschauer dürfen sich also auf ein kampfbetontes Spiel freuen, in dem es für beide Mannschaften um verdammt viel gehen wird. Frühes Erscheinen sichert die besten Plätze, denn wohl kein Sachsenliga-Team verfügt über eine derart große Anhängerschar in fremden Hallen wie der LHV Hoyerswerda …

Samstag, 15. November 2014

NHV - Lok Pirna Dresden II 34:28 (15:13)

Herz nehmen, Spiel gewinnen

Es war kein Gala-Dinner, aber am Ende ein verdienter Zweier: 34:28 (15:13) hat der NHV Concordia Delitzsch am Sonnabend den HSV Lok Pirna Dresden II bezwungen. Gegen das sieglose Schlusslicht der Handball-Sachsenliga mühten sich die Mannen von Trainer Michael Schneider lange Zeit. Dafür bekamen die 300 Zuschauer in der überraschend gut besuchten Becker-Halle so ziemlich alles geboten: rasante Angriffe, eine Unmenge Zeitstrafen (insgesamt 34, inklusive einer Roten Karte für NHV-Aggressor Frank Bönke), Kuriositäten und leider auch Verletzungen. Jan Jungandreas knickte Mitte der ersten Halbzeit um und konnte ebenso wenig weiterspielen wie Malte Unkell, den es kurz vor dem Ende erwischte.  Doch fangen wir mit den freudigen Ereignissen an und lassen den Coach resümieren: "In der Anfangsphase der ersten Halbzeit hat unser Spiel gut funktioniert", befand Schneider. Hilfreich dabei war sicher der optimale 4:0-Auftakt und auch in der Folge wanderte das Bällchen wie am Schnürchen durch die Delitzscher Reihen. Erste Risse bekam das derzeit so sensible Concordia-Gebilde ausgerechnet kurz vor der Pause, was die Gäste gern zum Anlass nahmen, um den Rückstand zu verkürzen. "Wir waren plötzlich in der Deckung zu passiv, haben es vorne zu kompliziert gemacht. Manchmal ist eben der einfache Pass der beste", erklärte Schneider den Durchhänger. Demzufolge stand Pirna Dresden kurz nach dem Seitenwechsel vorm Ausgleich und kämpfte leidenschaftlich um jeden Zentimeter Hallenboden. Bezeichnend eine Szene in Minute 48. Beim Stand von 25:21 rief Robert Düsel den Kollegen zu: "Kommt Jungs, wir geben hier nicht auf. Es geht weiter." Dumm nur, dass Düsel Sekunden später zwei Minuten kassierte, seine Mannschaft in dreifacher Unterzahl zurechtkommen musste und der 2,06-m-Gigant damit unabsichtlich die Partie zu Gunsten des NHV entschied.  Eine überragende Vorstellung lieferte Danny Trodler (zwölf Buden) ab. Nebenbei fand der Rückraum-Hai noch die Zeit für ein Privat-Duell mit dem besten Dresdner Volker Koch. Streitobjekt: Wer hat wohl den härtesten Wurf der Liga? Zumindest dieses inoffizielle Techtelmechtel endete unentschieden. Trodler fischte außerdem eine echte Seltenheit aus dem Köcher, als er bei einem Siebenmeter übertrat, ansonsten aber sicher verwandelte. Ebenfalls ein gutes Händchen bewies Lucas Mittag, der heftig auf Socken und Leib bekam, trotzdem selbst in kritischen Situationen abgezockt blieb. "Man muss sich einfach ein Herz nehmen, wenn dann zwei, drei Dinger drin liegen, kommt auch das Selbstvertrauen", erklärte der 20-Jährige das vergleichsweise simple Erfolgsrezept.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 17.November 2014

Samstag, 8. November 2014

TSV 1862 Radeburg - NHV 30:26 (17:15)

