Samstag, 31. August 2019

HG 85 Köthen - NHV 27:30 (11:16)

NHV feiert Premierensieg in Köthen

Vor dem ersten Saisonspiel in der Handball- Oberliga beim anhaltischen Traditionsverein HG 85 Köthen stellten sich auf Delitzscher Seite einige Fragen: Wie ist die Integration der Neuzugänge gelungen? Kann die Mannschaft das Spielsystem des neuen Trainergespanns Maik Kroke und Jan Jungandreas umsetzen? Was sind die Testspielergebnisse wert?
Eine große Anhängerschar aus Delitzsch wollte diese Fragen vor Ort beantwortet sehen und sie wurde nicht enttäuscht. Denn der NHV Concordia fand rundum überzeugende Antworten, gewann nach überragender erster Halbzeit mit 30:27 (16:11) und feierte damit den ersten Sieg in Köthen überhaupt. Besser hätte es zum Auftakt nicht laufen können.
Hohes Tempo und ausgeprägte Spiellust prägten vom Anpfiff weg das Geschehen auf dem Parkett. Nach knapp zwei Minuten ging Köthen in Führung, Concordia glich mit dem ersten Tor von Niklas Zierau aus. Jetzt nahm die Partie richtig Fahrt auf. Der NHV agierte aus einer beweglichen 5:1-Deckung heraus, die die Gastgeber zunehmend vor Probleme stellen sollte. Bis zur neunten Minute (4:5) war die Begegnung noch relativ ausgeglichen, danach wurde die Fehlerquote im Angriff der HG 85 immer höher.
Delitzsch konnte jetzt auf schnelle Konter setzen und diese konsequent zu Torerfolgen nutzen. Besonders Benedikt Schmidt auf Rechtsaußen und der stark auftrumpfende Niklas Prautzsch sorgten dafür, dass der NHV Tor um Tor davonzog. Lediglich Christian Kanzler im Gehäuse von Köthen verhinderte eine noch höhere Führung der Gäste. In der 21. Minute lagen die Concorden mit acht Toren (6:14) in Front, die Fans aus der Loberstadt konnten es kaum glauben. Auch wenn es den Grün- Weißen bis zur Halbzeitpause gelang, den Rückstand auf fünf Tore zu verkürzen, schmälerte das nicht die Leistung der jungen Delitzscher Mannschaft.
Vor dem Seitenwechsel fragten sich viele Zuschauer, wie die Teams bei den tropischen Temperaturen in der Halle und angesichts des hohen Tempos die zweite Halbzeit verkraften werden. Um es vorwegzunehmen: Beide Mannschaften zeigten hier keine Schwächen. Mit Wiederbeginn wurde schnell klar, dass sich Köthen noch nicht geschlagen gibt. Die Hausherren minimierten ihre Fehler im Angriff und profitierten auch von einer Umstellung in der Delitzscher Abwehr. Diese offenbarte vor allem auf der linken Angriffsseite der HG 85 immer wieder Lücken, so dass der Vorsprung der Gäste schmolz. Nach 51 Minuten war es dann passiert: Die Anhalter glichen zum 25:25 aus. Jetzt erwachten auch die Zuschauer auf Köthener Seite und das Spiel nahm an Dramatik zu.
Auf dem Feld und auf den Rängen wurde es zunehmend hitziger und es galt, in dieser Atmosphäre einen kühlen Kopf zu behalten. Während der Gastgeber zunehmend mit den Schiedsrichtern haderte, kämpfte Concordia um den ersten Sieg in der Fricke-Halle. In den letzten zehn Minuten kamen die nervenstarken Jungs vom Lober noch zu fünf Torerfolgen, während Köthen nur noch zweimal einnetzen konnte. Nach dem Abpfiff kannte der Jubel auf Delitzscher Seite keine Grenzen mehr. Die Mannschaft war total erschöpft, aber glücklich und die zahlreichen Fans der Blau-Weißen feierten noch lange den in dieser Form nicht erwarteten Auswärtssieg.
Ein hochzufriedener Trainer Maik Kroke zeigte sich vor allem von der ersten Halbzeit sehr angetan. „Die war nahezu perfekt und unser Matchplan ist voll aufgegangen. Wir standen extrem gut in der Abwehr, mit viel Laufbereitschaft und Konzentration. Dadurch konnten wir auch in den Konterbereich gehen und leichte Tore werfen. Im Angriff haben wir geduldig gespielt und meist die richtigen Entscheidungen getroffen“, sagte der Trainer. „In der zweiten Halbzeit war uns bewusst, dass Köthen alles nach vorne werfen wird. Wir waren dann phasenweise nicht mehr so konzentriert. Ein paar falsche Entscheidungen im Angriff, und schon wurde es hektisch. Trotzdem ist die Mannschaft ruhig geblieben und hat noch mal alles rausgeholt mit letzter Kraft. Unser Sieg war deshalb verdient.
Besonders Niklas hat mich heute überzeugt und eine Topleistung geboten.“ Prautzsch, der sieben Tore erzielt hatte, wurde denn auch zum Man of the Match gekürt und meinte: „Wir haben es von Anfang an geschafft, Köthen vor schwierige Aufgaben zu stellen und konnten unsere Chancen gut nutzen. Wir sind super gestartet, haben am Ende auch bei Gleichstand kühlen Kopf bewahrt und die wichtigen zwei Punkte zu Beginn der Saison mitgenommen. Darüber sind wir sehr froh und das lässt uns positiv auf die nächsten Aufgaben blicken.“
Bereits jetzt ist die Vorfreude auf das Spiel in Plauen groß, Concordia tritt am Samstag beim Ligafavoriten Oberlosa an.
Hartmut Sommerfeldt, Leipziger Volkszeitung vom 2.September 2019

