Sonntag, 16. Dezember 2018

HC Elbflorenz 2006 II - NHV 33:31 (17:13)

Ein paar Fehler zu viel

Die Handball-Männer des NHV Concordia Delitzsch haben im letzten Oberligaspiel des Jahres den großen Wurf verpasst. Sie verloren am Sonntag beim souveränen Spitzenreiter HC Elbflorenz Dresden II mit 31:33 (13:17) und tänzeln damit weiter am Rand der Abstiegszone entlang. Angesichts des knappen Ausgangs der Angelegenheit pendelten sich die Analysen irgendwo zwischen Enttäuschung und Hoffnung ein. „In der ersten Hälfte waren wir zu langsam und haben viele gute Torchancen liegen gelassen, was Dresden eiskalt mit einer schnellen ersten und zweiten Welle ausgenutzt hat. In der zweiten Halbzeit waren wir dann viel disziplinierter und haben uns auf diese Weise mehr Torchancen erspielt. Aber die Aufholjagd kostete viel Kraft und so hat es am Ende leider nicht ganz gereicht, weswegen wir einmal mehr mit leeren Händen dastehen“, sagte Trainer Wladimir Maltsev. Ähnlich sah das Kapitän Felix Herholc: „Die erste Halbzeit haben wir leider völlig verschlafen. Die zweite Halbzeit sollte uns Auftrieb geben für die schweren Aufgaben im neuen Jahr.“ Und am Ende wurde der Schlussmann sogar selbstkritisch. „Alles in allem war das ein Mut machender Auftritt, der mit einer etwas besseren Torhüterleistung auch anders hätte ausgehen können.“
Das Spiel begann aus Gästesicht alles andere als gut. Ehe das Team sich versah, lag es bereits 1:5 zurück, aber wie so oft in dieser Saison kämpfte sich Delitzsch zurück und schaffte beim 5:6 den Anschlusstreffer. Dresden ließ sich davon aber wenig beeindrucken. Während die Hausherren ihre Chancen gnadenlos nutzten, scheiterte der NHV in dieser Phase immer wieder am Torwart. Beim Stand von 12:6 deutete vieles auf ein Debakel hin. Doch zumindest stabilisierten sich die Concorden anschließend und kamen bis zur Pause immerhin auf vier Treffer heran.
 Ball sofort ins leere Tor werfen, traf aber nur den Pfosten. Von nun an entwickelte sich ein spannendes Spiel, wobei Dresden im Angriff weiter nach Belieben traf. Eine weitere kurze Schwächephase nutzte die Elbflorenz-Reserve gnadenlos aus und führte plötzlich wieder mit vier Toren. Auch wenn Delitzsch noch einmal herankam, war es die eine Schwächephase zuviel. Fazit: Gegen einen wirklich guten Gegner darf man sich einfach nicht zu viele Fehler erlauben.
„Am Ende haben Kleinigkeiten das Spiel entschieden. Ich denke dennoch, dass es genau auf diesen Kampfgeist und Zusammenhalt im neuen Jahr aufzubauen gilt“, sagte Jungspund Daniel Sowada, mit fünf Treffern zweitbester NHV-Schütze an diesem Tag. Und Trainer Wladimir Maltsev ergänzte: „Wenn wir so weitermachen, werden wir nicht lange auf die nächsten Punkte warten müssen.“
Die nächste Möglichkeit dazu bietet sich schon sehr bald: Am 13. Januar starten die Delitzscher mit einem Heimspiel gegen die SG Pirna/Heidenau ins neue Handballjahr.
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 18.Dezember 2018

Samstag, 8. Dezember 2018

NHV - HC Burgenland 32:24 (17:14)

NHV überrollt überraschend den Tabellendritten aus dem Burgenland

Es waren ähnliche Sätze. „Wenn es bei der Trainingsbeteiligung keine Konstanz gibt, dann kommt sie auch nicht im Spiel“, sagte Waldimir Maltsev, Trainer des Oberligisten NHV Concordia Delitzsch, vor der Heimpartie gegen den HC Burgenland (HCB). Über verletzte, angeschlagene und kranke Akteure stöhnte auch Maltsevs Gegenüber Steffen Baumgart. „Eine ordentliche Spielvorbereitung ist da überhaupt nicht möglich“, gestand der Coach. Die Ausgangslage war also ähnlich. Heraus kam am Sonnabend  eine über weite Strecken einseitige Begegnung. Die Concorden gewannen überraschend und deutlich mit 32:24 (14:11), schafften so mit 12:16 Punkten wieder Anschluss an das Mittelfeld und verpassten dem favorisierten Tabellendritten einen Dämpfer im Kampf um die Spitzenplätze, die Elbflorenz II und Plauen-Oberlosa einnehmen. „Wir waren in allen Belangen Delitzsch unterlegen, hatten mental und physisch nichts entgegenzusetzen“, räumte Baumgart ein. Maltsev lobte seine Mannschaft: „Sie hat heute gezeigt, was sie kann.“
Das war nicht immer so im bisherigen Saisonverlauf. Eine Woche zuvor etwa hatten die Nordsachsen sich bei der 19:25-Pleite daheim gegen Aufsteiger SV Oebisfelde blamiert. „Heute hat jeder für jeden gearbeitet“, erklärte Martin Müller den Unterschied. „Wir haben gesehen, dass es nur als Einheit geht“, begründete Lucas Mittag, der als Rechtsaußen überzeugte, sechs Tore erzielte und vom Fanclub Loberhaie zum Spieler des Abends gekürt wurde.  „Wir sind diszipliniert aufgetreten“, ergänzte ein zufriedener Maltsev. Mannschaftskapitän und Torwart Felix Herholc freute sich, „dass wir heute als Team aufgetreten sind“.
Dabei war die Ausgangslage für die Gastgeber alles andere als positiv. Danny Trodler war erkrankt, Mateusz Wolski konnte wegen eines Trauerfalls in der Familie nicht mitmachen. Michal Paululik (Meniskus) fällt bis Jahresende aus, Jan Derk Janßen (Kreuzband) wird sich auch den Rest der Spielzeit mit der Zuschauerrolle begnügen müssen. So zog sich Co-Trainer Jan Jungandreas das Trikot über, um im Notfall einzugreifen. Doch der trat nicht ein. Maßgeblich, weil die Maßnahmen von Maltsev einschlugen. So beorderte er Defensivspezialist Müller in der ersten Halbzeit im Angriff auf die durch Trodlers Ausfall verwaiste linke Rückraumposition. Müller ließ sich nicht lumpen, erzielte in bester Torjägermanier drei Treffer. Schon bei der Partie in Köthen 23:25) hatte der 28-Jährige seine Offensivqualitäten mit fünf Toren unter Beweis gestellt. Die Concorden starteten im ersten Spiel der Rückrunde stark, bauten die Führung auf fünf Treffer aus. Die routinierten Gäste aus dem südlichen Sachsen-Anhalt – sieben Spieler sind um die 30 Jahre alt, Torwart Michal Galia hat sogar 46 Jahre auf dem Buckel – gaben aber nicht auf, kämpften sich heran und lagen zweimal beim 9:10 und 10:11 (21. Minute) sogar in Führung. „Da haben wir die Köpfe oben gelassen“, freute sich Müller. Oben drauf kam ein entscheidender personeller Schachzug von Maltsev. Für den guten Torwart Marian Voigt brachte er Herholc. Der parierte gleich die ersten drei Burgenland-Würfe und brachte den Gegner mit insgesamt 18 Paraden schier zur Verzweiflung. Zudem forderte der Keeper die Zuschauer zur lautstarken Unterstützung auf, was dann auch erfolgte.
„Wir haben im Angriff geduldig gespielt“, sagte Herholc. „Wir haben nicht überhastet geworfen, sondern gewartet, bis wir gute Positionen hatten“, pflichtete Maltsev ihm bei. So setzte der NHV sich wieder ab und ließ sich auch nach dem Seitenwechsel nicht davon beirren, dass der HC bis auf einen Treffer wieder herankam. Auch die jüngeren Spieler wie Daniel Sowada und Niklas Prautzsch wirbelten im Angriff, suchten und fanden die Lücken in der Abwehr der immer schwächer werdenden Gäste.  Und Verlass war erneut auf Top-Torjäger Frank Grohmann, der sich selbst von einer zeitweiligen Manndeckung nicht stoppen ließ, zehn Bälle im Kasten unterbrachte und die Torschützenliste der Oberliga mit 128 Treffern deutlich anführt. Der Zweitplatzierte, Sebastian Triller vom HBV Jena, kommt auf 96 Tore. „Grohmann hat überragt“, fand der verletzte HCB- Torwart Max Neuhäuser, ein früherer Delitzscher. „Bei uns hat dagegen wenig funktioniert.“
Maltsev hofft, dass nächste Woche im letzten Spiel des Jahres bei Elbflorenz sein Team ähnlich gut funktioniert wie gegen Burgenland. „Wenn wir unsere Leistung zeigen, sind wir nicht chancenlos.“
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 10.Dezember 2018

