Eine ordentliche Halbzeit hat den Mannen des NHV Concordia Delitzsch gereicht, um die Vizemeisterschaft der Handball-Sachsenliga klarzumachen. Mit 30:26 (14:15) bezwang das Team von Trainer Michael Schneider am Sonnabend vor fast vollen Becker- Hallen-Rängen die SG LVB Leipzig II.
Als das letzte Signalhorn der Saison verklungen war, platzte NHV-Kapitän Matthias Juknat endlich mit der Wahrheit heraus. "Von der Sache her wollten wir schon nach oben. Auch wenn wir uns nach außen hin zurückgehalten haben." Inoffiziell lautete das Ziel also doch Aufstieg. Der ist jetzt um ein Jahr verschoben. Wirklich sauer war der Capitano deswegen aber nicht. "Respekt vor der Mannschaft. Auf dem, was wir geleistet haben, können wir aufbauen", sagte Juknat.
Aufbauen können er und seine Kollegen allemal auf den zweiten 30 Minuten gegen die LVB-Reserve. Da verschmolzen Spielwitz und konsequente Abwehrarbeit zu einem ansehnlichen großen Ganzen. Zuvor bedurfte es allerdings eines Erweckungserlebnisses. Kurz vor der Pause lagen die Concorden mit drei Toren zurück, kassierten eine doppelte Unterzahl und schienen geradewegs ins Leipziger Gleisbett zu stolpern. Dann aber hielt der eingewechselte David Pulay einen Siebenmeter und geriet für die Gäste fortan zu einem "Paradebeispiel".
Beide Mannschaften kamen völlig verändert aus den Kabinen. Delitzsch wollte nun unbedingt seinen Heimnimbus wahren, während Leipzig zusehends auseinanderfiel. Nicht zuletzt, weil der überragende Marcus Leuendorf (im Vorjahr noch beim LVB-Drittliga-Team unter Vertrag) heiß lief, auch Harakiri-Würfe unterbrachte. "Es lief einfach gut. Ich hab' sie das ein oder andere mal überlistet", befand der listige Leuendorf anschließend. Und weil die LVB in Halbzeit zwei bis auf den brandgefährlichen David Frenzel offenbar die Weichen falsch gestellt hatte, feierten die Hausherren nach dem Abpfiff ihren Vizetitel ausgelassen inmitten eines kühlen Stromes aus Freibier.
Selbst Coach Michael Schneider sah an diesem Freudentag gnädig über die wenig berauschende erste Hälfte hinweg "Da waren wir nicht ganz auf der Platte, aber das kann ich den Jungs nicht verübeln." Und außerdem lief am Ende ja doch alles in die richtige Richtung. Grund: "Ein Handballspiel besteht aus 60 Minuten." Da hatte der Trainer wohl noch ein paar Pfennige für die Phrasensau beiseite geschafft. Ob vor der neuen Saison die Kampfansage gen Aufstieg folgt? In jedem Fall soll der Kader verjüngt werden. Momentan zieren gleich sechs Herren jenseits der 30 den Kader, darunter Schlüsselspieler wie Marcel Ulrich (der übrigens heute 33 wird - Glückwunsch Ulle!), Marcus Leuendorf und eben Matthias Juknat. Schauen wir mal.
Johannes David, Leipziger Volkszeitung vom 22.April 2013
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