Das Unerwartete und das Unerwünschte ist doch eingetreten. Am Sonntagabend musste sich der Gastgeber, die SG DHfK/NHV Delitzsch, in der Handball-Sachsenliga mit 26:27 Toren geschlagen geben. Der Kontrahent SC Riesa, im unteren Tabellendrittel platziert, feierte diesen Sieg ausgelassen, reiste das Team um Trainer Peter Helbig doch als Außenseiter an den Lober. Die Analyse von SG-Coach Michael Schneider fällt dann auch ernüchternd aus: "Wenn man erst sieben Minuten vor Schluss anfängt zu decken, dann ist das zu spät." Er machte das Defensivverhalten seiner Spieler als das Manko dieser Begegnung aus.
Während sich die Unparteiischen im leuchtenden Neonrot in der Halle warmliefen, redete Schneider auf seine Jungs gebetsmühlenartig in der Kabine ein. "Aggressiv auf die Schützen zugehen, die Ballseite dicht machen, die Außen extrem weit mit reinholen, um den Platz für den quirligen Kreisläufer einzuengen, die Rückraumwerfer früher stören." Gehört haben sie die Worte wohl alle, auf der Platte umsetzen konnte sie fast keiner. Erst in den Schlussminuten besann man sich offenbar des Gehörten, doch da waren die Messen bereits gesungen. Zehn Minuten vor Schluss lagen die Gastgeber mit fünf Toren zurück. Ballverluste im Vorwärtsgang, Fehlwürfe, technische Fehler, aber auch Pech sowie Unvermögen, wie es Schneider nennt, waren dafür die Ursachen. Teils behinderten sich die SG-Spieler in den Laufwegen gegenseitig.
Die Riesaer Rückraumschützen Christoph Straubel und Bennet Leuschke bekamen die SG-Abwehr eigentlich das gesamte Spiel hinweg nicht in den Griff. Fast nach belieben zogen sie unbedrängt ab und trafen meist. Den Rückstand holten die Schneider-Jungs dank athletischer Vorteile wieder auf, vermochten es dann aber nicht, sicherer zu agieren. Fangfehler führten zu unnötigen Ballverlusten, die den Riesaern voll ins Konzept passten. Tom Rädler nutzte die Chance zum 27:25 für die Gäste. Jan Jungandreas schaffte zwar noch den Anschlusstreffer, doch mehr war in den verbleibenden Sekunden der Partie nicht mehr drin. Riesa nahm zudem noch eine taktische Auszeit und blieb im Ballbesitz. Clever spielten die Nudelstädter die Zeit herunter.
"Es lag an der schlechten Abwehr", lautete ganz schlicht die Antwort von Matthias Stehle auf die Frage nach der Ursache für die Niederlage. Er wollte es nach dem Abpfiff nicht wirklich glauben, was da gerade passiert ist. "So schlecht haben wir glaube ich in dieser Saison noch nie gespielt", fügte er noch an und vergrub sein Gesicht in einem Handtuch. Mehr wollte er dann auch dazu nicht sagen.
Der Delitzscher Marcel Ulrich sah es ähnlich. Für ihn war vor allem die erste Halbzeit ausschlaggebend für die Niederlage. Dort lagen die Gastgeber schon mit 14:16 zurück. Die Anzahl der Gegentore war einfach zu hoch und offenbarte gravierende Schwächen im Abwehrverbund. "Mit unserer drei-zwei-eins-Abwehr sind wir gegen diese Mannschaft, die sehr viel über den Rückraum spielt, nicht klar gekommen. Wir sind meist immer einen Schritt zu spät am Mann gewesen." Ulrich führt dies aber auch auf den Kräfteverschleiß, der jetzt gegen Ende der Saison eintritt, zurück. "Wir wollten unbedingt gewinnen, das war hoffentlich auch zu sehen, denn wir wollten Platz drei erreichen. Doch gerade in der Schlussphase fehlt dann die Kraft." Ulrich ärgerte sich über die verlorene Punkte. "Wir werden weiter arbeiten, die Fehler analysieren und nach vorn blicken", sagte der 31- Jährige, der teils auch Defizite in der Motivation der Spieler sieht. Er machte dies an der Tabellensituation fest. "Es geht nicht nach oben und nach unten ist auch viel Platz." "Geistig zu langsam, körperlich teils nicht anwesend", schätzte Coach Schneider sein Team ein. "Ich weiß nicht, was bei einigen heute im Kopf rumging."
Ditmar Wohlgemuth, Leipziger Volkszeitung vom 13.März 2012
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