Ankunft im Mittelmaß
 
Nach einer insgesamt verdienten Niederlage beim bisherigen Tabellennachbarn TSV 1862 Radeburg ist der als Aufstiegskandidat in die Saison gestartete NHV Concordia Delitzsch nun dort angekommen, wo er nach nach drei Spielerabgängen und einem halben Dutzend verletzten bzw. angeschlagenen Spielern wohl realistischerweise hingehört: Im grauen Mittelmaß der Sachsenliga. In der kleinen, aber stimmungsvollen Radeburger Paul-Tiedemann-Halle zeigte sich von Beginn an, dass es gegen die ambitionierten Gastgeber das erwartet schwere Spiel werden würde. Zwar gelang es den Delitzschern in den ersten fünf Minuten dreimal, in Führung zu gehen. Doch dann offenbarten die Gäste eine bisher ungekannte Abwehrschwäche. Vor allem in der 1. Halbzeit agierte man nicht kompakt genug und ließ jegliche Aggressivität vermissen. Nur die älteren unter den Delitzscher Handballfans dürften sich an ein Spiel erinnern, bei dem ihre Mannschaft in einer Halbzeit 17 (!) Gegentore kassierte. Im Angriff mussten sich die NHV-Männer mit einer erwartet offensiven Radeburger Abwehr auseinandersetzen, konnten das aber im Großen und Ganzen gut lösen. Allerdings zeigte sich frühzeitig, dass Delitzscher Fehler von den Radeburgern immer wieder mit schnellen Gegentoren bestraft wurden. Nach einer Viertelstunde deutete sich so beim Spielstand von 10:5 ein Debakel an. Dank einer nun aggressiveren Deckung und mit einer geringeren Fehlerquote im Angriffsspiel gelang es den Concorden immerhin, den Rückstand bis zur Pause auf zwei Tore zu verringern. Die desolate Abwehrleistung blieb auch NHV-Coach Michael Schneider nicht verborgen und so starteten die Delitzscher mit einer umgestellten Abwehrformation in die 2. Halbzeit, was zunächst auch die erhoffte Wirkung zeigte, denn nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff gelang Lucas Mittag der von den mitgereisten NHV-Fans umjubelte Ausgleich zum 17:17. Die Abwehr des NHV zeigte sich nun deutlich stabiler, so dass Radeburg sich die Tore wesentlich härter im Positionsangriff erkämpfen musste. Doch was hinten nun endlich besser funktionierte, machten sich die Delitzscher vorn mit überhasteten Abschlüssen umgehend wieder kaputt. Rückraumschütze Danny Trodler gelangen zwar insgesamt fünf Feldtore, allerdings brauchte er dafür 13 Versuche – viel zu viel. Hinzu gesellte sich das Neugersdorfer Schiedsrichterduo Wendt/Bretschneider, deren merkwürdige und oft einseitige Entscheidungen auch nach Spielende noch Anlass für hitzige Diskussionen gaben. Den Radeburgern war das alles herzlich egal und so erzielten sie immer wieder einfache Gegenstoßtore. Die Delitzscher allerdings ließen sich nun völlig aus dem Konzept bringen und versuchten es umso mehr mit der Brechstange, je näher das Spielende rückte. Spätestens drei Minuten vor Schluss war das Spiel beim Stand von 29:25 endgültig zu Gunsten der Gastgeber entschieden. Co-Trainer Martin Möhle brauchte eine Weile, ehe er sich im Stande sah, zu dieser Partie Stellung zu nehmen: „Am Ende des Tages steht eine absolut bittere Niederlage, die aufgrund des Spielverlaufs sicher nicht ganz unverdient ist. In der 1. Halbzeit haben wir vor allem in der Abwehr kaum Zugriff auf den Gegner bekommen und immer wieder viel zu einfache Gegentore zugelassen. Durch die zu Beginn der zweiten Hälfte vorgenommene Umstellung gelang es uns die Abwehr merklich zu stabilisieren. Allerdings haben wir es im Angriff phasenweise immer wieder mit der Brechstange versucht und viel zu überhastet abgeschlossen, was Radeburg häufig zu schnellen Gegenstoßtoren nutzen konnte. Dazu gesellte sich eine nicht sachsenligataugliche Schiedsrichterleistung. Die sehr einseitige Regelauslegung hat auch einen gewissen Anteil an der heutigen Niederlage.“ Doch auch Möhle weiß, dass es nichts bringt, nun den Kopf in den berühmten Sand zu stecken: „Wir müssen jetzt schnellstmöglich die Köpfe frei bekommen und in der kommenden Woche konzentriert im Rahmen unserer Möglichkeiten trainieren, damit wir am nächsten Wochenende wieder als Gewinner das Parkett verlassen.“ Gelegenheit zur Wiedergutmachug haben die Concorden schon am Samstag, wenn die zweite Vertretung der Spielgemeinschaft des Drittligisten Lok Pirna und des HSV Dresden in der Delitzscher Artur- Becker-Halle gastieren wird. Für die NHV-Männer kann es in diesem Spiel gegen den Tabellenletzten nur darum gehen, als Sieger vom Platz zu gehen.

Samstag, 18. Oktober 2014

NHV - SG Leipzig/Zwenkau 27:26 (14:10)

Auferstehung im Oktober

Gänsehaut und Geisterbahn: Der NHV Concordia Delitzsch hat sich und seine Anhänger am Samstagabend vom Paradies durch die Hölle und wieder zurück geleitet. In einer episch-nervenzerfetzenden Schlussphase brach die Mannschaft von Trainer Michael Schneider die Spielgemeinschaft Leipzig/Zwenkau entzwei. Mit 27:26, nach einer 14:10-Pausenführung. Der Sieg sorgt vor der dreiwöchigen Pause für die dringend benötigte Sauerstoffzufuhr und Tabellenplatz vier in der Handball-Sachsenliga. Schnauf!
"Hut ab, wie sich die Jungs zurückgekämpft haben. Man hat gemerkt, dass unheimlicher Druck drauf war, den Jungs das im Nacken saß, was in den letzten drei Wochen passiert ist", sagte Schneider. Die jüngste Verletzungs- und Abwanderungswelle hinterließ exakt neun Feldspieler auf dem Formular, darunter ein gerade erst reaktivierter Geschäftsstellenleiter (Frank Bönke) und ein Kapitän, der wegen seiner angeschlagenen Schulter eigentlich gar nicht werfen kann (Marcus Leuendorf), was die Gegner glücklicherweise ja nicht wissen. Man könnte über diesen Abend unzählige andere Geschichten erzählen. Zum Beispiel jene von der entscheidenden Parade Max Neuhausers. Zehn Sekunden vor Schluss stand der Torhüter goldig und fischte den Ball aus dem kurzen Eck. Oder, oder, oder. Egal, was man erzählt. Es bleiben Bruchstücke einer atemberaubenden Begegnung, die seitenweise Papyrus wert wäre.
Beginnen wir vielleicht mit einer Auferstehung im Oktober. "Ulle war nach 35 Minuten tot", sagte Schneider und meinte Marcel Ulrich. Doch unbeeindruckt vom Sensenmann machte die NHV-Kreislauf-Maschine weiter, knetete jedoch auffallend häufig die eigene Wade. Den anschließenden Siegestanz der Kollegen verweigerte der Unterschenkel ganz. Allerdings möchte man beim Delitzscher Koloss auch ungern Wade sein und dessen geschätzte 90 Kilo blanken Stahl 60 Minuten durch die Gegend wuchten. Und: Trotz seines zwischenzeitlichen Ablebens spielte der 34-Jährige durch. Das können wahrlich nicht viele.
Zwei andere Leistungsträger mühten sich lange vergebens. Jan Jungandreas schien blockiert, vergab zirka fünf Hundertprozentige, traf nur per Siebenmeter. Danny Trodler, wegen permanenter Manndeckung auf Linksaußen beordert, fand keine rechte Bindung zum Spiel. Doch in der Schlussphase wurden die beiden Herren zu Schlüsselfiguren, warfen die entscheidenden Tore.
In Halbzeit eins aber schnappte sich ein blutjunges Duo die Verantwortung: Lucas Mittag und Malte Unkell. Selbst als Methusalem Gabor Pulay (44) in der alten Heimat nach 20 Minuten das SG-Gehäuse enterte, pfiffen ihm bis zur Pause die Bälle nur so um den Gehörgang. "Munkell" (zusammengerechnet vier Jahre jünger als Pulay) verpassten dem Ungarn eine neue Frisur, oder zumindest ein paar graue Haare mehr. Die sprossen nach dem Wechsel allerdings auch aus den Häuptern von Michael Schneider und Co. Der zweite Durchgang begann mit drei Gegentoren und zwei Minuten für Mittag - der Ritt in der Geisterbahn begann. Spätestens zehn Minuten vor dem Ende schienen die Hausherren klinisch tot, Zwenkau führte mit 23:20. Auf der Tribüne litt Spielgestalter Ivo Doberenz Höllenqualen und zwar nicht wegen seiner verletzten Schulter, sondern wegen des offensichtlichen Kopf-Problems der Kollegen: "Das sind die Auswirkungen der letzten Spiele, als wäre ein Schalter in den Köpfen gekommen." Zum Glück fand der NHV noch den Umlenk-Hebel. Und Neuhäuser stand zur rechten Zeit am rechten Ort.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 20.Oktober 2014