Donnerstag, 22. August 2019

NHV Concordia improvisiert und schlägt sich achtbar gegen Elbflorenz

Es war der Abend der Improvisation. Vor Beginn der Partie stellte Team-Manager Marko Bergelt in der Delitzscher Mehrzweckhalle eigenhändig die Auswechselbänke für die beiden Mannschaften auf. Danach schleppte er Stühle für die Zuschauer, die sich das erste und einzige Vorbereitungsspiel des heimischen Handball-Oberligisten NHV Concordia gegen den Drittligisten Elbflorenz Dresden II anschauen wollten. In der Punktrunde erledigen viele fleißige Helfer im Hintergrund diese Aufgaben. Auch das Delitzscher Trainer-Team Jan Jungandreas und Maik Kroke musste bei der Aufstellung unkonventionell handeln: Frank Grohmann, Tobias Karl, Martin Müller, Niklas Prautzsch, Jonas Meiner und Oliver Wendlandt konnten nicht mitmachen, Jan Derk Janßen befindet sich nach seinem Kreuzbandriss weiter im Aufbautraining und Neuzugang Jerome Molzberger steht erst ab September zur Verfügung. Umso erstaunlicher, dass die zehnköpfige Concorden-Rumpftruppe gut mithielt und dem vormaligen Oberliga-Meister nur mit 24:26 (11:12) unterlag.
„Die Begegnung hat Spaß gemacht“, zeigte sich Coach Kroke denn auch zufrieden. Weniger Vergnügen hatte er jedoch an der Anfangsphase. „Da waren wir zu nervös“, bemängelte er. So verliefen die ersten 20 Minuten relativ einseitig. Der Ex-Delitzscher Oskar Emanuel, der auch im Kader des in der zweiten Bundesliga spielenden ersten Dresdner Teams steht, scheiterte mit seinem ersten Wurf zwar am Pfosten, erzielte kurz danach aber die 1:0-Führung für die Gäste.
Der NHV hatte in dieser Phase Probleme im Zusammenspiel und vergab auch beste Torgelegenheiten. Die Abwehr zeigte sich ebenfalls ungeordnet – bis Jungandreas eingriff. Er rief Neuzugang Niklas Zierau zu sich, gab Hinweise. Fortan packte der frühere Magdeburger noch energischer zu. „Jawohl“, rief Jungandreas lobend, nachdem Zierau eine Offensivaktion von Elbflorenz unterbunden hatte, wodurch er der gesamten Defensive Stabilität verlieh. Und auch der Angriff kam endlich auf Touren. Den 5:11- Rückstand verkürzten die Gastgeber bis zum Seitenwechsel auf 11:12. Kreisläufer Moritz Brodowski netzte dreimal ein, wurde von seinen Mitspielern auch gekonnt angespielt. Jetzt gelang, was zuvor nicht geklappt hatte.
Der zweite Durchgang schien sich zu einer Parallele der ersten Halbzeit zu entwickeln. Die Gäste zogen auf 15:11 davon. Doch dann kam Maximilian Amtsberg auf Touren. Der Torschützenkönig der Thüringen-Liga der vergangenen Saison (244 Treffer) bewies seine Vollstreckerqualitäten. Alle seine fünf Tore warf er nach dem Pausentee – kein Wunder, zuvor wurde er nur in der Abwehr eingesetzt, um dort Erfahrung zu sammeln. So kam der NHV nicht nur wieder heran, sondern ging beim 19:18 sogar in Führung. Das blieb allerdings ein einmaliges Ereignis, am Ende setzte sich Elbflorenz knapp durch. Pech hatte Delitzsch, weil das Ausgleichstor von Brodowski zum 25:25 aberkannt wurde, da zuvor die Auszeitkarte auf den Tisch des Kampfgerichts gelegt worden war.
„Wir sind in der zweiten Halbzeit immer besser geworden“, kommentierte Kroke. Er habe eine starke kämpferische Leistung gesehen. „Wir haben es gut gemacht.“ Gegen einen Gast, der am vergangenen Wochenende den Delitzscher Liga-Kontrahenten Freiberg mit 23:10 überrollt hatte. Das stimme durchaus zuversichtlich für den Punktspielauftakt am 31. August bei den heimstarken Köthenern, meinte Kroke. Zumal dann sicherlich auch der eine oder andere Spieler dabei sein wird, der jetzt ausgefallen war. Oben drauf kommt, dass „die alten und jungen Delitzscher Spieler gut zusammengearbeitet haben“, wie Oskar Emanuel festgestellt hat.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 22.August 2019

