Donnerstag, 2. Mai 2019

Alt wie ein Baumgärtel: 35-Jähriger kehrt nach Delitzsch zurück

Er hatte mit dem Gedanken gespielt, seine Handball-Karriere zu beenden. Doch Felix Herholc, Martin Müller und Oliver Wendlandt, allesamt Spieler des Oberligisten NHV Concordia Delitzsch, beknieten ihn wiederholt – und letztlich erfolgreich. So kehrt zur Saison 2019/20 ein alter Bekannter zurück an den Lober. Steve Baumgärtel hat einen Vertrag für „erst mal ein Jahr“ unterzeichnet, wie er selbst gegenüber dem Sportbuzzer berichtete. Der 35-Jährige schnürt derzeit seine Schuhe für den Drittligisten SG Leipzig II.
„Ich freue mich, nochmals mit ihm zusammenzuspielen“, sagte Müller. „Baumi“ sei zwar nicht mehr der Jüngste, „ist aber doch sehr fit“. Er passe menschlich gut rein und werde dem NHV „mit seiner Erfahrung und Qualität auch sportlich weiterhelfen“. Enrico Henoch, Trainer der SG, die als Nachwuchstruppe des Bundesligisten DHfK Leipzig fungiert, bedauerte den Abschied seines Mannschaftskapitäns. „Ich hätte ihn gerne noch behalten, wir verlieren einen Führungsspieler.“ Er habe die jungen Spieler im Kader erfolgreich an die Hand genommen und Verantwortung gezeigt. Baumgärtel habe seinen Anteil daran, dass die SG doch den Klassenerhalt geschafft habe. „Daran hatte nach der schwachen Hinrunde kaum einer geglaubt“, sagte Henoch, der auch schon mal im Delitzscher Trikot aufgelaufen war. Die SG läuft als Kooperation von DHfK und LVB. Letztere schafften in der vergangenen Saison mit Baumgärtel den Aufstieg in Liga drei.
Baumgärtel wurde in Frankfurt an der Oder geboren und spielt bevorzugt im rechten Rückraum. „Auf dieser Position bin ich groß geworden“, erzählt der 1,91 Meter große Linkshänder. Jahrelang war er in der zweiten Bundesliga aktiv, unter anderem in Dessau. In der Spielzeit 2009/10 spielte er beim SV Concordia Delitzsch in der Südstaffel der zweiten Bundesliga und belegte mit dem Team Rang fünf. „Wir hatten damals eine super Truppe“, sagte Baumgärtel. Zu den Mitspielern gehörten unter anderem Martin Müller, Thomas Oehlrich, René Boese, Martin Hummel und Ulrich Streitenberger. Trainiert wurden sie von Uwe Jungandreas. „Ich war sehr traurig, dass es damals in Delitzsch nicht weiterging“, erinnerte sich Baumgärtel. Die Spielbetriebsgesellschaft musste im Juli 2010 Insolvenz anmelden, der SV Concordia Delitzsch wurde aufgelöst, der neu gegründete NHV erhielt die Spielrechte für alle sächsischen Handballligen.
Die jetzt zu Ende gehende Saison der Delitzscher, die am drittletzten Spieltag den Klassenerhalt geschafft hatten, bezeichnete der Neuzugang als ordentlich. Der berufsbedingte Ausfall von Sascha Meiner, der erst in den letzten Begegnungen wieder zur Verfügung stand, „war ein großer Qualitätsverlust“. Und wohl ein wesentlicher Grund dafür, dass die Concorden den angestrebten Platz im oberen Mittelfeld verfehlt haben. Seine Aufgabe sieht das 89 Kilo schwere Kraftpaket darin, „eine Führungsrolle zu übernehmen“. Nur mit jungen Spielern gehe es eben nicht. Dafür sei die Oberliga zu ausgeglichen. Was darauf hindeutet, dass Delitzsch noch mehrere zumeist jüngere Handballer verpflichten will. Baumgärtel hat sich in dieser Saison dazu neuen Respekt erarbeitet. Als beim Bundesligisten DHfK zu Saisonbeginn die Personalnot groß war, half er in der Eliteliga aus und kam zu seinen ersten Einsätzen überhaupt im Oberhaus. Sechs Partien bestritt er. „Das waren geile Erlebnisse.“ Bald kommen neue, viertklassige, in Delitzsch hinzu. „Ich wünsche ihm eine schöne Zeit in Delitzsch”, sagt Henoch.
Ulrich Milde, Leipziger Volkszeitung vom 2.Mai 2019

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