Samstag, 11. Oktober 2014

SG LVB Leipzig II - NHV 27:23 (13:11)

Straßenbahnunfall

Dezimierte Männermannschaft des NHV Concordia Delitzsch kommt in Leipzig unter die Räder / Neuzugang Gruszka ist schon wieder weg Bei den Sachsenliga- Männern des NHV Concordia Delitzsch läuft in dieser Saison bisher einfach nichts zusammen und so muss der von Verletzungen und Abgängen gebeutelte einstige Aufstiegsfavorit bereits einen Monat nach Saisonbeginn deutlich kleinere Brötchen backen. Als vorläufiger Tiefpunkt darf wohl die Pleite gegen die Sportgemeinschaft der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gelten. Unter der Woche wurde der ohnehin arg geschrumpfte Kader der Delitzscher nochmals dezimiert, denn mit dem 18-jährigen Maximilian Gruszka verließ ein weiterer Neuzugang den Verein aus beruflichen Gründen. Lediglich zehn – zum Teil angeschlagene – Feldspieler sowie zwei Torhüter traten die kurze Reise in die Leipziger Arena an und trafen dort auf eine ähnlich überschaubar ausgestattete Straßenbahnermannschaft. Das Spiel begann aus Perspektive der Delitzscher Gäste durchaus vielversprechend. Oldie Marcel Ulrich kam am Kreis zu zwei schnellen Toren und nach einer frühen Roten Karte gegen den LVB-Kreisspieler gingen die Concorden bereits nach wenigen Minuten mit 5:3 in Führung, offenbarten allerdings schon in dieser Phase eine ungewohnte Abwehrschwäche, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Spiel zog. Alle Positionen agierten viel zu passiv, insbesondere im Delitzscher Mittelblock taten sich große Lücken auf, die von den LVB-Spielern immer wieder für eigene Torerfolge genutzt werden konnten. In der Folge wechselte die Führung einige Male hin und her. Zehn Minuten vor der Halbzeitpause beim Stand von 8:9 dann die nächste Rote Karte, dieses Mal gegen den Delitzscher Enrico Henoch. Vorsichtig formuliert diskussionswürdig, aber wohl auch nicht spielentscheidend. Dieses Prädikat verdiente sich da schon eher das wenig durchschlagskräftige, weil viel zu statische Delitzscher Angriffsspiel, das über weite Strecken den nötigen Druck auf die Nahtstellen der gegnerischen Abwehr vermissen ließ. Hinzu kamen langsame Passfolgen, und so blieb den NHV-Männern nichts anderes übrig, als Würfe aus denkbar schlechten Positionen zu nehmen. Ins Bild passten die insbesondere in der 1. Halbzeit in bemerkenswerter Häufung auftretenden technischen Fehler. Ansehnlich und erfolgreich zeigte sich das Delitzscher Spiel immer dann, wenn man den Ball schnell laufen ließ und mit Druck auf die Lücken ging. Was sich so einfach anhört, gelang an diesem Abend jedoch viel zu selten. Dennoch konnten die NHV-Herren das Spiel bis zur Pause relativ offen (11:13) gestalten. Was immer Coach Michael Schneider den Seinen in der Halbzeitansprache mit auf den Weg gegeben haben mag – nichts davon fruchtete. Nichts wurde besser, dafür alles schlechter. Viel zu überhastete Abschlüsse und ein insgesamt nicht ligataugliches Angriffsspiel luden die LVB-Spieler immer wieder zu Ballgewinnen ein. Die Straßenbahner ließen sich nicht lange bitten, erzielten Tor um Tor und konnten ihr Glück selbst kaum fassen, als auf der Anzeigetafel schon 20 Minuten vor Spielende ein vorentscheidendes 19:11 aufleuchtete. Schneider stellte nun die NHV-Deckung von 6:0 auf 5:1 um und schickte Max Neuhäuser für den an diesem Abend glücklosen Steve Müller ins Tor. Beide Maßnahmen verfehlten ihre Wirkung nicht, denn von nun an bekamen die Concorden den Gastgeber etwas besser in den Griff. Zwar spielten die Delitzscher im Angriff weiterhin überhastet und ohne Kopf und Struktur. Dennoch keimte vier Minuten vor Schluss beim Stand von 22:25 noch einmal so etwas wie Hoffnung auf, wenigstens einen Punkt mitnehmen zu können. Doch die Aufholjagd kam zu spät. LVB verwaltete die Führung in den letztem Minuten clever und gewann letztlich verdient mit 27:23. Co-Trainer Martin Möhle zeigte sich im Anschluss enttäuscht: „Am Ende geht diese Niederlage absolut in Ordnung, da heute niemand auch nur annähernd Normalform erreichen konnte. Alles was wir uns für dieses Spiel vorgenommen hatten, konnten wir über weite Strecken der Begegnung nicht umsetzten. Vor allem im Angriff haben wir viel zu häufig völlig kopflos und überhastet agiert. Daraus resultierten eine Vielzahl an technischen Fehlern sowie überhasteten Torabschlüssen.“ Doch der Co-Trainer blickt auch nach vorn: „So bitter und enttäuschend die letzten beiden Wochen für uns gelaufen sind, dürfen wir jetzt tunlichst die Köpfe nicht zu lang hängen lassen. Wir müssen uns darauf besinnen, was jeder Einzelne kann und was uns in den letzten Jahren so erfolgreich gemacht hat. Schon nächste Woche gegen Zwenkau müssen wir damit anfangen.“ Der NHV Concordia Delitzsch findet sich nach zwei Niederlagen in Folge mit einem ausgeglichenen Punkteverhältnis von 4:4 vorerst im trüben Mittelfeld der Sachsenliga-Tabelle wieder. Die nächste Chance auf Punkte bietet sich am kommenden Samstag um 18:30 Uhr in der heimischen Artur-Becker-Halle. Der Gegner ist ein Unbekannter, denn der Aufsteiger SG Leipzig-Zwenkau wird sich die Ehre geben. Im Tor jedoch steht dort seit dieser Saison einer, der in Delitzsch alles andere als ein Unbekannter ist. Gabor Pulay, inzwischen biblische 44 Jahre alt, hütete jahrelang das Delitzscher Tor zu seligen Zweitligazeiten und spielte sich so in die Herzen der Delitzscher Fans. Noch in der vergangenen Saison stand er beim ambitionierten Zweitligisten SC DHfK Leipzig zwischen den Pfosten und zeigte, dass er noch immer nicht zum alten Eisen gehört.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Molten-Pokal