Samstag, 1. Dezember 2018

NHV - SV Oebisfelde 19:25 (8:11)

NHV rückt nach Heimpleite an Abstiegszone heran

Geschichte wiederholt sich gelegentlich, aber nicht immer. Das mussten auch die Oberliga- Handballer des NHV Concordia Delitzsch feststellen. Vor einem Jahr hatten die Nordsachsen nach dem zwölften Spieltag 10:14 Punkte, wie jetzt auch. „Starke Leistungen wechselten sich mit Katastrophen ab“, schrieb der Fanclub Loberhaie – das gilt auch jetzt.
Damals startete mit der 13. Partie der Beginn einer überragenden Serie, es wurde nur noch eine Partie verloren. Ein ähnlicher Coup gelang nicht. Am Sonnabend unterlagen die Concorden in eigener Halle nach einer miserablen Leistung gegen Aufsteiger SV Oebisfelde mit 19:25 (8:11). Damit fiel das Team von Trainer Wladimir Maltsev nach der letzten Hinrundenbegegnung vom achten auf den elften Platz zurück und hat mit 10:16 Punkten nun wieder engen Kontakt zu den Abstiegsrängen. Die Gäste aus dem nördlichen Sachsen-Anhalt setzten sich dagegen ins Mittelfeld ab. „Wir waren heute richtig schwach“, gestand Maltsev. Das sah der Fanclub genauso. Denn die übliche Ehrung des Concorden-Spieler des Tages wurde ersatzlos gestrichen. „Wir wussten nicht, wen wir nehmen sollten“, hieß es. Die nach den Heimbegegnungen übliche Pressekonferenz vor den Fans wurde zu einer einseitigen Angelegenheit, lediglich Maltsev äußerte sich. Ein Delitzscher Zuhörer kritisierte lautstark und wiederholt in nicht sehr freundlicher Art, dass Gäste-Coach Thomas Meinel erst sehr spät erschien. Unverschuldet, da er zuvor an der Nachbesprechung mit den Schiedsrichtern Thomas Pinkert und Steffen Zänker sowie den Kampfrichtern Petra Keller und Valeska Lange teilnehmen und den elektronischen Spielbericht unterschreiben musste. „Ich möchte meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, sie hat diszipliniert gespielt“, sagte Meinel später im Gespräch mit der LVZ. Der Sieg sei verdient. „Wir hatten uns hier schon etwas ausgerechnet“, kommentierte Rückraumspieler Tim Schroeter, der seinen zuvor 66 Treffern lediglich ein weiteres Tor am Lober hinzufügte. Dafür sprang Trainer-Sohn Oliver Meinel mit seinen neun erfolgreichen Würfen in den Delitzscher Kasten in die Bresche. „Er konnte machen, was er wollte“, ärgerte sich Concordia- Keeper und Mannschaftskapitän Felix Herholc.
Zunächst war das Spiel eine eher langweilige Angelegenheit. Tore waren auf beiden Seiten Mangelware. Der Höhepunkt ereignete sich in der 14. Minute, als Herholc ein Loch in seinem Tornetz bemerkte und ein Helfer den Schaden reparierte. „Wir haben die ersten zwanzig Minuten ordentlich mitgehalten“, meinte Herholc. Bis dahin war das Spiel weitgehend ausgeglichen, Oebisfelde behauptete zunächst einen Ein-Tore-Vorsprung. Was auch dadurch begünstigt wurde, dass der NHV klarste Torchancen vergab und so manches Zuspiel beim Gegner landete. Beim Halbzeitstand von 8:11 schien noch alles offen zu sein.
Nach dem Seitenwechsel verflogen diese Delitzscher Hoffnungen rasch. Die Gäste bauten den Vorsprung auf fünf, sechs Tore aus. „Wir sind dann nur noch hinterhergelaufen“, räumte Herholc ein. „Wir sind einfach nicht in den Flow gekommen“, sagte Lucas Mittag. Maltsev probierte alles, wechselte munter durch, schob die Spieler auf andere Positionen, versuchte die Angriffe des Gegners durch einen vorgeschobenen Daniel Sowada zu bremsen. Doch vergeblich.
„Diese 5:1-Deckung kam uns zugute, da die Räume für unsere Angreifer größer wurden“, meinte Meinel. Als entscheidend bezeichnete er, dass es gelungen sei, die Achse zwischen Goalgetter Frank Grohmann und Kreisläufer Oliver Wendlandt zu behindern. „Wir haben sie gut im Griff gehabt, da wir die Ballwege oft erfolgreich gestört haben.“ Ein Lob spendierte er seinem Torwart Thomas Drese, der 15 Würfe entschärfte. „Er war gut aufgelegt.“
Maltsev kritisierte, dass der Rückraum „ohne Ausstrahlung“ aufgetreten sei. Zudem habe es in der Abwehr viele Missverständnisse gegeben. Damit sich dieses nicht wiederholt, muss nächste Woche zum Rückrundenauftakt in eigener Halle gegen den HC Burgenland eine deutliche Steigerung her.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 3.Dezember 2018

