Sonntag, 19. April 2015

HSG Neudorf/Döbeln - NHV 33:30 (15:13)

Starkes Comeback von Strehle, Concordia verliert trotzdem

Im letzten Auswärtsspiel der Saison unterlag eine aus vielerlei Gründen dezimierte Delitzscher Rumpftruppe beim Drittletzten der Sachsenliga-Tabelle in Döbeln letztlich verdient mit 30:33. Der NHV verharrt dadurch auf Platz 4, hat aber bei noch zwei ausstehenden Heimspielen alle Chancen, sich in der Abschlusstabelle auf einen Podestplatz zu verbessern. Schon bei der Erwärmung gruben sich tiefe Sorgenfalten in die Mienen der mitgereisten Delitzscher Fans ein, denn neben den bereits vorab bekannten Ausfällen Marcus Ulrich, Steve Müller, Jan Jungandreas und Ivo Doberenz mussten auch Lucas Mittag und Torhüter Stephan Sarközi kurzfristig passen. Entsprechend erfreut wurde daher auch registriert, dass sich der unmittelbar nach Saisonbeginn aus beruflichen Gründen nach Bayern ausgewanderte einstige Publikumsliebling Matthias Strehle trotz siebenmonatiger Handballpause und lediglich zwei (!) gemeinsamer Trainingseinheiten bereit erklärt hatte, für den Notfall zur Verfügung zu stehen. Gegen die heimstarken Döbelner taten sich die NHV-Männer in der Abwehr von Beginn an sehr schwer. Die Abstimmung stimmte nicht und die nötige Aggressivität ließ zu wünschen übrig. Als dann auch noch Kapitän Marcus Leuendorf erst mit blutender Nase auf die Bank und kurz darauf nach einem vollkommen überflüssigen Foul mit Rot unter die Dusche musste, war der Notfall gekommen, für den Matthias Strehle mit nach Döbeln gefahren war. Fast so als wäre er nie weg gewesen, konnte sich der Rückkehrer erstaunlich gut ins Delitzscher Spiel integrieren und mit wichtigen Toren immer wieder Akzente setzen. Jedoch gesellten sich zur schwachen NHV-Abwehr auch immer wieder technische Fehler sowie eine eklatante Abschlussschwäche vor dem gegnerischen Tor. Selbst der sonst so treffsichere Malte Unkell brauchte fast eine komplette Halbzeit, ehe ihm endlich sein erstes Tor gelang. Dazu gesellte sich eine weitere unnötige rote Karte gegen den ehemaligen Döbelner Enrico Henoch, die unmittelbar vor der Halbzeitpause dafür sorgte, dass NHV-Coach Michael Schneider kein einziger gesunder Wechselspieler mehr zur Verfügung stand. Doppelt ärgerlich, dass die Strafe von den Schiedsrichtern mit einem Bericht versehen wurde, sodass Henoch nun eine Sperre von mindestens zwei Spielen droht. In der zweiten Halbzeit gaben sich die noch verbliebenen Concorden erkennbar Mühe, eine dem Namen gerecht werdende Abwehrarbeit zu leisten und agierten nun viel aggressiver. Doch nicht nur das. Im Angriff gingen die NHV-Spieler nun immer wieder in die Nahtstellen und konnten dadurch einige Zeitstrafen gegen Döbeln provozieren. Auch über die schnelle Mitte und die zweite Welle gelangen einige Tore, sodass die Concorden gut zehn Minuten nach Wiederanpfiff durch den nun deutlich treffsichereren Malte Unkell sogar erstmals in Führung (19:20) gingen. Nun allerdings rächte sich die dünne (und selbstverschuldet weiter dezimierte) Personaldecke, denn mangels Wechselmöglichkeiten ließen die Kräfte ebenso nach wie sich technische Fehler und Fehlwürfe häuften. Da in Döbeln mit Max Neuhäuser nur einer der drei etatmäßigen NHV-Torhüter zur Verfügung stand, fiel es umso mehr ins Gewicht, dass dieser ausgerechnet in dieser Partie sein Leistungsvermögen bei weitem nicht abrufen konnte. Döbeln verstand es geschickt, die Delitzscher Schwächen auszunutzen und gewann am Ende verdient mit 33:30. Co-Trainer Martin Möhle ärgerte sich anschließend, „dass wir uns heute durch einige Undiszipliniertheiten in der ersten Halbzeit selbst geschadet haben.“ Zur Pause sei man noch in Schlagdistanz gewesen und habe in der zweiten Halbzeit viel investiert. „Allerdings konnten wir uns für den großen Aufwand nicht belohnen. Im Angriff ließen wir einfach zu viele Gelegenheiten ungenutzt und auch die Torhüterleistung war heute nicht ausreichend, um das Spiel am Ende noch für uns zu entscheiden“, so Möhle. Da die Mitbewerber um einen Podestplatz Hoyerswerda (Remis gegen Leipzig) und Radeburg (Niederlage in Weinböhla) ebenfalls patzten, ist für die Delitzscher Handballer ein Medaillenrang nach wie vor das realistische Ziel. Dafür muss allerdings am Samstag um 18 Uhr in der Artur-Becker-Halle unbedingt mal wieder gepunktet werden. Zu Gast wird dann der Tabellenneunte aus Cunewalde sein.
Jens Teresniak, Leipziger Volkszeitung vom 21.April 2015

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