In der zweiten Runde des Sachsen-Pokals schlugen die NHV Männer die Reserve des SV Plauen-Oberlosa 04 auswärts mit 31:17 (13:7) und ziehen damit in die nächste Runde ein. Herzlichen Glückwunsch !!!

NHV Concordia Delitzsch:
Müller (12 Paraden), Sarközi (n.e.) ; Bönke (1), Mittag (4), Ulrich (4), Hartmann (1), Trodler (12), Jungandreas (3/2), Henoch (5), Liebezeit (1).

Sonntag, 28. September 2014

NHV - SV Plauen-Oberlosa 26:27 (13:12)

Am Ende fehlt die Cleverness

Eigentlich hätte die Sachsenliga-Partie unentschieden ausgehen müssen. Das es nicht so kam, schreibt sich der tief enttäuschte Linus Brockstedt zu. In der letzten Spielminute wird der Concorde am Kreis angespielt, bekommt den Ball auch in der Bedrängnis zu fassen, wirft und trifft. Nur die Schiris sehen das anders. Die Plauener schalten blitzschnell um. Der Konter führt zum Tor, es steht 26:27. Nur noch 14 Sekunden Spielzeit bleiben. Ballbesitz für den NHV, einer muss werfen, das geschieht auch, doch Carsten Klaus im SV-Tor ist mit dem Fuß dran, hält. Die erste Saisonniederlage der Delitzscher Handballer ist damit besiegelt.
Mitnichten ist Brockstedt derjenige, der für die Niederlage verantwortlich ist. Er hat seine Aufgabe vor allem in der Abwehr erfüllt. Schließlich war er die Geheimwaffe des Trainers, nachdem klar war, dass Marcel Ulrich und Daniel Hannuschke nicht spielen werden. Letzterer brach sich beim Training den Finger, assistierte und motivierte dennoch von der Bank.
Was schließlich passieren würde, deutete sich aber spätestens mit Beginn der zweiten Halbzeit an, als die Gäste in der 34.Spielminute erstmals die Führung übernahmen. "Es ist uns nicht gelungen mit zwei Toren wegzugehen, wo wir es hätten machen können", trauert Coach Schneider den vergebenen Chancen hinterher. Auch in der Abwehr sieht er eine Ursache, weshalb die Gäste immer wieder zu einfachen Treffern kommen. "Ich mache den jungen Spielern jedoch keine Vorwürfe, der eine oder andere Fehler kann passieren. Marcel und Daniel haben uns dort besonders gefehlt, sie hätten sicher mehr Stabilität reingebracht." Am Ende habe es seiner Mannschaft gegen ein gut spielendes Team aus Plauen an Cleverness gefehlt. Dass Carsten Klaus im Plauener Kasten fünfmal Verlierer gegen Siebenmeter-Kanonier Jan Jungandreas bleibt, juckte ihn nicht. "Ich kenne Jan, er ist schwer ausrechenbar, habe auch schon manchen seiner Würfe gehalten. Macht am Ende nichts, wenn wir mit einem Tor mehr trotzdem gewinnen."
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 29.September 2014

Samstag, 20. September 2014

HSV Weinböhla - NHV 21:32 (11:15)

Pflichtaufgabe gegen Aufsteiger erfüllt

Es kommen Spiele und Gegner, da werden die Concorden in der Sachsenliga bald deutlich mehr gefordert. Gegen den Aufsteiger HSV Weinböhla traten die Nordsachsen konzentriert und mirt Leidenschaft auf. "Der 32:21-Sieg geht deshalb auch in der Höhe in Ordnung", teilte NHV-Trainer Michael Schneider mit. Vor allem eine geschlossene Mannschaftsleistung zu sehen, habe dem Coach gefallen. Überbewerten will er den Sieg jedoch nicht. Wichtig seien die zwei Punkte und das dabei gewonnene Selbstvertrauen seiner Jungs.
Die Gastgeber konnten bis zum Ende der ersten Halbzeit einigermaßen mitspielen, den Torabstand erträglich halten (15:11). Auf eine Überraschung hatten die Gastgeber zwar gehofft, eingetreten ist sie nicht. "Wir wussten, dass über den Spielertrainer Martin Kovar fast alles läuft, von ihmm die entscheidenden Aktionen ausgehen, logisch haben wir uns vor allem auf ihn konzentriert", so Schneider. Das Konzept im Spielverlauf ging auf. Von der begeisterten Stimmung in der Nassau-Halle mit gut 250 Zuschauern ließen sich die Concorden nicht beeindrucken. Im Gegenteil, sie genossen die Atmosphäre, spielten ihr Ding herunter. Coach Schneider konnte auch an manch schöne spielerische Momente seiner Mannschaft laben.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 22.September 2014