Samstag, 24. November 2018

HBV Jena - NHV 23:27 (11:15)

Zurück in der Erfolgsspur

Nach der unglücklichen Niederlage zu Hause gegen Freiberg und der Sperre von Oliver Wendlandt galt es in Jena, wieder Flagge zu zeigen. Genau das taten zu Beginn die Delitzscher Fans in beeindruckender Manier. Diese Unterstützung war es auch, was die Mannschaft in dieser Phase benötigt, um da unten endlich herauszukommen.
So gewann der NHV nicht nur das Spiel auf der Platte, sondern auch auf den Zuschauerrängen. Wie nicht anders zu vermuten war, kämpften beide Mannschaften von Beginn an um jedes Tor, denn eine Niederlage konnte und wollte sich keiner erlauben. So entwickelte sich in den ersten 20 Minuten ein ausgeglichenes Spiel und die Führung wechselte ständig hin und her. Dennoch war die Nervosität auf beiden Seiten spürbar. Technische Fehler oder unsaubere Pässe sorgten immer wieder dafür, dass das Tempo im Angriff nicht immer auf einem gleichbleibend hohen Niveau gehalten werden konnte. Doch in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit zog Delitzsch das Tempo spürbar an und Jena verzweifelte entweder an der hervorragenden 5:1-Deckung des NHV oder aber sie scheiterten am starken Felix Herholc im Delitzscher Tor. Die Folge war ein 5:0-Lauf und damit auch die beruhigende 15:11-Halbzeitführung.
In dieser Phase schien es so, als ob Delitzsch jetzt das Spiel im Griff hatte. Es schien aber nur so! Jena wollte sich nicht so einfach geschlagen geben und kämpfte weiter. Jena spielte dabei alles andere als fehlerfrei, nur konnte das Delitzsch nicht nutzen, da die Fehlerquote noch höher lag als bei den Gastgebern. Als dann Jena in der 45.Minute den 17:17-Ausgleich erzielte, drohte das Spiel zu Gunsten der Gastgeber zu kippen. Die Delitzscher Mannschaft bewahrte aber die Ruhe und wurde, anders als in anderen Spielen, nicht hektisch. Genau in dieser Phase warf Wolski das schönste Tor im Spiel, als er von der eigenen Neunmeterlinie über den gegnerischen Torwart ins Jenenser Tor traf. Diesen emotionalen Schub nahm die Mannschaft auf und ließ dem HBV Jena in der Schlussphase keine Chance mehr, zurück ins Spiel zu kommen. Am Ende gewann Delitzsch absolut verdient mit 27:23 und konnte sich somit wieder etwas Luft im Tabellenkeller verschaffen Cheftrainer Wladimir Maltsev: „Nach der bitteren Niederlage gegen Freiberg wollten wir unbedingt zurück in die Erfolgsspur. Die Jungs sind sehr konzentriert ins Spiel gegangen und haben sich sowohl in der Abwehr als auch im Angriff an unsere abgesprochene Linie gehalten. Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen, dass sie auch nach einer schwachen Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht die Nerven verloren hat, sondern diszipliniert und geduldig weiterspielte.“
Sven Sauerbrey, Leipziger Volkszeitung vom 26.November 2018

Samstag, 17. November 2018

NHV - HSG Freiberg 35:37 (18:17)

Schiedsrichter führen bei Drama Regie

Die Uraufführung von Friedrich Schillers „Wilhelm Tell“ fand 1804 am Weimarer Hoftheater statt. Eine Neuauflage gab es 114 Jahre später an ungewohnter Stelle: in der Delitzscher Mehrzweckhalle. Die Handball-Oberliga-Partie am Sonnabend zwischen dem NHV Concordia Delitzsch und der HSG Freiberg entwickelte sich zu einem wahren Drama, an dem der Dichterfürst wohl seine helle Freude gehabt hätte. Die Partie endete mit einem 37:35-Erfolg der Gäste.
„Da rast der See und will sein Opfer haben“, heißt es im Tell. Zumindest aus Delitzscher Sicht schien es so, als hätten die Schiedsrichter Daniel Bierhals und Benet Priesing vom SC Magdeburg dieses Zitat verinnerlicht. Denn die beiden Referees entwickelten sich von Neben- zu Hauptdarstellern und übten zugleich in Doppelbesetzung den Part des Regisseurs aus. Von Anpfiff weg bemühten sie sich zwar, einen strengen Maßstab anzulegen, doch heraus kamen oft inkonsequente Entscheidungen und eine wechselhafte, unklare Linie. Es hagelte Foulpfiffe, Verwarnungen und Zwei-Minuten-Strafen, oft für Kleinigkeiten, die beim Handball dazugehören.
Ich spreche eigentlich nie über die Schiedsrichter“, sagte Concordia- Coach Wladimir Maltsev. „Aber heute fehlen mir die Worte.“ Es habe nach fast jedem Kontakt zwei Minuten geben. „Wegen was?“, schüttelte der Trainer den Kopf. Er fühle sich, als ob ihm etwas gestohlen worden sei.
„Das habe ich das erste Mal erlebt.“ Einige Delitzscher Fans wurden noch drastischer. Die Palette reichte von „das ist ein Skandal, was gepfiffen wurde“ bis „die müssten sofort gesperrt werden“. Alexander Matschos, mitspielender Co-Trainer der Gäste, drückte sich diplomatisch- zurückhaltend aus. Es habe schon zwei, drei unverständliche Entscheidungen gegeben, meinte er. So mancher Delitzscher Spieler wollte aus Vorsicht gar nichts sagen. Motto: „Sonst bekomme ich eine Sperre.“
Die Rolle des Bösewichts hatten die Unparteiischen dabei offenkundig Oliver Wendlandt zugedacht. Eine seiner Zeitstrafen erhielt der Abwehrrecke, der auch in der Offensive mit sechs Toren überzeugte, nachdem er in der Defensive lediglich die Arme oben, sie aber nicht bewegt hatte. In der 54. Minute folgte der Eklat. Wendlandt sah seine dritte Zeitstrafe und folglich Rot. Er trat gegen die Delitzscher Bank, schlug mit den Händen auf den Boden. Emotionen pur. Danach schieden sich die Geister. Laut Schiedsrichterbericht soll der Kreisläufer sich sehr kritisch über die Leistung der beiden Magdeburger geäußert haben. „Das stimmt überhaupt nicht“, sagte er. Dennoch erhielt er die blaue Karte. Das bedeutet, dass ein Bericht angefertigt wird und eine Sperre wohl unausweichlich ist.
So entwickelte sich nach kurzer Zeit der Normalität ein eigenartiges und lange Zeit ausgeglichenes Sachsen-Derby. Marian Voigt entschärfte in der Anfangsphase zwei Siebenmeter, bekam danach, wie die anderen Torhüter auch, aber kaum noch eine Chance, einen Ball zu halten – weil beide Abwehrreihen sich angesichts der Schiedsrichterentscheidungen kaum noch trauten, energisch zuzupacken. So war es dann auf beiden Seiten so etwas wie ein „Tag der offenen Tür“, wie es Matschos formulierte.
Fast jeder Wurf war ein Treffer. Da ging schon ein wenig unter, dass Torjäger Frank Grohmann sensationelle 15 Treffer erzielte und Co-Trainer Jan Jungandreas in der zweiten Halbzeit sein Comeback in der ersten Mannschaft feierte. Das war die Konsequenz aus der Verletzung von Rechtsaußen Michal Paululik. Der Tscheche leidet seit drei Monaten unter Knieschmerzen und wird heute am Meniskus operiert und will im neuen Jahr zurückkehren. Aufsteigende Tendenz zeigte der klug Regie führende Mateusz Wolski. Der Pole, der momentan nur von Freitag bis Sonntag zur Verfügung steht, zieht im Januar nach Delitzsch um. „Ein Unentschieden heute wäre gerechter gewesen“, meinte er.
„Meine Mannschaft hat toll gekämpft“, lobte Maltsev, als der Schlussvorhang gefallen war. Gleichwohl hat das Team mit nunmehr 8:14 Punkten wieder Kontakt zur Abstiegszone. Wenn diese Leistung nächstes Wochenende in Jena abgerufen werde und die Schiedsrichter eine vernünftige Leistung zeigen, „werden wir gewinnen“, so der Trainer. „Also! Mutig ans Werk“, heißt es dazu in Schillers „Räuber“.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 19.November 2018

