Es könnte    jeden treffen: Die    Oberliga-Handballerinnen    der HSG Riesa/Oschatz, die    Oberliga-Kicker des FC    Eilenburg oder des FC    Grimma, die Zweitliga-   Volleyballer des GSVE    Delitzsch. Sicher kann sich keiner fühlen. Heute sind es nur Spielabsagen,    morgen und übermorgen bedrohen die langfristigen Auswirkungen der    Corona-Krise womöglich die Zukunft von Mannschaften auf gehobenem    Amateurniveau. Das glaubt zumindest Christian Hornig, früherer Zweitliga-   Handballer und jetzt in verschiedenen Funktionen beim NHV Concordia    Delitzsch tätig, und beschreibt eine düstere Zukunftsvision.
Vereine verschmerzen. Zum Genickbruch werde dafür der mögliche Verlust    der vielen kleinen Sponsoren. „Wir leben als Verein von    Kleinstunternehmen und dem Mittelstand. Ob die in Zukunft noch unser    Hobby unterstützen können, weiß kein Mensch. In ein paar Wochen und    Monaten wird nichts mehr so sein, wie es mal war. Wir und die anderen    Vereine müssen gucken, wie wir da rauskommen“, sagt Hornig. „Wir sind    die Hobbys der Unternehmer und die haben jetzt ganz andere Sorgen.“   Christopher Köhler sieht deshalb die Landes- und Bundespolitik in der    Verantwortung. „Was wir brauchen, sind ähnliche Investitionsprogramme    wie wir sie nach den Hochwasserkatastrophen der letzten beiden    Jahrzehnte schon gesehen haben. Dabei können großzügige    Fördermittelprogramme für den Aus- oder Neubau der vereinseigenen    Infrastruktur nicht nur das aufgrund der Einnahmeverluste dieser Saison    fehlende Eigenkapital der Vereine ersetzen und damit das finanzielle Minus    der Vereine abfangen, sondern gleichzeitig die von der Krise getroffene    Wirtschaft ankurbeln“, fordert der Vorsitzende des FSV Meuselwitz.
Und was ist mit der laufenden Saison? Vielleicht findet sich ja noch eine    Möglichkeit, sie zu Ende zu bringen. „Ich glaube nicht und ich habe auch    kein Verlangen danach, das irgendwie zu lösen“, erzählt Hornig und gibt    zu: „Am Anfang habe ich noch gedacht, ,scheiße jetzt geht unser Aufstieg    flöten‘. Das ist erst ein paar Tage her und jetzt ist an Sport nicht mehr zu    denken.“ Mehr noch: „Ich habe ein Leben lang Mannschaftssport getrieben.    Mehr als der Sport fehlt mir eigentlich die Geselligkeit. Und trotzdem habe    ich in der jetzigen Situation keinerlei Lust darauf.“   Und dann schlägt Hornig den ganz großen Bogen, erzählt von der    bedrückenden Stimmung auf Arbeit, dem plötzlichen Stillstand („Es wird    ruhiger. Du merkst, die Leute sind mit sich beschäftigt.“) und fordert    gesellschaftliche Konsequenzen: „Wir waren in unserem Trott, es ging    immer nur höher schneller weiter. Jetzt haben wir die Quittung. Es ist    höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie wir weitermachen.“   Christian Hornig sagt aber auch: „Wir haben in diesem Land den Luxus,    unserem Hobby teilweise sehr professionell nachgehen zu können.“    Vielleicht müssen wir uns in Zukunft von so manchem Luxus verabschieden    – nicht nur, was den Amateursport angeht.
Am 23. August etwa wollten die NHV-Handballer ihr zehnjähriges    Jubiläumsfest groß in der Schladitzer Bucht aufziehen, inklusive Turnier der    Frauen und Männer. „Das ist jetzt alles nebensächlich, weil du nicht weißt,    wie lange diese Krise dauert und wie wir da rauskommen.“
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 21.März 2020
 
 
 
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