Sonntag, 14. September 2014

NHV - HVH Kamenz 27:22 (14:9)

Rückenwind

"Das war ein Kampf. Und nur so wird es auch in den nächsten Spielen gehen. Mit Einsatz und Leidenschaft", sagte Jan Jungandreas nach dem 27:22-Auftaktsieg seines NHV Concordia Delitzsch am Samstag gegen den HVH Kamenz. Wobei in seinem Fall auch "Leidensfähigkeit" ganz gut gepasst hätte. Der 26-Jährige schleppt sich seit Wochen mit Rückenproblemen durch die Handballwelt. Freitagnacht schien endgültig das Aus für den Saisonstart in die Knochen zu kriechen. "Als ich früh aufgestanden bin, ging gar nichts", erzählte Jungandreas und versuchte es trotzdem. Nach der Erwärmung gab er schließlich grünes Licht.
Trainer Michael Schneider ließ seinen Torjäger dennoch fürs Erste auf der Bank, vertraute in der Anfangsformation gleich drei Neuzugängen. Aber das geplante Fest begann wenig berauschend, Kamenz führte ratzfatz 3:0. Die Hausherren wirkten sichtlich nervös. Ausgerechnet Frischling Lucas Mittag (wird morgen 20) besorgte das erste Tor der jungfräulichen Saison. Das löste so manche Verspannung in den Köpfen und Beinen. Spätestens als Marcus Leuendorf, ganz Kapitän, nach 17 Minuten zum 7:6 einnetzte, kam der NHV-Express ins Rollen.
Bis zur Pause blieb der Triebwagen in der Spur - auch dank neuer Wurfgewalt im Rückraum. Danny Trodler kann an guten Tagen sicher auch von der Mittellinie treffen. Das musste er am Samstag nicht, kam aber auch so zu fünf Toren (alle in der ersten Halbzeit). Das erkannten die Kamenzer und jagten ihre Nemesis fortan über das gesamte Feld. An dessen Ende machte sich Steve Müller breit, der im Concordia-Gehäuse eine erstklassige Vorstellung bot. Zudem stellten seine Vorderleute HVH-Stänker Aurelijus Stankevicius kalt, die wichtigste Offensivwaffe blieb praktisch wirkungslos.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit stockte der Express dann wieder, begann eine weitere Schwächephase. Wobei Michael Schneider mit diesem Wort so seine Probleme hat. "Ich würde das als Phasen der Orientierung bezeichnen. Das passiert, wenn wir wechseln. Diejenigen, die reinkommen, müssen wir nach und nach immer besser in unser Spiel einbinden". Seit Wochen predigt der Coach zum Thema Integration der Neuzugänge. In der Praxis kam Kamenz von 16:9 auf 16:14 heran (38.). Zwischendrin betrat Jan Jungandreas das heiß geliebte Linoleum der Becker-Halle und zeigte wenig später, warum er auch mit kaputtem Kreuz kaum aus der Mannschaft wegzudenken ist. Auf seiner Lieblingsposition im rechten Rückraum stand JJ sofort unter Starkstrom. Denn: "Wenn ich draußen sitze, macht mich das verrückt". Den positiven Irrsinn nahm er mit ins Spiel, traf in 20 Minuten fünf Mal - bemerkenswerte Quote.
So plötzlich wie die Schwäche-, pardon, Orientierungsphase gekommen war, verschwand sie wieder in der Tiefe des Raumes. Eine Viertelstunde vor Schluss hieß es 21:14. Das anschließende Schaulaufen garnierte Delitzsch mit vielen unnötigen Fehlern. "Uns war klar, dass wir noch nicht da sind, wo wir hin wollen. Es gab einige Abstimmungsprobleme", sagte Schneider. Die werden auch nächste Woche, wenn es nach Weinböhla geht, noch nicht gelöst sein. Womit wir wieder beim Leitmotiv von Jan Jungandreas wären. Ist es nicht schön, wenn Kreise sich schließen?
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 15.September 2014

Sonntag, 7. September 2014

Molten-Pokal

In der ersten Runde des Sachsen-Pokals kehren unsere NHV-Männer mit einem Sieg aus dem Voigtland nach Hause. Sie besiegen die zweite Mannschaft des HC Einheit Plauen mit 33:23 (18:10). Herzlichen Glückwunsch !!!

NHV Concordia Delitzsch:
Müller (11 Paraden), Sarközi (10/2 Paraden) ; Mittag (7), Doberenz (3), Hartmann (2), Unkell (3), Trodler (4), Jungandreas (8/4), Henoch (1), Liebezeit, Brockstedt (1), Gruszka (3), Hannuschke (1)

