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Harter Arbeitstag für Jungandreas & Co.
Einige im Foyer des Kultur- und Sportzentrums hätten zu gern gewusst, wo dem Concordia-Coach die Feder gewachsen wäre, auf die er nach der nicht leichten Partie gegen das Tabellenschlusslicht Leichlinger TV anspielte. Angesichts mancher Leistung seiner Jungs, vor allem in der ersten Halbzeit war das aber auch nicht verwunderlich. Statt locker und leicht aufzuspielen – Concordia ging als deutlicher Favorit in die Partie – rannte sich die Defensive immer wieder in der Leichlinger Abwehr fest. Die Blütenstädter ihrerseits nutzten die Chance des Außenseiters, begannen selbstbewusst aufzuspielen und hatten mit ihrer unbekümmerten Art auch Erfolg. Die Gastgeber hingegen wollten es besonders gut machen und lasteten sich damit eine Bürde auf, die gleichsam wie „Blei an den Füßen“, wie es Jungandreas ausdrückte, wirkte. Es lief nicht wirklich viel zusammen. Es fehlte das Tempo, mit dem die Nordsachsen üblicherweise Kontrahenten unter Druck setzen. Der Tabellenletzte schien in den Köpfen der Concorden offenbar von Anfang an eine (zu) leicht lösbare Aufgabe zu sein. So jedenfalls nahmen es Außenstehende wahr. Nach einem Spaziergang sah es in der ersten Halbzeit auch nicht aus. Immer wieder gerieten die Angriffsbemühungen der Delitzscher ins Stocken, einfache Fehler, die zu unnötigen Ballverlusten führten, summierten sich, zwei Siebenmeter wurden verworfen. Die Abwehr war löchrig wie ein Schweizer Käse und lud die Blütenstädter geradezu zum Torwurf ein. Gabor Pulay im Delitzscher Kasten klebte zudem das Pech an den Händen. Bälle, die sonst eine sichere Angelegenheit für ihn waren, musste er ohne Berührung passieren lassen. Nach 20 Minuten verließ er die Platte. Für ihn kam Steve Müller, eigentlich dritter Torwart. Der strukturmäßige Ersatz, Sebastian Bliß, laboriert noch an einer Augenverletzung. Müller führte sich gut ein, parierte den ersten, später neun weitere Bälle. Pulay kehrte nochmal für zehn Minuten zurück. Die Gäste bekamen Oberwasser und führten zwischenzeitlich mit 10:7. In der Delitzscher Offensive passierte leider nicht viel Überraschendes. Die Concorden versuchten es mit Einzelaktionen am Kreis und aus dem Rückraum, scheiterten aber am Deckungszentrum. Das erste Tor von der Außenposition schaffte Sascha Meiner (29. Minute). Die Blütenstädter hielten bis dahin mehr als nur gegen. Zur Pause verpasste Steve Baumgärtel bei seinem Strafwurf an die Latte den Ausgleich. Diesen machte er nach dem Seitenwechsel perfekt.Concordia schien sich fortan wieder auf ihre Stärken zu besinnen, schloss auf und führte schließlich in der 40. Minute mit 21:17. Acht erfolgreich abgeschlossene Tempogegenstöße, eine sich stabilisierende Defensive und ein Tempospiel, wie es die gut 800 Zuschauer von ihrer Mannschaft gewohnt sind, führten letztlich zu einem dennoch deutlichen 31:25-Sieg, den Delitzschs Trainer Uwe Jungandreas als einen „harten Arbeitstag“ bezeichnete, der ihn ins Schwitzen brachte.Den Gästen ging in den Schlussminuten nicht nur die Kraft abhanden, auch von dem anfänglichen Selbstbewusstsein war keine Spur mehr zu merken. Lautstark hatte TV-Trainer Frank Lorenzet seine Männer nach vorn getrieben und war damit der unruhigste Geist auf der Mannschaftsbank. Der Frust saß tief bei ihm nach Spielende, hatte er doch bis fünf Minuten vor Schluss noch „an einen, vielleicht sogar an zwei Punkte geglaubt“, die er mitnehmen könnte. In Anspielung auf Jungandreas Federnwuchs bemerkte er spaßig, dass ihm dann sicher ein „ganzes Gefieder“ zustehen würde. Zu den Hauptakteure auf Concordia Seite zählte zweifellos wiedereinmal Kapitän Thomas Oehlrich mit sieben Treffern, gefolgt von René Boese (6), Ulrich Streitenberger, Till Riehn und Martin Müller (jeweils 4 Tore). Jungandreas bekannte nach der 60-minütigen Spielzeit, dass er froh war, der Partie noch eine Wende geben und die zwei Punkte einfahren zu können. Mit einer schönen Szene für die Zuschauer verabschiedete sich Concordia: In der letzten Spielminute liefen Streitenberger und Oehlrich beide einen Konter und allein aufs TV-Tor zu. Obgleich Streitenberger in guter Wurfposition war, gab er uneigennützig an seinen Kapitän ab. Die Moral im Team stimmt. Der 31:25-Endstand wurde gefeiert. Schütze vom Dienst bei den Gästen war Alexander Oelze mit 13 Torerfolgen, acht von zehn Siebenmeter verwandelte er.
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 30. November 2009
Statistik:
Concordia: Pulay (9/2 Paraden), Steve Müller (3 Paraden) ; Streitenberger (4), Meiner (2), Jacob (2), Martin Müller (4), Seitle (1), Riehn (4/3), Baumgärtel (1), Boese (6), Oehlrich (7), Pietzsch, Telehuz, Warmuth (n.e.).
Leichlingen: Reckzeh (8 Paraden), Ross (3/2 Paraden) ; Buss, Born (4), Scherer, Pistolesi (1), Schumacher (3), Oelze (13/8), Kreckler (1), Korte (4), Jansen.
Zeitstrafen: Concordia 4x2 Minuten (1x2 Minuten Baumgärtel, Oehlrich, Riehn und Telehuz) ; Leichlingen 5x2 Minuten (2x2 Minuten Korte, 1x2 Minuten Scherer, Jansen und Born).
Siebenmeter: Concordia 6/3 (Riehn und Streitenberger scheitern an Ross, Baumgärtel trifft nur die Latte) ; Leichlingen 10/8 (Oelze scheitert zweimal an Pulay, trifft aber einmal per Nachwurf).
Zuschauer: 850.
Fotos vom Spiel: