Samstag, 12. Juli 2014

Schweißtreibendes im Wohnzimmer

Seit fast zwei Wochen sind sie wieder im Training - die Sachsenliga-Handballer des NHV Concordia Delitzsch. Höchste Zeit für eine nicht ganz alltägliche Audienz bei der Einheit am Donnerstagabend in der heiligen Becker-Halle. "Unser Wohnzimmer", wie Trainer Michael Schneider es so schön nennt, wirkt ohne Zuschauer verdammt trist. Nur der Schweißgeruch, den inzwischen wohl die Mauern aufgesaugt haben, zeugt von den vergangenen Schlachten. Auf dem Parkett erwärmt sich die Mannschaft mit Seilspringen, als wäre die Szenerie nicht schon skurril genug.
Die ersten Koordinations-Übungen laufen dann unter der Fuchtel von Martin Möhle, der ist schließlich Co-Trainer. Co, wie Koordination. Michael Schneider schaut entspannt von der Bank aus zu und hat ein wenig Zeit für elementare Fragen. Zum Beispiel zum Thema Abwechslungsreichtum, bis zum ersten Punktspiel vergehen immerhin noch zwei Monate. Bestimmte Einheiten sind eigentlich immer ähnlich, nur die Schwierigkeitsstufen werden gesteigert. Ansonsten wollen wir das prinzipiell schon konstant lassen", erzählt der Coach. Üblicherweise schindet er seine Schützlinge zu Beginn der Vorbereitung mit den allseits beliebten Lauf- und Kraft-Einheiten. Dazu gereicht werden wahlweise Kraft- und Lauf-Einheiten, damit keine Langeweile aufkommt.
"Für unsere Art und Weise Handball zu spielen, müssen wir richtig fit sein, einen extremen Aufwand betreiben", sagt Schneider. Nur so funktioniert das gefürchtete Delitzscher Tempo-Spiel über 60 Minuten. Deswegen sind die Belastungen für das Team vergleichsweise hoch, wenn man bedenkt, dass hier reine Amateure arbeiten. "Was hier in den letzten drei Jahren entstanden ist, ist sehr schwer händelbar, immer eine Gratwanderung zwischen unserem Anspruch und dem, was das Umfeld will", erzählt Schneider, da das Wort Aufstieg durch die Ritzen pfeift.
Und weil die Einheiten unter der Woche dafür nicht reichen, geht es vom 25. bis 27.Juli ins Trainingslager. Allerdings verzichtet man auf einen Schweif in die Ferne, sondern verbringt das verlängerte Wochenende gemeinsam im Wohnzimmer.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 12.Juli 2014

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