Mittwoch, 30. Juli 2014

Zusammengeschweißt

Ein einsames Trikot kündet von den Beschwerlichkeiten des vergangenen Wochenendes. Triefend vor Nässe baumelt es in grellem orange auf einem Tor vor der Becker-Halle, als wollte irgendwer die Ereignisse der zurückliegenden knapp 48 Stunden zu einem Stillleben verarbeiten. Von Freitagabend bis Sonntagmittag haben sich die Herren des NHV Concordia Delitzsch an Ort und Stelle geschunden. Die Vorbereitung auf die Saison in der Handball-Sachsenliga hinterlässt Spuren. Ein paar Schritte weiter sind die menschgewordenen Qualen zu besichtigen.
Die Zuordnung des verwässerten Leibchens erweist sich allerdings als nahezu unlösbares Vorhaben. Mal eben drei Viertel der Mannschaft tippeln oben ohne über das Parkett, oder besser: sie taumeln. Auslaufen nennt sich das in Fachkreisen. Coach Michael Schneider fasst die zurückliegenden Ergebnisse fast schon bürokratisch zusammen: "Ich bin zufrieden. Wir haben den ausgearbeiteten Trainingsplan durchgezogen." Der bestand aus diversen Lauf- und Kraft-Einheiten und ein paar technisch-taktischen Amüsements. "Die Neulinge sollen in unsere Handball-Philosophie reinwachsen, die anderen sich wieder daran erinnern", erklärt Schneider. Die Philosophie heißt bekanntlich: Tempo- Handball der knallharten Sorte. Wer da konditionell nicht auf der Höhe ist, verpasst ganz schnell den Anschlusszug. Auch Kapitän Marcus Leuendorf schont sich nicht. Die Anstrengungen stehen dem inzwischen 32-Jährigen auf den Leib geschrieben. Der Kopf leuchtet ziegelrot, Rinnsale fließen die Stirn herab, das T-Shirt klebt durchnässt und figurbetont an Brust, Bauch und Rücken, die Schuhe stehen unter Salzwasser. "Es wird von Jahr zu Jahr schwerer. Die Jungschen werden immer schneller", sagt der Routinier. Intensiv und abwechslungsreich seien die Einheiten gewesen. Da wirkt der Zusatz, "es hat Spaß gemacht", ein wenig erzwungen. Den Flüssigkeitshaushalt von Leuendorf und Co. brachten übrigens fünf Kisten Wasser, umgerechnet also 60 Liter, wieder einigermaßen in Waage. Ein paar Sekündchen später sitzen alle noch einmal im Kreis zusammen, der Übungsleiter richtet warme Dankesworte an die Herren in Schweiß. Matthias Strehle suhlt sich derweil in einer Lache des körpereigenen Safts, Jan Jungandreas fallen zwischenzeitlich die Äuglein zu. Dafür teilt der Toptorjäger erfreuliches zu seinem Gesundheitszustand mit. "Ich muss zwar immer noch dosiert trainieren. Aber es wird von Woche zu Woche besser." Der malade Rücken soll bald wieder sachsenligatauglich sein. Kein Wunder, dass Jungandreas sich besser fühlt. Schließlich wurden er und die Mannschaft am Sonnabend vom NHV-Fanclub liebevoll umsorgt. Erst kochten die "Loberhaie" Nudeln für die gesamte Handball-Kompanie, am Abend schmuggelten sie sogar eine 20er Packung Bier und Grillgut in die unmittelbare Nähe der Becker- Halle. "Es war aber auch viel Alkoholfreies dabei", sagt Julius Hartmann und zerstreut sofort Spekulationen um ein Gelage. Keine Schnaps- Marinade also. Kurz darauf ist das apfelsinen-farbene Symbol des Wochenendes verschwunden, womöglich in einer Waschmaschine einquartiert. Heute und morgen geht es schließlich weiter in Sachen Saison-Vorbereitung. "Ich hoffe, dass wir langsam mal etwas mehr mit dem Ball machen", sagt Marcus Leuendorf. Seine Teamkollegen hätten gegen die weisen Worte des Kapitäns sicher nichts einzuwenden.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 28.Juli 2014

Samstag, 12. Juli 2014

Schweißtreibendes im Wohnzimmer

Seit fast zwei Wochen sind sie wieder im Training - die Sachsenliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch. Höchste Zeit für eine nicht ganz alltägliche Audienz bei der Einheit am Donnerstagabend in der heiligen Becker-Halle. "Unser Wohnzimmer", wie Trainer Michael Schneider es so schön nennt, wirkt ohne Zuschauer verdammt trist. Nur der Schweißgeruch, den inzwischen wohl die Mauern aufgesaugt haben, zeugt von den vergangenen Schlachten. Auf dem Parkett erwärmt sich die Mannschaft mit Seilspringen, als wäre die Szenerie nicht schon skurril genug.
Die ersten Koordinations-Übungen laufen dann unter der Fuchtel von Martin Möhle, der ist schließlich Co-Trainer. Co, wie Koordination. Michael Schneider schaut entspannt von der Bank aus zu und hat ein wenig Zeit für elementare Fragen. Zum Beispiel zum Thema Abwechslungsreichtum, bis zum ersten Punktspiel vergehen immerhin noch zwei Monate. Bestimmte Einheiten sind eigentlich immer ähnlich, nur die Schwierigkeitsstufen werden gesteigert. Ansonsten wollen wir das prinzipiell schon konstant lassen", erzählt der Coach. Üblicherweise schindet er seine Schützlinge zu Beginn der Vorbereitung mit den allseits beliebten Lauf- und Kraft-Einheiten. Dazu gereicht werden wahlweise Kraft- und Lauf-Einheiten, damit keine Langeweile aufkommt.
"Für unsere Art und Weise Handball zu spielen, müssen wir richtig fit sein, einen extremen Aufwand betreiben", sagt Schneider. Nur so funktioniert das gefürchtete Delitzscher Tempo-Spiel über 60 Minuten. Deswegen sind die Belastungen für das Team vergleichsweise hoch, wenn man bedenkt, dass hier reine Amateure arbeiten. "Was hier in den letzten drei Jahren entstanden ist, ist sehr schwer händelbar, immer eine Gratwanderung zwischen unserem Anspruch und dem, was das Umfeld will", erzählt Schneider, da das Wort Aufstieg durch die Ritzen pfeift.
Und weil die Einheiten unter der Woche dafür nicht reichen, geht es vom 25. bis 27.Juli ins Trainingslager. Allerdings verzichtet man auf einen Schweif in die Ferne, sondern verbringt das verlängerte Wochenende gemeinsam im Wohnzimmer.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 12.Juli 2014

