Die gute Nachricht vorweg: Die SG DHfK/NHV Delitzsch hat ihr Auswärtsspiel beim SC Riesa am Sonnabend mit 29:26 gewonnen. Die schlechte gleich hintendran: Das Lazarett war nach der Partie um zwei Spieler reicher.
Nico Ludwig und der schon vorher angeschlagene Andi Weikert verletzten sich. Ludwig kugelte sich bereits während des ersten Angriffs den Daumen aus, bei Weikert machte im zweiten Durchgang die Wade "zu", um mit dem vielzitierten Wortjongleur und Grammatik-Genius sowie Ex-Fußballer Lothar Matthäus zu sprechen. Die Ausfälle hatten zur Folge, dass SG-Coach Michael Schneider am Ende nur noch mit sieben einsatzfähigen Feldspielern dastand, sich auf der Bank ziemlich alleingelassen gefühlt haben dürfte. Doch die Schiedsrichter in Riesa konnten die Einsamkeit des Trainers wohl nicht mitansehen und schickten Mitte des zweiten Durchgangs gleich vier (!!!) Delitzscher fast gleichzeitig per zwei Minuten Strafe auf die Bank. "Sowas habe ich noch nicht erlebt", sagte Schneider, der von "teilweise etwas unglücklichen Schiedsrichter-Entscheidungen" sprach, die ihm den unverhofften Besuch bescherten. Fast schon peinlich was die Hausherren aus ihrer vierfachen Überlegenheit machten - nämlich genau ein Tor. Im Umkehrschluss lobte Schneider die Seinen: "Clever gelöst."
Ob diese Kuriosität den Knackpunkt der Partie bedeutete, lässt sich nicht belegen, wohl aber, dass die SG bis dahin meist zurücklag, erst in Minute 50 die Führung übernahm. Und fortan ungewohnte Tugenden offenbarte. "Heute waren wir die abgezockteren", formulierte es Schneider. Während auf Riesaer Seite mit schwindender Spielzeit das große Zittern begann, was schlotternde Knie und Wurfarme nach sich zog. Im Abstiegskampf tendiert man schon mal zu Panikattacken. Und wenn die Extremitäten dem Gegner den Dienst verweigerten, lässt sich dessen Zahn bekanntlich leichter ziehen. Dass übernahm ausgerechnet Ivo Doberenz, der vor der Saison das schier endlose Elbufer mit den überschaubaren Weiten der Loberaue tauschte. "Er hat unser Spiel sehr gut geführt", lobte Schneider den Neuzugang, der die letzten drei Delitzscher Buden des Tages besorgte. Auch den Rest der Rumpftruppe bauchpinselte der Trainer. "Das war eine ausgezeichnete kämpferische Leistung. Ich ziehe meinen Hut."
Übrigens: Aus sicherer Quelle hat die Kreiszeitung erfahren, dass die Mannschaft ab nächster Saison wohl wieder unter dem Namen NHV Concordia Delitzsch firmiert. Das arg anstrengende Wortgeflecht Spielgemeinschaft Sportclub Deutsche Hochschule für Körperkultur Leipzig/Nordsächsischer Handballverein Concordia Delitzsch, oder kurz: SG DHfK/NHV, gehört demnach bald der Vergangenheit an. Wahrscheinlich. Offiziell ist noch nichts.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 14.November 2011
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