Sonntag, 11. November 2018

ZHC Grubenlampe - NHV 25:26 (13:14)

NHPhönix aus der Asche

Eine Viertelstunde vor Schluss lag der NHV Concordia Delitzsch mit sechs Toren zurück. Aussichtslos. Eigentlich. Die nächste Niederlage. Eigentlich. Doch der NHPhönix erhob sich aus der Asche des Sonntagnachmittags und gewann beim ZHC Grubemlampe in Zwickau doch noch mit 26:25. Dadurch springt die Mannschaft von Trainer Wladimir Maltsev auf Rang neun der Handball-Oberliga.
Siegtorschütze Danny Trodler staunte nach dem Schlusspfiff: „Was wir die letzten 15 Minuten kämpferisch auf die Platte gebracht haben, war beeindruckend. Genauso wie unsere Fans, die selbst Mitte der zweiten Hälfte noch uneingeschränkt hinter uns standen. Hut ab vor diesen Fans und der Mannschaft.“
Das Spiel begann durchwachsen, obwohl die Delitzscher in der ersten Viertelstunde immer knapp in Führung lagen. Michael Günther setzte sich in dieser Phase mit vier Toren gut in Szene. Doch dem NHV gelang es nicht, konsequenter mit den Chancen umzugehen. Zahlreiche gute Gelegenheiten blieben auf der Strecke. So blieb Grubenlampe auf Schlagdistanz, der knappe 13:14-Halbzeitstand spricht Bände.
In der Pause stellten sich die Delitzscher Fans die Frage, ob die Chancen nun konsequenter genutzt werden und eine Entscheidung zu Gunsten der Concordia fallen wird. Die Antwort kam schneller und anders als erwartet. In den nächsten 20 Minuten drehten die Hausherren die Partie und bestraften konsequent das desolate Spiel der Gäste. In der 39. Minute stand es 20:16 für Grubenlampe, der NHV hatte offensiv große Probleme. Den mitgereisten Fans stockte der Atem und es sollte nicht besser werden. In der 42. Minute hatten die Zwickauer einen sechs-Tore-Vorsprung herausgeworfen und Erinnerungen an das Spiel in Plauen wurden wach. War es das? Nein! Das Team kam willenstark zurück.
Der Trainer stellte die Mannschaft um und diese begann, den Rückstand Stück für Stück aufzuholen. Eine Viertelstunde vor Schluss, es stand 24:20, ahnte noch keiner, welche Dramatik sich auf dem Parkett entwickeln würde. Die Delitzscher Abwehr stabilisierte sich und Torwart Felix Herholc entschärfte wichtige Bälle. Auch wenn nicht alles gelang, Concordia kämpfte vorbildlich und holte Tor um Tor auf. Die Rot-Weißen dagegen konnten nur noch einen Torerfolg für sich verbuchen und diese Schwäche wurde von Delitzsch erbarmungslos bestraft. In der 57. Minute war der Ausgleich geschafft (25:25). Das Geschehen wogte hin und her, aber der NHV hatte die besseren Antworten. 30 Sekunden vor der Schlusssirene ging ein Aufschrei durch die Delitzscher Fangemeinde. Soeben hatte Danny Trodler zum 26:25 für seine Farben eingenetzt. Noch 30 Sekunden hieß es kämpfen und das erledigten die Concorden clever. Zwickau kam nicht mehr zum Abschluss.
Auch wenn dieses Spiel nichts für Handballästheten war, der NHV konnte eine durchwachsene Partie mit Kampf, Einsatz und etwas Glück drehen, den ersten Auswärtssieg der Saison einfahren und dadurch den Abstand zu den Abstiegsplätzen etwas vergrößern. ZHC-Trainer Tonci Druskovic befand hinterher: „Ein Unentschieden wäre das gerechte Resultat gewesen. Wer mit sechs Toren führt, muss das Spiel gewinnen. Delitzsch hatte den größeren Willen, das letzte Tor zu erzielen.“ Wladimir Maltsev sagte: „Für mich war es das schwerste Saisonspiel. In der zweiten Halbzeit kam es zu einem Bruch im Spiel, daraufhin habe ich die Abwehr umgestellt und es wurde besser. Die Mannschaft wächst immer mehr zusammen.“
Hartmut Sommerfeldt / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 13.November 2018