Freitag, 4. Juli 2014

Der unglaubliche Hulk startet ins Training

Das Wetter war hervorragend, die Laune noch besser. Am Dienstagabend haben die Sachsenliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch mit dem Training begonnen. Und dabei gab es alles was das Herz begehrt: Trainer Michael Schneider schwor die Mannschaft auf die Mission Aufstieg ein, trat anschließend höchstselbst beim Fußballspiel "alt" gegen "jung" vor die Pille, ehe es direkt zur ersten ernstzunehmenden Einheit überging. "Jetzt sollen sich alle ein wenig beschnuppern, Spaß haben. Aber es gibt kein großes Vorgeplänkel, dazu ist die Vorbereitung zu kurz", umriss Schneider die Programminhalte. Die "Kürze" der Vorbereitung liegt dabei im Auge des Betrachters, schließlich startet die Saison erst Mitte September. Doch zurück zur Laune, der prächtigen. Spätestens mit dem Anpfiff der fußballähnlichen Aktivität begannen die verbalen Scharmützel. Stephan Sarközi gab den Vorsänger, ätzte schon nach zwei Sekunden: "Ihr bewegt euch viel zu wenig." Dabei bewegten sich die Herren durchaus, vergaßen dabei nur häufig das Spielgerät oder mussten sich mit Pässen auseinandersetzen, die selbst einen Lothar Matthäus in Topform überfordert hätten. Der lange verletzte Jens Groeschel verzichtete angesichts des maladen Gebeins auf den wilden Kick, drehte dafür unermüdlich seine Runden um den Platz. Äußerlich jedenfalls scheint der 35-Jährige topfit zu sein, wirkt wie eine Mischung aus Ursus und dem unglaublichen Hulk. "Steinis" lapidarer Kommentar zu seiner beeindruckenden Statur: "Wenn ich schon nicht schnell bin ..." Schnell dagegen war Marcel Ulrich - zumindest auf dem Motorrad. Der Kreisläufer kam einige Minuten zu spät und versuchte durch Vollgas aufzuholen, was nicht mehr aufzuholen war. Gänzlich fern blieben dem Auftakt Kapitän Marcus Leuendorf, Enrico Henoch, Matthias Strehle, Danny Trodler und Ivo Doberenz (ausgerechnet der nach Traineraussage beste Fußballer) die mit Arbeits- und Urlaubsverpflichtungen haderten. Noch einmal dabei war dagegen Georg Mendisch, bevor er sich von Berufswegen nach Münden verabschiedet. "Der ist bestimmt nur wegen dem Fußball da und wird sich wundern, wenn wir nachher richtig loslegen", sagte Schneider. Die aus fußballerischer Sicht beste Co- Produktion stellten dann Julius Hartmann und Martin Möhle her. Nach einer Bilderbuchflanke des Spielmachers stieg der Co-Trainer gefühlte anderthalb Meter in die Luft und schädelte das Leder zum 1:0 für die Oldies zwischen das Gebälk. Über den Ausgang der Partie wurde allerdings Stillschweigen vereinbart. Immerhin lagerte neben dem Grün zur Erfrischung die obligatorische Kiste Bier, auf der übrigens zwei Fläschchen Clausthaler ohne Umdrehungen thronten - zu denen sich allerdings niemand offiziell bekennen wollte. Vom Spielfeldrand verfolgte schließlich die komplette NHV-Vorstandsetage die ersten Schritte der Vorbereitung. Fast schon ein bisschen wehmütig blickte Frank Bönke in Richtung der einstigen Kollegen. Doch nach dem Ende seiner Laufbahn konzentriert er sich jetzt voll auf sein Dasein als Geschäftsstellenleiter des Vereins.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 3.Juli 2014

Sonntag, 8. Juni 2014

Jan Jungandreas

Mister 110 Prozent bleibt - am liebsten für immer

Identifikationsfigur: Jungandreas, dieser Name stand mehr als ein Jahrzehnt wie kaum ein anderer für den Delitzscher Handball. Als Trainer führte Uwe J. die "alte" Concordia bis in die Handball-Bundesliga. Sein Sohn Jan führt dieses Erbe auf dem Feld beim NHV fort, wurde in der abgelaufenen Saison Torschützenkönig der Sachsenliga und ist aus dem Delitzscher Spiel nicht wegzudenken. Trotz mal wieder mehrerer Angebote aus der Mitteldeutschen Oberliga bleibt der 26- Jährige am Lober. Warum eigentlich? "Weil ich mit Delitzsch in der Oberliga spielen will. Ich fühle mich hier einfach sauwohl." Zum werten Befinden tragen bekanntlich mehrere Faktoren bei. Familie, Freunde, sportliches Umfeld. "Ich kenn' die Leute hier ewig. Ulle (Marcel Ulrich, Anm. d. Red.), Matze Strehle und so weiter. Marcus Leuendorf ist einer meiner besten Freunde", erzählt Jan Jungandreas, der mittlerweile selbst die NHV-D-Jugend trainiert und noch einmal unterstreicht, "wir sind damals mit der Reserve des SC DHfK hierher gekommen mit dem Ziel 4. Liga". 
Damals war im Jahr 2011. Vor damals spielte Jungandreas sogar noch weiter oben. Zwei Jahre 2. Bundesliga in Delitzsch und Bernburg stehen in seiner Bewerbungsmappe. Das Leistungsvermögen dazu hätte er womöglich noch heute, doch gesundheitliche Probleme warfen ihn immer wieder zurück, bis der Tag kam, an der er einsah: "Mein Körper verträgt die Belastungen, die der Leistungssport mit sich bringt nicht. Fünf-, sechsmal Training pro Woche habe ich einfach nicht verkraftet." Das zurückgeschraubte Pensum verfehlte seine Wirkung nicht. In den vergangenen zwei Jahren hat der Rechtsaußen nur ein einziges Ligaspiel verpasst.
Was ein fitter Jan Jungandreas wert ist, hat er als Sachsenliga- Torschützenkönig 2014 bewiesen. Trotzdem klingt er alles andere als selbstzufrieden: "Ich bin der Meinung, in der Saison davor war ich sogar noch stärker, da habe ich öfter auf halbrechts gespielt. Dadurch ist man automatisch besser ins Spiel eingebunden. Außen bist du abhängiger von den anderen." Schnell, einsatzfreudig, trickreich und ungeheuer ehrgeizig ist der Trainersohn. In einem Testspiel vor kurzem warf er gegen Lok Leipzig Mitte mal eben 20 Tore. "Da belächeln mich die andern schonmal, aber ich kann Handball nur volle Pulle spielen. Das ist der Anspruch, den ich an mich habe." Ein echter Mister 110 Prozent eben.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 7.Juni 2014 

