NHV wahrt nach überraschender Niederlage der Plauener Spitzenreiter theoretische Aufstiegschance In souveräner Manier setzten sich am Samstagabend die Delitzscher NHV-Männer gegen eine arg dezimierte Görlitzer Mannschaft mit 32:22 durch und wiederholten damit fast exakt den Erfolg aus dem Hinspiel, als an der Neiße ebenfalls ein Sieg mit zehn Toren Vorsprung (33:23) gelang. Nüchtern betrachtet war die Partie für die Gäste bereits vor dem Anpfiff verloren, denn vier Stammspieler und sogar Cheftrainer Petr Mašát mussten aus diversen Gründen auf die lange Reise verzichten und so herrschte auf der Görlitzer Auswechselbank gähnende Leere, während sich das Delitzscher Trainerduo Schneider/Möhle an der sprichwörtlichen Qual der Wahl erfreuen konnte. Von Anfang an nahmen die Hausherren wenig Rücksicht auf ihre bedauernswerten Gäste und legten los wie die Feuerwehr. Die Blau- weißen hielten sich mustergültig an die besprochenen Vorgaben, zogen ihr gefürchtetes schnelles Umkehrspiel aus einer kompakten und aggressiven Abwehr auf und kamen so im Minutentakt zu einfachen Toren. Auch im Positionsangriff spielten die NHV-Herren druckvoll und ließen den Ball gut laufen. Allein die Chancenverwertung ließ Wünsche offen. Dass die Delitzscher dennoch schon nach einer Viertelstunde vorentscheidend auf 9:3 enteilt waren, sagt vieles über das Kräfteverhältnis in dieser einseitigen Partie. In der Folge schalteten die Hausherren anderthalb Gänge zurück. Abstimmungsprobleme in der Delitzscher Abwehr nutzte Görlitz nun zu einigen Toren über den Kreis. Im Angriff leisteten sich die Concorden einige technische Fehler und wurden von den kleinlichen Schiedsrichtern immer wieder zurückgepfiffen. Dennoch pegelte sich der Vorsprung bei komfortablen fünf bis sechs Treffern ein, ehe beim Stand von 14:9 die Seiten gewechselt wurden. In der 2. Hälfte sollten die Delitzscher auf Geheiß ihres Trainers Michael Schneider die Konzentration hoch halten und an die sehenswerten ersten 15 Minuten anknüpfen. Mit dem sicheren Vorsprung im Hinterkopf gingen die Schneider-Schützlinge jedoch erkennbar gebremst zu Werke und ließen den letzten Einsatz vermissen, was zur Folge hatte, dass die Begegnung dahinzuplätschern begann. Im Angriff fehlte der nötige Druck auf die Nahtstellen und in der Abwehr wurde nicht mehr mit der letzten Konsequenz zugepackt. Aber auch Schneider selbst hatte seinen Anteil am kleinen Bruch im Spiel, wechselte er doch mit der sicheren Führung im Rücken munter durch. So kam beispielsweise eine Viertelstunde vor Schluss Stephan Sarközi für den bis dahin stark halten Max Neuhäuser ins NHV-Tor. Auch Jan Jungandreas und Lucas Mittag durften sich vorzeitig auf der Bank erholen. Gerade als die Görlitzer drauf und dran waren, wenigstens noch etwas Ergebniskosmetik zu betreiben, zogen die Delitzscher das Tempo aber ein letztes Mal an und stellten mittels einiger Gegenstoßtore endgültig klar, dass diese Partie nur einen Sieger haben konnte. NHV-Coach Michael Schneider zeigte sich nach Spielende insgesamt versöhnlich: „Die Leistung der letzten 35 Minuten hat mir als Trainer zwar nicht gepasst, allerdings ist das mit Blick auf die klaren Zwischenstände wohl auch ein bisschen verständlich.“ Im zeitgleich ausgetragenen Spitzenspiel kassierte Tabellenführer Plauen gegen Hoyerswerda seine erste Heimniederlage und hat nun nur noch zwei Minuspunkte weniger als Delitzsch. Etwaige aufkeimende Aufstiegsträume weist der Delitzscher Trainer dennoch von sich und erinnert daran, dass seine Mannschaft wegen des verlorenen direkten Vergleichs gegen Plauen de facto nicht zwei, sondern drei Punkte aufholen müsste und zudem das schwierigste Restprogramm der verbleibenden vier Aufstiegskandidaten zu bewältigen hat. Das erste von vier verbleibenden Spielen ist von der Papierform das schwerste. Am 11. April geht es zum derzeitigen Tabellenzweiten nach Hoyerswerda. Der Oberliga-Absteiger galt vor der Saison unter Experten als Aufstiegskandidat Nummer 1, hatte dann aber mit einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten in der neuen Liga zu kämpfen. Die scheint man in der Lausitz nun aber endgültig überwunden zu haben, wie nicht zuletzt der Auswärtssieg gegen Plauen eindrücklich beweist. Der Delitzscher Co-Trainer Martin Möhle ist trotzdem guter Dinge: „Wir sind seit einigen Wochen in sehr guter Form. Diesen Schwung müssen wir mitnehmen in die letzten, vielleicht entscheidenden Spiele!"
Jens Terseniak, Leipziger Volkszeitung vom 30.März 2015