Samstag, 3. November 2018

NHV - HSV Apolda 1990 27:19 (15:8)

NHV läutet Apoldas Glocken

In der Thüringer Kleinstadt Apolda hat das Glockengießen eine mehr als 250-jährige Tradition. Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch hat am Sonnabend in der Begegnung gegen den HSV Apolda darauf angemessen reagiert. Die Nordsachsen schlugen den Gast klar und deutlich mit 27:19 (15:8). Die Abstiegsglocken sind damit zwar nicht verstummt, aber sie läuten ein wenig leiser. Mit dem Erfolg haben die Concorden ihren zweiten Saisonsieg eingefahren, bleiben mit nunmehr 6:12 Punkten allerdings auf Abstiegsplatz zwölf.
„Wir wollten unbedingt die Wiedergutmachung“, freute sich Trainer Wladimir Maltsev. Am Wochenende zuvor hatte der NHV überraschend beim bis dahin punktlosen Schlusslicht HC Einheit Plauen 18:20 verloren. Dabei war ein Erfolg eingeplant gewesen. „Die Jungs waren richtig heiß beim Training“, berichtete der Coach. „Wir wollten uns unbedingt für die Niederlage rehabilitieren“, sagte Daniel Sowada, der unermüdlich das Angriffsspiel angekurbelt hatte und vom Fanclub Loberhaie zum Spieler des Abends gekürt wurde. „Wir haben ein gutes Spiel gezeigt“, ergänzte Kreisläufer Nemanja Nesovanovic, der mit vier Treffern aufsteigende Form bewies. Von einer „geschlossenen Mannschaftsleistung“ sprach Vereinspräsident Axel Schüler, sichtlich erleichtert nach dem doppelten Punktgewinn. Maltsev habe die Concorden perfekt eingestellt.
Von Beginn an zeigten sich die Gastgeber hochmotiviert. Zunächst vergaben beide Mannschaften ihre Torchancen, so dass es bis zur fünften Minute dauerte, bis Vasil Mitevski die Glockenstädter in Front brachte. Es war die erste und zugleich letzte Führung der Gäste an diesem Abend. Denn die Delitzscher kamen nur 30 Sekunden später durch Nesovanovic zum Ausgleich. Sowada warf den NHV dann in Führung. Der Vorsprung wurde bis auf 6:1 ausgebaut, bevor Apolda zum zweiten Mal einnetzte. Da zeigte die Uhr bereits die 14. Minute an.
„Wir haben in der Abwehr gut gestanden“, kommentierte Lucas Mittag, der mit Oliver Wendlandt und Martin Müller einen fast undurchdringlichen Mittelblock bildete. Und wenn dann doch Bälle aufs Tor kamen, dann waren sie häufig die Beute von Felix Herholc, der eine Top-Leistung bot und auch zwei Siebenmeter parierte. Später wurde er von Marian Voigt ersetzt, der ebenfalls glänzend hielt. „Wir haben zwei gute Torhüter“, hatte Maltsev bereits vor zwei Wochen nach dem Heim-Unentschieden gegen Aschersleben festgestellt.
„Wenn die Abwehr gut steht wie heute, dann wird es auch im Angriff leichter“, sagte Danny Trodler. Denn dann laste auf der Offensive weniger Druck, unbedingt ein Tor zu erzielen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Das sorge für mehr Selbstvertrauen. So präsentierte sich auch der Angriff. Der Ball lief flüssig, die Spieler waren in Bewegung. Torjäger Frank Grohmann etwa nutzte jede kleine Lücke, um durch die gegnerische Abwehr zu stoßen. Alles eine Folge der „super Einstellung“ der Delitzscher, wie es Trodler formulierte. „Das war der Unterschied zum Spiel in Plauen“, unterstützte Sowada diese Einschätzung.
Gäste-Trainer Frank Ihl räumte ein, dass der Erfolg der Concorden verdient gewesen sei. Sein Team habe vor allem in der ersten Halbzeit „desaströs“ gespielt. Im zweiten Durchgang sei es nur noch darum, gegangen, die Pleite in Grenzen zu halten Er bekräftigte Glockenschlag 20.30 Uhr seine Ansicht, „dass Delitzsch mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird“.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 5.November 2018

Samstag, 27. Oktober 2018

HC Einheit Plauen - NHV 20:18 (8:9)

Aus dem Tritt

Der Aufwärtstrend des NHV Concordia Delitzsch hat ein jähes Ende genommen. Der Handball- Oberligist verlor am Sonnabend beim zuvor punktlosen Schlusslicht Einheit Plauen 18:20 (9:8) und steht als Drittletzter weiter auf einem Abstiegsplatz. Zur Ehrenrettung der Loberstädter sei erwähnt, dass sie stark ersatzgeschwächt antraten. Niklas Prautzsch, Oliver Wendlandt und Michal Paululik waren nicht auf der Platte dabei und zu allem Überfluss verletzten sich Daniel Sowada und Michael Günther im Lauf des Spiels.
Auch NHV-Trainer Wladimir Maltsev rückte die prekäre Personalsituation in den Mittelpunkt seiner Analyse: „Das war ein richtiges Kampfspiel mit viel Dramatik. Es ist schade, dass wir bei so einem wichtigen Spiel so viele Ausfälle hatten. Es standen uns nur sieben gesunde und zwei angeschlagene Feldspieler zur Verfügung.“ Dem verbliebenen Häuflein zollte der Coach aber Respekt. „Ich bin mit der kämpferischen Leistung zufrieden. Generell haben wir sehr gut in der Abwehr gestanden.“ Das Problem war nur, dass die Gäste die vielen Plauener Fehler nicht optimal zu nutzen wussten und in eigene Tore ummünzten.
Delitzsch begann sehr nervös, was angesichts der letzten guten Spiele nicht ganz nachvollziehbar war. So dauerte es fast fünf Minuten, bis der erste Treffer gelang. Wer nun dachte, dass das Spiel jetzt besser werden würde, der wurde maßlos enttäuscht. Gegen einen wirklich schwachen Gegner gelang es dem NHV nicht, sich entscheidend abzusetzen. Chancen dazu gab es genug. Wenn dann aber einfachste Dinge nicht klappen, technische Fehler und eine schlechte Chancenverwertung dazu kommen, wird es in dieser Lage allerdings gegen jede Mannschaft schwer. Dennoch führten die Concorden zur Pause mit 9:8.
Nach der Pause schien es zunächst so, als ob ein Ruck durch das Team ginge. Die Führung wurde 11:8 ausgebaut, aber wieder wurden etliche Konter einfach weggeworfen. Anstatt jetzt für klare Verhältnisse zu sorgen und mit sechs Toren in Führung zu gehen – die Möglichkeiten dazu waren da –, brachte Delitzsch durch eigene Unzulänglichkeiten Plauen wieder zurück ins Spiel. Dann verletzte sich auch noch Daniel Sowada. „Das hat unser Deckungssystem komplett zerstört. Ohne linke und rechte Außenspieler mussten wir richtig improvisieren“, bemerkte Maltsev. Die Einheit drehte das Spiel und bewies in der dramatischen Schlussphase die besseren Nerven. „Für einen Sieg fehlten uns viele verschiedene Kleinigkeiten“, fasste Maltsev den enttäuschenden Ausgang zusammen.
Die Puzzleteile müssen die Delitzscher jetzt möglichst schnell wieder zusammensetzen, so kompliziert die Personallage derzeit auch sein möge. Die Liga gestattet keine Atempause. Bis zum 16. Dezember ist der NHV an jedem Wochenende im Einsatz. Am kommenden Sonnabend dürfen die Jungs immerhin wieder in der heimischen Mehrzweckhalle ran. Dann kommt der HSV Apolda, der mit einem ausgeglichenen Punktekonto derzeit auf Platz sieben rangiert. Mit einem Sieg könnten sich die Concorden bis auf zwei Punkte an die Thüringer heranrobben – so verdammt eng geht es in der Oberliga zu. Aber das kennt man ja aus der vergangenen Jahren.
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 29.Oktober 2018

