Samstag, 11. Januar 2020

NHV - SV 04 Plauen-Oberlosa 17:31 (11:14)

Delitzsch geht gegen Plauen unter

Der verletzungsgeschwächte Handball-Oberligist NHV Concordia Delitzsch hat gegen den SV 04 Plauen- Oberlosa 17:31 verloren. Dennoch liegt der NHV mit nunmehr 22:8 Zählern auf dem zweiten Platz.
In der Schlussminute hallen Fan- Gesänge durch die Delitzscher Mehrzweckhalle: „Oh, wie ist das schön ...“. Sie haben nur einen Haken: Sie stammen nicht von den Anhängern des heimischen Handball-Oberligisten NHV Concordia, sondern von den 30 mitgereisten Fans des SV 04 Plauen-Oberlosa.
Die Gäste haben auch allen Grund für die musikalische Einlage, denn die Vogtländer siegen mit 31:17 (14:11) und demontieren gnadenlos den bisherigen Spitzenreiter. Gleichwohl liegt der NHV mit nunmehr 22:8 Zählern auf einem überragenden zweiten Platz, nur einen Punkt hinter dem großen Meisterschaftsfavoriten HC Burgenland, der die HSG Freiberg mit 38:26 in die Schranken verweist. Plauen verbessert sich mit 16:14 Punkten auf den fünften Rang.
Von einer „Klatsche“ spricht denn auch NHV-Coach Jan Jungandreas. Daniel Sowada führt die Pleite „eindeutig auf die zweite Halbzeit zurück, dort war unsere Leistung indiskutabel“. Gäste-Torwart Carsten Klaus freut sich derweil über eine kompakte Mannschaftsleistung und ein gutes Konterspiel, „wodurch wir zu vielen einfachen Toren kamen“.
Der Schlussmann ist der überragende Plauen-Spieler und weist eine Quote von 47 Prozent gehaltener Bälle auf. Sein Gegenüber Felix Herholc, der einzige Concorde in guter Form, erreicht hier immerhin noch 30 Prozent und pariert zwei Siebenmeter. Einen besseren Wert verhindern seine Vorderleute, die den Keeper im zweiten Durchgang im Stich lassen. Plauens Übungsleiter Petr Hazl findet tröstende Worte. „Vor ein paar Wochen ging es uns ähnlich wie heute Delitzsch, da hatten wir auch mehrere verletzte Spieler.“ So sei es halt in der Oberliga. Und diesmal trifft es den NHV. Torwart Marian Voigt, in der bisherigen Saison die klare Delitzscher Nummer eins, ist am rechten Sprunggelenk lädiert. Niklas Zierau ist ebenfalls verletzt und wird längere Zeit ausfallen. Oliver Wendlandt hat sich mit einer Grippe abgemeldet, Steve Baumgärtel ist aus privaten Gründen, wie schon vor Monaten von ihm angekündigt, nicht dabei.
Dafür kommt Tobias Karl, 19-jähriger Torjäger der zweiten Männermannschaft, zu seinem Saisondebüt in der Oberliga. „Unsere zweite Halbzeit war miserabel“, kommentiert er enttäuscht. Als Ausrede lässt Jungandreas diese personelle Schwächung nicht gelten: „Das wäre zu einfach.“ In der Tat: Zuvor ist stets der breite Kader gelobt worden, der Ausfälle eigentlich verkraften müsste. Doch diesmal gelingt das nur im ersten Durchgang einigermaßen.
„Wir kommen gut ins Spiel“, resümiert der Trainer. Sein Team geht durch zwei erfolgreiche Würfe von Niklas Prautzsch mit 2:0 in Führung. Die Abwehr steht ordentlich, Herholc vernagelt seinen Kasten. Die Spieler aus der Spitzenstadt stecken das aber unbeeindruckt weg, kommen heran und gehen in der elften Minute erstmals in Führung. Diesen Vorsprung bauen sie dann kontinuierlich aus. Der NHV erlaubt sich schon jetzt zu viele technische Fehler, vergibt klarste Torchancen en masse und ist im Rückzugsverhalten nicht konsequent genug. Im zweiten Abschnitt „hat nichts mehr funktioniert“, kommentiert enttäuscht Jungandreas. Lediglich sechs Tore werden erzielt, die Deckung weist mit zunehmender Spielzeit immer größere Löcher auf, Fehlpässe kommen oben drauf.
Da ging der Kopf runter“, bedauert der Chefcoach. Im Klartext: Die Mannschaft gibt sich weitgehend auf, hat Plauen nichts mehr entgegenzusetzen. Oben drauf kommt ein Schreck in Minute 40:28. Plauens Sebastian Duschek leistet sich gegen Maximilian Amtsberg ein böses Foul, das anstatt mit einer roten Karte nur mit einer Zwei-Minuten-Strafe geahndet wird. Amtsberg, bis dahin vierfacher Torschütze, wird minutenlang auf dem Parkett und später liegend hinter der Concorden- Bank behandelt, Rippen und rechte Schulter sind betroffen. Nach dem Abpfiff gibt der 1,99-Meter-Hüne im Stehen vorsichtig Entwarnung: „Es geht schon wieder.“ Eine schöne Botschaft nach einem scheußlichen Delitzscher Handball-Abend.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 13.Januar 2020

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