Donnerstag, 7. Januar 2016

Der "Mann für alle Fälle" übernimmt

Teammanager Christian Hornig ist ab sofort in Personalunion auch der neue Cheftrainer beim ambitionierten Handball- Sachsenligisten NHV Concordia Delitzsch. Der 38-Jährige soll als Nachfolger des entlassenen Michael Schneider den Aufstieg in die Oberliga schaffen.
Der Nachfolger des langjährigen NHV-Cheftrainers Michael Schneider (40) ist einer mit ordentlich Stallgeruch. Der 38-jährige Christian Hornig lernte dereinst als Sechsjähriger beim Concordia-Vorgängerverein ESV Delitzsch das Handballspiel – in der vergangenen Saison half er im vorletzten Spiel aufgrund von Personalmangel sogar noch einmal in der Ersten aus. Eben ein Mann für alle Fälle.
Hornig durchlief sämtliche Delitzscher Jugendmannschaften und schaffte es schließlich 1998 bis in die 2. Bundesliga, in der er fünf Jahre lang für die Concordia auflief. Es folgten Stationen beim SC DHfK Leipzig und in Landsberg, wo er schließlich 2010 erstmals in die Trainerrolle schlüpfte und den Sachsen-Anhalt-Ligisten zu einigen achtbaren Ergebnissen führte. Da der zweifache Vater samt Familie auch nach seinem sportlichen Weggang aus Delitzsch in der Loberstadt wohnen blieb, machten beide Hornig-Kinder ihre ersten handballerischen Versuche beim 2010 neu gegründeten NHV Concordia Delitzsch. So fand letztlich auch der Vater wieder zurück zu seinen eigenen Delitzscher Handballwurzeln.
Seit Sommer 2013 gehört Christian Hornig dem Vorstand des Vereins an und übernahm seither immer mehr Funktionen. In der laufenden Saison trainiert er nicht nur die Delitzscher F-Jugend, sondern zieht auch in der Männermannschaft als Teammanager die Fäden und hilft zudem in der Geschäftsstelle des Vereins aus. Aushilfsweise war Hornig auch in der Sachsenliga auf das Parkett zurückgekehrt. Am 25. April stellte er sich in der Heimpartie gegen Cunewalde zur Verfügung. Trainer Schneider, dem viele verletzte Akteure fehlten, ließ ihn die letzten vier Minuten ran – der wie auch Hüter Dirk Fischer reaktivierte Oldie versenkte kurz vor Schluss einen Siebenmeter zum 33:28-Sieg.
die Spieler kam die Entscheidung am Montagabend überraschend. Der zurzeit verletzte Kapitän Ivo Doberenz versichert dennoch, dass die Mannschaft sich konzentriert auf das wichtige nächste Spiel am Samstag vorbereiten wird: „Die sportliche Aufgabe der Mannschaft ist jetzt alleinig das Spiel in Radeburg. Da bleibt keine Zeit, länger über diese Entscheidung nachzudenken. Auf jeden Fall möchte ich aber Michael Schneider im Namen der Mannschaft für seine gute Arbeit in den vergangenen Jahren danken und ihm für seine nächsten sportlichen Stationen alles Gute wünschen.“
Zur Seite stehen wird dem neuen Cheftrainer der 29-jährige Martin Möhle, der auch weiterhin das Amt des Co-Trainers bekleiden wird. Da er wegen einer langwierigen Schulterverletzung auf dem Spielfeld einstweilen nichts ausrichten kann, wird zudem ab sofort Jan Jungandreas (28) versuchen, als Co-Assistent seinen Beitrag zum Erreichen des großen Saisonziels beizusteuern.
Das Ziel heißt nach wie vor Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga und ist trotz zuletzt zweier Pleiten in Folge bei zwei Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter und elf verbleibenden Partien noch immer in Sichtweite. Damit das so bleibt, sollte allerdings im nächsten Spiel am Samstagabend ein Sieg her. Und das wird kein einfaches Unterfangen. Denn der Gegner ist kein Geringerer als der aktuelle Tabellenführer TSV 1862 Radeburg – das einzige in dieser Saison noch ungeschlagene Team der Sachsenliga. NHV-Vorstandschef Axel Schüler ist dennoch guter Dinge: „Unsere Mannschaft wird mit breiter Brust, hochmotiviert und sehr gut vorbereitet zum Topspiel nach Radeburg fahren.“ Sollte es eine erfolgreiche Fahrt werden, hätte der NHV auf einen Schlag wieder beste Karten im Kampf um die Sachsenmeisterschaft. Und auf der Trainerbank jemanden sitzen, der aus eigener Erfahrung weiß, wie sich das anfühlt. Vor genau 20 Jahren feierte Concorde Christian Hornig als Spieler nämlich schon einmal den Sachsenmeistertitel für Delitzsch. Damals mit sagenhaften 52:0 Punkten. Die sind freilich nicht zu erreichen – aber für die„Mission Oberliga“ zählt nur Rang eins. Am Montagabend bekam die Mannschaft vor einem extra anberaumten Sondertraining die Informationen zum Trainer-Entscheid. Dann wurde in der Artur-Becker- Halle geübt. Insgesamt hat Hornig vier Trainingstermine, um die Mannschaft auf die bevorstehende Auswärtsfahrt nach Radeburg einzuschwören. Dort erwartet den Tabellenzweiten in der ausverkauften Paul-Tiedemann-Sporthalle bei der Premiere von Hornig ein heißer Tanz. Die Delitzscher und Radeburger verbindet ohnehin nicht gerade eine innige Freundschaft. In der vergangenen Saison hatte der TSV nach der Niederlage in Delitzsch Einspruch eingelegt, Streitpunkt war der NHV- Siegtreffer mit dem Abpfiff. Das Ergebnis wurde annulliert und die Saison ging in die Verlängerung – das für Platz eins nicht mehr wichtige Match wurde nach dem letzten Spieltag nachgeholt. Der NHV gewann mit 32:28 und sammelte die zwei Zähler doch noch ein.
Gleich im ersten Match der Saison 2015/16 gab es ein Wiedersehen und lange Gesichter bei Gastgeber Delitzsch. Der große Aufstiegsfavorit kam gegen den Mitbewerber über ein 27:27 nicht hinaus – und dabei sogar noch mit einem blauen Auge davon. Zur Halbzeit hatte es 12:15 gestanden, Michael Schneider raufte sich mehrfach die Haare und tigerte wie angestochen durch die Teamzone. Auch Jan Jungandreas verhinderte mit seinen neun Treffern nicht den ersten Punktverlust. Nun wird der an der Schulter verletzte Sohn des einstigen Delitzscher Bundesliga-Coaches Uwe Jungandreas „tatenlos“ – aber mit ziemlicher Sicherheit nicht schweigsam – als Mitglied des neuen Trainerteams an der Seite stehen.
Jens Terseniak / Torsten Teichert, Leipziger Volkszeitung vom 6.Januar 2016

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