Es war ein langer Handball-Abend, der umso unterhaltsamer wurde, je weiter sich der Zeiger gen Mitternacht schob. Am Dienstagabend hat der NHV Concordia Delitzsch seine Mannschaft für die neue Sachsenliga-Saison präsentiert und ein Testspiel gegen den Landsberger HV mit 26:17 (12:8) gewonnen. Anschließend plauderten Spieler und Trainer bei einer Pressekonferenz aus dem Näh-Etui.Weit nach 22.30 Uhr ergriff Neuzugang Enrico Henoch das Mikro und sagte jenen Satz, der die müden Männer im Foyer der Becker-Halle schlagartig ermunterte: "Der Trainer kann jeder Zeit zu mir kommen, wenn er Fragen hat." Henoch ist schließlich selbst Trainer, Regionaltrainer um genauer zu sein und damit für die größten Talente der Umgebeung zuständig. Um keine Missverständisse in der NHV-Hierarchie aufkommen zu lassen, schob er aber sofort nach: "Hier bin ich in erster Linie als Spieler, ordne mich natürlich unter." Sein Boss in Delitzsch, Michael Schneider, nahm die Dreistigkeit mit einem Lächeln. Gute Stimmung in der Truppe kann schließlich nie schaden, erst recht nicht, wenn man so hehre Ziele hat wie die neue Concordia. "Natürlich träumen wir von Platz eins", gab selbst Schneider zu, sonst in Sachen Prognosen die personifizierte Zurückhaltung. "Aber dafür muss vieles zusammenpassen." Das Team jedenfalls scheint bereit und voller Selbstvertrauen. "Das Umfeld stimmt, das Projekt Mitteldeutsche Oberliga ist spannend", erklärte Rückkehrer Steve Müller. Geradezu frenetisch empfangen worden war zuvor der andere verlorene Sohn, Shinnosuke Uematsu. Und der mittlerweile 38-jährige zeigte gegen Landsberg sofort, warum die Schlachtenbummler am Lober ihren Liebling in den vergangenen sieben Jahren so schmerzlich vermisst haben. Nach kaum 240 Sekunden gelang ihm das Tor zum 2:0, wenig später begann der Japaner mit dem geadezu unverschämt wallenden Haupthaar sogar zu zaubern. Sein Anspiel in den Kreis schnappte sich Jan Jungandreas im Flug und vollendete die als Kempa-Trick berühmt gewordene Direktabnahme. Die Gäste, 2013 immerhin Fünfter der Sachsen-Anhalt-Liga, wirkten anfangs überfordert. Erst als Schneider den Testspiel-typischen Wechsel-Reigen eröffnete, kam auch Landsberg besser ins Spiel. Wirklich gefährlich wurde der HV aber selbst Anfang der zweiten Halbzeit nicht, als dem zweiten Delitzscher Anzug zehn Minuten kein Tor gelang. Immerhin stand die NHV-Abwehr weiterhin felsenfest. Vorn lief es allerdings erst in der Schlussphase besser. Da standen wieder Jungandreas, Uematsu und der neue Kapitän, Marcus Leuendorf, auf dem Parkett. Dem sei an dieser Stelle das letzte Wort mit Blick auf die neue Saison gestattet: "Ich will als Führungsspieler auftreten und die entsprechenden Aufgaben übernehmen." Der Leitwolf der jungen Herde hat gesprochen.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 29.August 2013