Montag, 26. August 2013

Königskobra aus dem Sack

Morgen präsentiert der NHV Concordia Delitzsch im Rahmen eines Vorbereitungsspiels gegen Landsberg seine Mannschaft für die neue Saison in der Handball-Sachsenliga. Natürlich in heimeliger Becker-Hallen-Atmo und zu vorgerückter Stunde ab 20.30 Uhr. Schon am Sonnabend testeten die Schützlinge von Trainer Michael Schneider gegen Oberligist TuS Radis und legten eine eher durchwachsene Leistung aufs Parkett.
22:24 - eine knappe Niederlage gegen eine höherklassige Truppe, das klingt überaus vertretbar. Doch Michael Schneider giftete hinterher wie eine Königskobra, als hätten seine Jungs gerade eine unzumutbare Punktspiel-Pleite bezogen. "Der Auftritt hat mir prinzipiell nicht gefallen. Das Umschaltspiel war nicht vorhanden. Wir sind ohne Struktur und nicht als Mannschaft aufgetreten, was wir wollen", zürnte Handballlehrer S.
Nur knapp schrammten die jungen Herren am Straftraining vorbei. Dabei lieferten sich beide Mannschaften in den ersten 30 Minuten ein ausgeglichenes, wenn auch nicht sonderlich schönes Spiel. Leichtsinns-Fehler, Missverständisse, viel zu viele weggeworfene Großchancen. Nur einer vermochte sich auszuzeichnen. Torhüter-Neuzugang Steve Müller parierte mehrfach exzellent, wenn ihn seine Vorderleute im Stich ließen, was verdammt häufug vorkam.
Nach dem Wechsel änderte sich daran nichts, zumindest nicht zum Guten und Doc Schneider attestierte den Seinen eine allgemeine akute Sehschwäche. "In der zweiten Halbzeit waren wir noch blinder." Selten bis nie schränkten die Delitzscher den Radius von Radis ein. Die Gäste, angeführt vom aufgedrehten Ex-Concorden Maik Wolf, schlugen die Einladung zum Tag des offenen Scheunentores nicht aus, zogen zwischenzeitlich auf 14:21 davon (46.). Ein kleines Drama drohte.
Freundlicherweise nahmen die Gäste zum Ende hin das Tempo raus, schenkten dem NHV beinahe noch ein Remis. Michael Schneider ließ sich vom kanppen Resultat trotzdem nicht blenden. "Normalerweise verlieren wir das Ding mit sechs, sieben, acht Toren." Eine Anmerkung zur Ehrenrettung sei dennoch gestattet: Diverse Leistungsträger schonten im zweiten Durchgang ihre geschundenen Glieder auf der Bank. Doch wenden wir uns ab von diesem gebrauchten Samstagvormittag und schöneren Dingen zu. Beispielsweise morgen.
Dann geht nämlich die hochoffizielle Teampräsentation, inklusive des nächsten Tests, über die Becker-Hallen-Bühne. Und zwar für lau. Man darf erwarten, dass sich die Hausherren nicht noch einmal so wie gegen Radis geben. Nach dem Spiel beantworten Neuzugang Shinnosuke Uematsu und Co. bei einer Pressekonferenz auch die Fragen der Zuschauer. Falls sie also schon immer mal wissen wollten, was Lucas Mittag am liebsten zum Mittag isst, oder ihnen ähnlich investigative Fragen auf der Seele brennen, böte sich morgen eine überaus günstige Gelegenheit mit der Sprache rauszurücken.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 26.August 2013

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