NHV: Herholc, Voigt; Brodowski (5), Baumgärtel (1), Amtsberg (5), Teresniak, Sowada (4), Schmidt (6), Zierau (1), Günther (2)

Dienstag, 6. August 2019

NHV mit Rad und Tat im Trainingscamp

Es war ein straffes Programm. Sieben Einheiten absolvierten die Oberliga- Handballer des NHV Concordia Delitzsch im Rahmen des Trainingslagers auf dem Rabenberg am vergangenen Wochenende. Oben drauf gab es noch eine Freundschaftspartie gegen den Liga-Konkurrenten EHV Aue II, die mit 30:31 verloren wurde. Das Trainergespann Jan Jungandreas und Maik Kroke zeigte sich mit dem Verlauf dennoch zufrieden. „Die Stimmung im Team ist gut“, freute sich Jungandreas, der ein „anderes, besseres Klima“ als vor einem Jahr bemerkt hatte. „Die Spieler reden viel miteinander, auch die Neuen bringen sich hervorragend ein.“ Kurzum: „Es macht Spaß.“
Das Trainer-Duo, das Wladimir Maltsev nach drei Jahren als Coach abgelöst hat, ist dabei, das Spiel ein wenig umzustellen. Die Abwehr soll etwas offensiver agieren, was im Umkehrschluss ein Mehr an Beinarbeit bedeutet. Die Offensive setzt auf schnelle Konter – eine Taktik, für die vor allem Neuverpflichtung Benedikt Schmidt vom HC Burgenland auf Rechtsaußen prädestiniert ist. „In der Offensive hat das gegen Aue schon gut geklappt“, bilanzierte Jungandreas. Für die Defensive galt das noch nicht ganz so. Im Rahmen des Trainingslagers, das auch einen Grillabend und ein Bergrennen mit dem Fahrrad umfasste, wurde der Mannschaftsrat mit Felix Herholc, Daniel Sowada, Martin Müller und Frank Grohmann neu gewählt. Die Übungsleiter bestimmten daraus Torwart Herholc zum Kapitän. „Das hat er schon in der vergangenen Saison hervorragend gemacht, da gab es keinen Grund, etwas zu ändern“, kommentierte Jungandreas.
Weiter geht es für die Nordsachsen heute Abend mit einem Spiel beim Drittligisten SV Anhalt Bernburg. „Da wollen wir Fortschritte des im Training Erarbeiteten sehen“, kündigte Jungandreas an. Für die Gastgeber, die kürzlich beim Delitzscher Rivalen USV Halle mit 36:28 siegten, ist es die Saisonpremiere vor dem eigenen Publikum. Am Sonnabend reisen die Delitzscher zu einem Turnier nach Ludwigsfelde. Gegner sind dort Viertligisten aus dem Ostsee-Raum sowie die A-Jugend der Füchse Berlin. Die Herausforderungen bleiben also anspruchsvoll und das Tempo in der Vorbereitung hoch. Das muss auch so sein, schließlich startet der NHV mit einem Auswärts-Doppelpack in die Saison. Zunächst geht es zum Auftakt am 31. August nach Köthen, eine Woche später folgt die Partie in Plauen-Oberlosa.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 6.August 2019