Sonntag, 13. Dezember 2015

SV Koweg Görlitz - NHV 26:25 (16:11)

NHV bekommt an der Grenze Grenzen aufgezeigt

Die Reise in die östlichste Stadt Deutschlands ging für die Delitzscher am Sonntag im sechsten Jahr schon zum fünften Mal gehörig in die Turnhose. In einem Spiel mit miserabler erster und – vor allem kämpferisch – starker zweiter Hälfte verloren die Loberstädter am 10. Spieltag der Sachsenliga beim SV Koweg Görlitz mit 25:26 (11:16). Durch die erste Saisonniederlage müssen sich die Delitzscher in der Tabelle nun einstweilen hinter dem an diesem Wochenende spielfreien TSV 1862 Radeburg einsortieren, können aber schon am kommenden Wochenende mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Hoyerswerda den Platz an der Sonne zurückerobern.
Unter den neugierigen Augen des nach Verlustpunkten ärgsten Aufstiegskonkurrenten Radeburg zeigte sich bereits in den ersten Spielminuten, dass die aus einer aggressiven 6:0-Deckung aufspielende Koweg-Sieben unbedingt beide Punkte daheim behalten wollte. Im Gegensatz dazu gelang es dem vermeintlichen Favoriten aus der Loberstadt in der 1. Halbzeit weder im Angriff noch in der Abwehr auch nur einigermaßen Normalform zu erreichen. Der Ball lief nicht wie gewohnt durch die Delitzscher Reihen, wodurch das Angriffsspiel der Gäste ein ums andere Mal ins Stocken geriet. Dies wiederum führte dazu, dass sich die Concorden immer wieder in Einzelaktionen aufrieben, was in Mannschaftssportarten wie Handball traditionell keine gute Idee ist. Das wohl größte Manko in der ersten Hälfte war das Rückzugsverhalten – 8 von 15 Toren aus dem Feld erzielte Görlitz aus der 1. und 2. Welle oder über die schnelle Mitte. Da nützte es auch wenig, dass die Concorden den Gastgeber zumindest im Positionsangriff relativ gut im Griff hatten. Zu allem Übel konnten diesmal – ganz im Gegensatz zu den vorherigen Partien – auch die Torhüter Gabor Pulay und Max Neuhäuser keine Glanzpunkte setzen. Als es dann in den letzten Minuten vor dem Halbzeitpfiff auch noch einige überhastete Abschlüsse auf den Spielberichtsbogen des eifrig mitschreibenden Delitzscher Co-Trainers Martin Möhle schafften, war die Pausensirene fast schon eine kleine Erlösung.
Die Kabinenansprache des Delitzscher Cheftrainers Michael Schneider wird es wohl in sich gehabt haben, denn obwohl sich der Rückstand zunächst sogar noch auf 11:17 erhöhte, zeigten die Concorden nun ein deutlich verbessertes Rückzugsverhalten  und gingen im Abwehrverbund  endlich mit der nötigen Aggressivität zu Werke. Und tatsächlich, eine Viertelstunde vor Schluss war der Anschluss geschafft. Dank eines Doppelschlags von NHV-Routinier Marcel Ulrich führte Görlitz auf einmal nur noch 20:19. Doch so sehr sich die Delitzscher auch mühten, der Ausgleich wollte einfach nicht gelingen. Zwar konnte sich nun auch Gabor Pulay im NHV-Tor immer wieder mit schönen Paraden auszeichnen. Bedauerlicherweise landeten die Abpraller jedoch mit schöner Regelmäßigkeit beim Gegner, der diese Einladung dankbar annahm. Dazu gesellten sich Schiedsrichterentscheidungen, bei denen das Prädikat „merkwürdig“ noch geschmeichelt erscheint. Trotz allem müssen sich die Delitzscher den Vorwurf gefallen lassen, nicht wenigstens einen Punkt mitgenommen zu haben, denn Möglichkeiten gab es zur Genüge. Da passt es ins Bild dieses gebrauchten Tages, dass das letzte Delitzscher Tor – der vermeintliche Ausgleich – von den Neugersdorfer Schiedsrichtern zurückgepfiffen wurde, so dass die Hausherren den 26:25-Erfolg knapp über die Zeit retteten.
Der erkennbar konsternierte Delitzscher Co-Trainer Martin Möhle hatte anschließend Mühe, ein sachliches Fazit zu formulieren: „Ich bin sehr enttäuscht. Mit der ersten Hälfte können wir absolut nicht zufrieden sein. Sowohl im Angriff als auch in der Abwehr haben wir weit unter unseren Möglichkeiten gespielt. Kämpferisch gut war die 2. Halbzeit. Da hat sich jeder zerrissen und wir konnten den Rückstand fast noch aufholen. Leider sind wir häufig an den gerissenen Lücken im Görlitzer Abwehrverbund vorbeigelaufen und haben die falsche Wurfentscheidung getroffen.“ Auch der mit Schulterverletzung bis zum Saisonende ausfallende NHV-Torjäger Jan Jungandreas war untröstlich: „Da kämpfen wir uns nach einem 6-Tore-Rückstand noch einmal ran und bringen uns dann um die Belohnung.“ Dass es zur Stellenbeschreibung eines guten Trainers gehört, seine Schäfchen auch nach bitteren Niederlagen wieder aufzubauen, weiß auch Martin Möhle: „Letztendlich geht durch die Niederlage die Welt nicht unter. Wir müssen nun die Ruhe bewahren, die entsprechenden Lehren ziehen und nächste Woche in Hoyerswerda eine angemessene Reaktion zeigen.“

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