Die Handballer des NHV Concordia Delitzsch bleiben auch im sechsten Spiel hintereinander ungeschlagen. Sie besiegten am Sonnabend den HV Rot- Weiß Staßfurt 29:15 (13:9). Für einen Sprung auf die Medaillenränge der Mitteldeutschen Handball- Oberliga hat es zwar noch nicht gereicht, aber die Tendenz ist eindeutig. Zumal die Delitzscher ein Spiel weniger absolviert haben als die vor ihnen platzierten Teams aus Köthen und Plauen. Am kommenden Wochenende kann der NHV seine Bilanz beim nächsten Heimspiel gegen Lok Pirna weiter verbessern.
Für die Staßfurter wird mit dieser Auswärtsniederlage in der Loberstadt dagegen die Luft im Abstiegskampf ziemlich dünn. Sie rutschten auf den letzten Tabellenplatz ab. Staßfurts Trainer Sven Liesegang hatte sich vor der Partie gegen Concordia Delitzsch sehr deutlich geäußert: „Wir haben nichts zu verlieren.“ Genau so präsentierte sich dann auch sein Team, wollte unbedingt mit Punkten im Gepäck heimkehren. Doch viel mehr als einen guten Eindruck hinterließen die Liesegang-Schützlinge bei ihrem Auftritt in der Mehrzweckhalle nicht.
Nur in der Anfangsviertelstunde hielten die Gäste mit, weil die Concorden Geschenke verteilten. Zwar meinte Daniel Sowada, der Jüngste in der NHV- Aufstellung, nach Spielschluss, dass sich die Mannschaft strikt an den Fahrplan des Trainers gehalten hätte. Doch so richtig glaubhaft klang das, zumindest auf die Anfangsphase bezogen, nicht. Wenn es dennoch so war, ist der NHV abgezockter als gedacht. Erst den Gegner aufbauen, dann gnadenlos niederstrecken.
Die Delitzscher präsentierten sich zunächst unkonzentriert, es passierten zu viele einfache Fehler, Ballverluste im Angriff bestraften die Staßfurter konsequent. Zu begründen ist diese vergleichsweise schwache Phase nur damit, dass sich die Maltsev-Truppe vor allem selbst Druck machte, sich beeindrucken ließ und nicht ins Spiel fand. Sie wollte die Siegesserie nicht abbrechen lassen und den Fans unbedingt ein gutes Spiel liefern. All das blockierte die Köpfe der Jungs offenbar, ließ sie nicht frei genug aufspielen. Hinzu kam, dass sie Sebastian Retting, den Rückraumschützen der Staßfurter, zunächst nicht in den Griff bekamen. Er warf fünf seiner insgesamt sieben Tore in den ersten 16 Minuten. Franz Flemming im Tor der Concorden konnte sich da noch so sehr anstrengen – was er und später Spannemann Felix Herhoc zweifellos mit zunehmenden Erfolg taten – zu halten waren diese Bälle kaum.
Ab der 17. Minuten schienen die Hausherren den Schalter gänzlich umgelegt zu haben. Der bis dahin vorhandene Zwei-Tore-Rückstand wurde egalisiert. Die Concorden marschierten. Sie störten das Angriffsspiel der Staßfurter frühzeitig und nahmen Retting mit Manndeckung quasi aus dem Spiel. Zunächst erfüllte die Aufgabe Daniel Sowada, dann auch Niklas Prautzsch mit Bravour. Letzterer gab nach einem Jahr Handball-Abstinenz (Kreuzbandriss im Januar 2017) sein Comeback. Dass er in der 56. Minute sogar noch ein Kontertor erzielen konnte, machte seinen Start perfekt. Und dann lief es bei den Concorden wie es nicht hätte besser laufen können. Zur Pause führten sie 13:9. Selbst der Halbzeitstand hätte höher ausfallen können, wenn manche Torchance konsequenter genutzt worden wäre.
Im zweiten Teil des Spiel lief es wie geschmiert. Dass Spielmacher Sascha Meiner fehlte, schien die Mannschaft nicht zu schwächen. Concordia baute den Vorsprung kontinuierlich aus. Als der Zehn-Tore-Abstand erreicht war, brach die Moral der Staßfurter gänzlich ein. Sie schienen stehend K.o. Wenn es denn Gegenwehr gab, dann nur noch sporadisch und mit dem letzten Mut des Ertrinkenden.
Concordias Trainer Wladimir Maltsev schien mit dem Spiel und dem Ergebnis zufrieden, sah aber dennoch Reserven im Zusammenspiel. Zufriedenheit ist, subjektiv betrachtet, eben doch sehr verschieden.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 26.Februar 2018