Interview mit Michael Schneider

"Spielerisch die beste Mannschaft der Liga"

Michael Schneider, 39, hat seinen Trainerkollegen seit dieser Saison etwas voraus. Er hat mit dem NHV Concordia Delitzsch eine Spielzeit erlebt, die die wenigsten jemals durchleiden müssen. Nach neun Siegen und einem Remis in den ersten zehn Spielen folgten bittere Pleiten - zum Beispiel beim späteren Meister Zwickau, aber eben auch in Görlitz. Und als sich alle schon mit einem weiteren Jahr Sachsenliga abgefunden hatten, die Saison praktisch beendet war, kam plötzlich die Relegation gegen Mühlhausen. Trotz zweier Siege entpuppte sich auch die letztlich als Luftnummer. So eine Achterbahn muss erst mal einer verkraften. Im Interview spricht Schneider über sein Seelenheil, Selbstzweifeln und Kindererziehung.
 
Nach all dem Irrsinn am Ende des Handballjahres fangen wir vielleicht am besten so an: Was war der schönste Moment der Saison? 
Puuh, vielleicht der Heimsieg gegen Zwickau. Das macht Mut und hat gezeigt, dass sich spielerische Qualität durchsetzen kann. Aber eben nicht immer. Stimmt. Trotzdem haben wir uns insgesamt im Vergleich zum vergangenen Jahr noch einmal gesteigert und einige schöne Erfolge gefeiert.
 
Und bittere Rückschläge eingesteckt. Verfolgen Sie die Punktverluste bei schwächeren Teams wie Aue oder Görlitz noch im Schlaf? 
Nein, wenn man länger mit einer Mannschaft arbeitet, weiß man, dass es solche Situationen geben kann. Wir mussten auch einige Neulinge einbauen, waren nicht so gefestigt und sind durch unsere Spielweise immer genötigt, uns alles über die mannschaftliche Geschlossenheit zu erarbeiten.
 
Was war für Sie der Knackpunkt dieser Saison? 
Schwer zu sagen. Vielleicht das Spiel in Zwickau, wo wir gesehen haben, dass wir Dinge verändern müssen.
 
Und die Pleite in Görlitz? 
Da waren einige geistig und körperlich nicht voll anwesend. Mit halber Kraft geht bei uns wenig.
 
Warum hat es nicht zur Meisterschaft gereicht? 
Weil uns in den entscheidenden Situationen jemand gefehlt hat, der auch mal ein einfaches Tor macht. Zwickau dagegen hat seine schwierigen Spiele immer knapp gewonnen, auch dank seiner Einzelkönner. Trotzdem denke ich, dass wir vom spielerischen Potenzial her die beste Mannschaft der Liga waren.
 
Zweifelt man manchmal auch an sich und seinen Entscheidungen? 
Ich zweifle immer, ob wir etwas verändern, besser machen, können. Ich versuche mich und die Jungs immer ordentlich vorzubereiten. Dazu muss man ehrgeizig arbeiten, seine Entscheidungen immer wieder überdenken. Grundlegende Zweifel an meiner Arbeit als Trainer habe ich aber nicht.
 
Nach der verpassten Meisterschaft kam unerwartet die Relegation, die am Ende wertlos war. Ist bei Ihnen noch ein Milliliter Sprit im Tank? 
Ich bin erst mal leer, brauche ein paar Minuten Abstand. Aber es bleiben nur ein paar Tage, dann müssen wir die Vorbereitung planen.
 
Wie wäre es mit einer längeren Pause? 
Grundsätzlich haben wir die ja. Aber durch die Relegation ist alles verkürzt. Natürlich ist es nicht von Vorteil, wenn man nicht so richtig Zeit hat, die Akkus aufzuladen.
 
Für einige war Zugang Shinnosuke Uematsu vor der Saison eine Art Heilsbringer - hat er die Erwartungen erfüllt? 
Es war klar, dass wir wegen unsere Probleme auf halblinks viele Sachen nur spielerisch lösen konnten, das birgt natürlich unheimlich viele Gefahren. Aber auch wegen Shin haben wir das oftmals gut gelöst. Man muss aber auch bedenken, dass er sich an ein neues System gewöhnen musste und auf Außen sah er vielleicht nicht immer glücklich aus. Aber insgesamt waren seine Leistungen schon in Ordnung.
 
Hat Ihnen die Vorgabe "Aufstieg" vor der Saison gefallen? 
Es war ein berechtigter Wunsch von Fans und Vorstand, als Trainer sieht man das mit gemischten Gefühlen. Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir keine Übermannschaft sind.
 
Jetzt sind wieder vier Spieler gegangen, vier neue dazu gekommen. Inwiefern nervt Sie diese fehlende personelle Konstanz? 
Die Entwicklung war mehr oder weniger klar. Wir brauchten jüngere Spieler, die die älteren ersetzen. Schwierig ist nur der Abgang von Georg Mendisch, den beide Seiten gern verhindert hätten. Aber wir sind nun mal keine Profis. Solche Veränderungen wird es immer wieder geben. Schön ist, dass wir Jungs dazu bekommen haben, die Lust auf Handball haben und bereit sind sich zu quälen.
 
Aber vorerst quält sich niemand, stehen Sommerferien an, oder? 
Die Mannschaft hat jetzt vier Wochen Pause. Einmal pro Woche treffen wir uns zum Fußball spielen und ein bisschen dummes Zeug babbeln.
 
Zum guten Schluss wechseln wir das Metier. Im wahren Leben sind Sie Erzieher im Hort. Wie weit ähnelt der Job dem Trainer-Dasein? 
Ich könnte jetzt was Plakatives sagen, mache ich aber nicht. Eigentlich gibt es wenig Parallelen. Manche pädagogischen Dinge kann man schon fürs Training verwenden, aber grundsätzlich ist es total unterschiedlich. In seiner Gesamtheit ist dieses Wechselspiel trotzdem sehr interessant.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 7.Juni 2014