Samstag, 20. Oktober 2018

NHV - HC Aschersleben 23:23 (13:14)

Ausgleich mit dem Schlusspfiff

Es sind nur noch anderthalb Minuten zu spielen. In der Begegnung der Handball-Oberliga zwischen dem NHV Concordia Delitzsch und dem HC Aschersleben sind die Gäste auf der Siegesstraße, sie führen mit 23:21. Doch die Heimmannschaft gibt nicht auf. Torjäger Frank Grohmann verkürzt auf 22:23, aus dem folgenden Ballbesitz kann Aschersleben kein Kapital schlagen. Die Concorden passen den Ball an den Kreis, wo Oliver Wendlandt in letzter Sekunde der unterm Strich verdiente Ausgleich gelingt. Die Nordsachsen bleiben mit nunmehr 4:10 Punkten auf dem zwölften Platz.
meint Gäste-Keeper Mantas Gudonis, der zuvor 15 Delitzscher Würfe pariert hat und so auf eine Quote von 39,5 Prozent gehaltener Bälle kommt. Übertroffen wird er von Felix Herholc. Der Concordia-Torwart präsentiert sich ebenfalls in überragender Form und entschärft sogar 17 Torwürfe, eine Quote 42,5 Prozent.
Von Anpfiff weg wollen die Gastgeber umsetzen, was Maltsev zuvor als Parole ausgegeben hat: Die Aufholjagd soll gestartet werden. Danny Trodler wirft das 1:0, Frank Grohmann, der führende der Oberliga- Torschützenliste, erhöht auf 2:0. Mit konzentrierter Leistung gelingt es Delitzsch, den Vorsprung auf 10:7 auszubauen. Doch der HC kontert. Kaum etwas ist davon zu spüren, dass mit Clemens Grafenhorst und Nicolas Berends zwei der besten Akteure vor Saisonbeginn zum Drittligisten Bernburg gewechselt sind und weitere Stammspieler fehlen. Zwar gelingt es der Concorden-Abwehr über weite Strecken, die gefährlichen Außenspieler Kommoß und Seifert in Schach zu halten. Doch die dadurch entstandenen Freiräume in der Mitte nutzen Sascha Berends und Trainersohn Andrej Filippov immer wieder aus. So kommen die Gäste heran und liegen zum Seitenwechsel mit 14:13 in Führung. Begünstig wird das durch mehrere Fehlpässe der Concorden und dem fahrlässigen Auslassen mehrerer hundertprozentiger Torchancen. „Dadurch wurden wir nervös und verunsichert“, bemängelt Maltsev.
Das hält im zweiten Durchgang an. Das Team aus Sachsen-Anhalt baut die Führung auf drei Tore aus. Doch die Concorden kämpfen sich immer wieder heran und schaffen so doch noch das Remis. Zwei gegensätzliche Teams hat Maltsev gesehen. „Aschersleben ist eingespielt, wir wegen der vielen personellen Wechsel noch nicht in dem Maße, wir haben Luft nach oben“, sagt der Chefcoach.
Kein Wunder daher, dass Neuzugang Mateusz Wolski nur wenige Einsatzminuten erhält und dabei unauffällig bleibt. Der 29-jährige Pole kommt vorerst aus beruflichen Gründen nur zum Abschlusstraining und der folgenden Partie nach Delitzsch. „Ich muss die Delitzscher Spielweise noch lernen“, sagt Wolski, der einen „glücklichen Punktgewinn“ gesehen hat.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 22.Oktober 2018

Samstag, 13. Oktober 2018

NHV - USV Halle 31:22 (17:10)

Concordia fährt ersten Saisonsieg ein

Dem römischen Staatsmann und Feldherrn Gaius Julius Caesar wird das Zitat „veni, vidi, vici“ („Ich kam, sah und siegte“) zugeschrieben. Ähnlich muss sich am Sonnabend in der Handball-Oberliga Danny Trodler nach dem 31:22-Erfolg des NHV Concordia Delitzsch über den USV Halle gefühlt haben. „Ich habe nie an unserem Sieg gezweifelt“, sagte mit einem Schmunzeln im Gesicht der 32-Jährige. Denn ligaübergreifend habe er in dieser Saison alles gewonnen. Trodler war vor der Partie gegen die Saalestädter zu den Concorden zurückgekehrt und hatte dafür seinen Job als Spielertrainer des Bezirksligisten HV Glesien aufgegeben. Mit Trodler fuhren die Nordsachsen den ersten Sieg in der Saison ein und verbesserten sich mit 3:9 Punkten um einen auf den zwölften Rang.
Die Rückholaktion von Trodler, in der vergangenen Spielzeit mit 118 Treffern der zweitbeste Delitzscher Torschütze, war ganz offenkundig spielentscheidend. Den Concorden war es zuvor nicht gelungen, die Lücke, die er hinterlassen hatte, zu schließen. So war gerade das Offensivspiel sehr einseitig auf den auch diesmal mit neun Toren wieder überragenden Neuzugang Frank Grohmann zugeschnitten. „Mit ihm und Trodler hat Delitzsch jetzt zwei echte Kanten“, räumte Gäste-Trainerin Ines Seidler ein. „Wir sind im Angriff mit ihm variabler“, freute sich NHV-Trainer Wladimir Maltsev, „er schafft Lücken, das ist wichtig für uns.“ Die Last werde jetzt auf mehr Schultern verlagert, kommentierte Trodler.
Und tatsächlich veränderte sich die Spielstatik der Gastgeber durch ihn entscheidend. Die Hallenser Abwehr musste sich auch auf ihn konzentrieren, wodurch sich für andere Concorden in dieser Saison noch selten gesehene Freiräume auftaten. Linksaußen Michael Günther, bislang eher blass geblieben, nutzte das und erzielte drei Treffer. Daniel Sowada wirbelte im Angriff herum und netzte fünfmal ein. Trodler gefiel vor allem als Vorlagengeber. Wiederholt passte er den Ball an den Kreis auf Oliver Wendlandt, der diese Torchancen konsequent ausnutzte. Auch zwischenzeitliche Manndeckungen gegen Trodler und Grohmann verpufften wirkungslos. Zudem motivierte der Comebacker seinen Torwart Marian Voigt nach einem Gegentreffer, munterte ihn auf. Auch das mit Erfolg. Voigt, dem Maltsev „wegen starker Trainingsleistungen“ den Vorzug vor Felix Herholc gegeben hatte, fing sich nach anfänglichen leichten Unsicherheiten und parierte 19 Würfe, darunter einen Siebenmeter. Die Heimmannschaft überzeugte mit einer, so Maltsev, „besonders guten Abwehrleistung“ und im Angriff mit variablem Spiel. „Delitzsch hat verdient gewonnen“, gab Gäste-Trainerin Seidler zu. „Wir haben konsequent und diszipliniert gespielt“, resümierte Trodler staatsmännisch nach dem Abpfiff. Nach einer schweren Anfangsphase sei der Knoten geplatzt. Am nächsten Sonnabend empfangen die Concorden den HC Aschersleben zum nächsten Heimspiel. „Das wird eine ganz schwere Aufgabe“, sagte Maltsev.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 15.Oktober 2018

Samstag, 29. September 2018

HG 85 Köthen - NHV 25:23 (15:11)

Wieder keine Belohnung

Der NHV Concordia Delitzsch kann scheinbar nicht mehr gewinnen: Auch nach dem fünften Spiel wartet die Mannschaft von Trainer Wladimir Maltsev weiter auf den ersten Saisonsieg in der Mitteldeutschen Handball-Oberliga.
Am Sonnabend verloren die Loberstädter bei der HG Köthen 23:25 (11:15). „Alle haben gekämpft bis zum Schluss, aber wir haben es in der entscheidenden Phase nicht geschafft, nachzulegen“, befand Niklas Prautzsch, der fünf Tore erzielte und zu den Besten der Gäste gehörte. Dass beide Mannschaften deutlich stärker sind, als es der Tabellenplatz aussagt, war von Beginn an zu sehen. Die Angriffe wurden auf beiden Seiten sehr konzentriert vorgetragen und die Torhüter bekamen auf beiden Seiten kaum eine Hand an den Ball.
Zwar schaffte es Delitzsch, sich schnell eine Zwei-Toreführung herauszuspielen, doch Köthen antwortete prompt und glich sofort wieder aus. Als zum Ende der ersten Halbzeit der NHV die Präzision im Angriff vermissen ließ, nutzte das Köthen konsequent. „Köthen macht reihenweise Tore im Tempogegenstoß. Wir stehen eigentlich gut in der Abwehr, schaffen aber selber keine Kontertore. Das war heute der Unterschied“, sagte Co- Trainer Jan Jungandreas. Entschieden war das Spiel aber noch lange nicht, obwohl die Jungs vom Lober einen Vier-Tore-Rucksack mit in die Kabine nahmen.
Anders als in den Spielen zuvor kam Delitzsch diesmal hochkonzentriert aus der Pause und verkürzte Tor um Tor. Endlich konnte sich Felix Herholc im Tor mit zahlreichen Paraden auszeichnen und hatte somit einen entscheidenden Anteil daran, dass das Spiel nun wieder sehr ausgeglichen war. Beim Stand von 17:16 für Köthen hatten die Concorden viermal die Chance auf den Ausgleich, aber der wollte einfach nicht fallen. Köthen konnte sich wieder auf drei Tore absetzen, aber die Moral der Gäste war weiter ungebrochen. Mit drei Toren in Folge schaffte der NHV endlich den verdienten Ausgleich. Das Spiel stand jetzt auf Messers Schneide und als Delitzsch die Chance auf die Führung hatte, hofften die zahlreichen mitgereisten Fans auf die positive Wende in diesem Spiel. Doch leider sollte dies nicht gelingen. Am Ende gewann Köthen glücklich und sorgte für enttäuschte Gesichter auf Delitzscher Seite. Ein Unentschieden wäre durchaus drin gewesen.
„Natürlich ist ein Aufwärtstrend erkennbar, aber wir müssen uns auch mal belohnen. Ich bin aber guter Dinge, dass wir aus den nächsten Spielen etwas Zählbares mitnehmen“, sagt Prautzsch optimistisch. Weiter geht es für ihn und den NHV am 13. Oktober zu Hause gegen den USV Halle. Dann vielleicht schon mit einem Neuzugang. Die Delitzscher stecken in finalen Verhandlungen mit einem Spielmacher. Sobald die Personalie fix ist, lesen Sie hier mehr dazu.
Sven Sauerbrey / Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 1.Oktober 2018

Samstag, 22. September 2018

NHV- SV 04 Plauen-Oberlosa 20:20 (9:11)

Erleichterung und vorsichtiger Optimismus nach dem ersten Punkt

Zweimal brandete besonders kräftiger Applaus auf. Zunächst in der Halbzeitpause des Handball- Oberligaspiels der Männer zwischen dem NHV Concordia Delitzsch und dem SV Plauen-Oberlosa. Nicht wegen der Leistung der Gastgeber, denn die lagen zu diesem Zeitpunkt mit 9:11 zurück. Sondern für die gerade eingetroffene ältere Herrenmannschaft. Die Ü-40-Truppe hatte am Sonnabend bei den Landesseniorenspielen die Sachsenmeisterschaft errungen. Den nächsten Beifallssturm gab es nach Abpfiff. Denn mit dem 20:20 holten die Concorden im vierten Spiel der neuen Saison endlich ihren ersten Punkt, der gefeiert wurde, als hätte die Mannschaft den Aufstieg geschafft. Der komplette Fehlstart wurde somit verhindert.
Entsprechend erleichtert zeigte sich Trainer Wladimir Maltsev. „Das ist ein gewonnener Punkt für uns“, sagte er. Ähnlich äußerten sich seine Spieler. „Dieser erste Punkt ist sehr wichtig für die Mannschaft“, sagte Michal Paululik. Er gebe Selbstvertrauen. „Wir können durchschnaufen“, befand Frank Grohmann, um kritisch hinterherzuschieben: „Unsere 1:7 Punkte zum Start sind nicht gut.“ Zwar waren die mit zwei Siegen und einem Unentschieden gestarteten Gäste als Favorit in die Partie gegangen. Doch der Respekt vor der Heimstärke der Nordsachsen war groß. „Wir wussten, dass es ein enges Spiel wird, da Delitzsch auf Wiedergutmachung aus war“, gestand Plauen-Torjäger Marc Multhauf. Trainer Petr Hazl war denn auch „mit dem einen Punkt zufrieden“.
Von Beginn an entwickelte sich eine spannende Partie. Beide Teams legten eine kämpferische Leistung par excellence hin, die Abwehrreihen standen gut und sicher. Entsprechend schwer hatten es die Angreifer. Der NHV ging mit 1:0 und 2:1 in Führung, danach kamen die Vogtländer besser in die Partie, begünstigt durch mehrere Fehlpässe der Heimmannschaft. Plauen arbeitete sich einen leichten Vorsprung heraus, der nach dem Seitenwechsel auf vier Treffer ausgebaut wurde. „In dieser Phase haben wir mehrere Angriffe weggegeben und zwei hundertprozentige Chancen nicht genutzt“, haderte Hazl. So kamen die Concorden wieder heran und sicherten sich durch einen von Grohmann gewohnt sicher verwandelten Siebenmeter in der 59. Minute den Punktgewinn.
„Es ist uns gelungen, gegen eine starke Mannschaft zu bestehen“, kommentierte Maltsev. Er sah eine in vielen Bereichen verbesserte Mannschaft. So habe es im Zusammenspiel eine deutliche Steigerung gegeben. „Es war ein gutes Spiel“, sagte auch Kreisläufer Nemanja Nešovanović. Was maßgeblich daran lag, dass die Neuzugänge besser eingebunden wurden. Nešovanović verbreitete in der Offensive viel Wirbel, hat aber noch Potenzial nach oben. Paululik stellte auf Rechtsaußen seine Torgefahr unter Beweis, wurde jedoch das eine und andere Mal, obwohl völlig freistehend, von seinen Mitspielern ignoriert. Grohmann überragte erneut und verteidige mit nunmehr 33 Treffern seinen ersten Rang in der Torschützenliste der Oberliga. Ordentlich agierte Torwart Marian Voigt, der für den aus privaten Gründen verhinderten Felix Herholc im Kasten stand. Michael Günther fehlte dagegen im Angriff die Durchschlagskraft und in der Deckung ließ er Paul Richter zu häufig ungehindert zum Torwurf kommen. Trotz des Punktgewinns bleiben die Concorden auf dem 13. und vorletzten Platz. Am nächsten Wochenende müssen sie bei der HG Köthen antreten, die mit einem Sieg und zwei Niederlagen deutlich unter den Erwartungen geblieben ist. „Es gibt in unserem Spiel noch Luft nach oben“, verbreitete Maltsev vorsichtigen Optimismus. Und: „Gegen starke Mannschaften können wir mithalten.“
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 24.September 2018

Samstag, 15. September 2018

SG Pirna/Heidenau - NHV 30:22 (16:10)

Der große Frust

Der NHV Concordia Delitzsch kommt in dieser Saison überhaupt nicht aus den Startlöchern. Der personell gebeutelte Handball-Oberligist verlor am Sonnabend das Kellerduell bei der SG Pirna/Heidenau mit 22:30 (10:16) und rangiert nach der dritten Niederlage im dritten Spiel auf dem vorletzten Platz.
Einzig Kreisläufer Nemanja Nešovanovic (sechs Tore) erreichte Normalform und zeigte sich anschließend gefrustet: „Jeder kann sehen, dass wir Probleme haben. Heute hatten wir wieder die Chance, die Partie zu kippen, machen in der zweiten Halbzeit drei Tore hintereinander und schenken dann doch wieder alles her, indem wir einen Fehler nach dem anderen machen. Wir sind ein neues Team und brauchen noch etwas Zeit. Dennoch muss jeder von uns in den Spiegel schauen und sich selbst fragen, was er besser machen kann“, sagte der Neuzugang. Auch Jan Jungandreas nahm kein Blatt vor den Mund. „Man muss leider sagen, dass es insgesamt vorne und hinten wieder zu wenig war“, befand der Co-Trainer. „Wir stehen nicht kompakt genug in der Abwehr oder verlieren die wichtigen Zweikämpfe und machen nach vorne wieder viel zu leichte Fehler.“
Bereits nach zehn Minuten war den mitgereisten Fans klar, dass in Pirna nichts zu holen sein wird. Technische Fehler und schlechte Würfe häuften sich. Die Hausherren brauchten nur abwarten und diese Schwächen ausnutzen. Nach 18 Minuten hatten die Concorden gerade einmal vier Treffer zustande gebracht. Weder Abwehr noch Torhüter erreichten Normalform und bis zur Pause wuchs der Rückstand auf 10:16 an.
Bereits auf dem Weg in die Kabine ließen einige Delitzscher die Köpfe hängen. Optimismus sieht anders aus. Die zweite Halbzeit wurde zum Spiegelbild der ersten. In keiner Phase der Partie wies die Mannschaft Oberligatauglichkeit nach. Pirna spielte das Ding locker herunter und gewann auch in der Höhe verdient. Die Loberstädter dagegen wirken momentan schlicht überfordert und stehen in den kommenden Wochen nicht eben vor leichteren Aufgaben. So geht es unter anderem zum amtierenden Vizemeister Köthen und davor zu Hause gegen Plauen.
Trotz aller Enttäuschung hilft nur der Blick nach vorn. Das sieht auch Nešovanovic so: „Es hilft nichts, wir müssen im Training hart arbeiten und die Abläufe trainieren, damit wir die Fehler im Spiel auf ein Minimum reduzieren. Wenn uns das gelingt, werden wir uns schon bald besser präsentieren.“ Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich den Delitzschern am kommenden Sonnabend. Dann ist der bisher unbesiegte SV Plauen- Oberlosa in der Mehrzweckhalle zu Gast. Und wer weiß: Vielleicht zaubern die NHV-Verantwortlichen bis dahin einen Neuzugang aus dem Hut. Denn unübersehbar ist, dass die Mannschaft im linken Rückraum und auf der Spielmacher-Position dringend Verstärkung braucht.
Jens Teresniak / Hartmut Sommerfeldt, Leipziger Volkszeitung vom 17.Sepetember 2018